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Wirtschaft: Metallindustrie befürchtet noch weniger Lehrstellen Gesamtmetall-Chef Kannegiesser verteidigt Tarifabschluss

(alf). Im größten Industriebereich wird es vermutlich dauerhaft weniger Ausbildungsplätze geben.

(alf). Im größten Industriebereich wird es vermutlich dauerhaft weniger Ausbildungsplätze geben. Nach Einschätzung des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall wird sich die Zahl der Lehrstellen in der Metall und Elektroindustrie langfristig bestenfalls „um 65000 herum einpendeln“, vor drei Jahren waren es noch 72000. „Mit sehr viel Optimismus gehe ich davon aus, dass die Zahl der Arbeitsplätze in unserer Branche nur sehr leicht sinken wird“, sagte Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser am Donnerstagabend in Berlin. Voraussichtlich werde die Metallindustrie künftig mehr akademisch ausgebildete Arbeitskräfte benötigen. Der Bedarf an Facharbeitern werde stagnieren und der Anteil an Geringqualifizierten sinken. Kannegiesser warnte vor einer gesetzlichen oder tariflichen Ausbildungsumlage. Es gehe vielmehr darum, die Berufsausbildung unabhängiger von der Konjunktur zu machen. Dazu regte er weitere „verbandliche Ausbildungsprogramme“ an. So gebe es in Bayern und Baden-Württemberg besondere Ausbildungsprogramme für lernschwache Jugendliche. Die Ausweitung solcher Programme würde die Lehrstellensituation „garantiert entspannen“, hingegen sei eine Lehrstellenabgabe „in der Praxis vorn und hinten nicht zu gebrauchen“.

Der Gesamtmetallpräsident resümierte die abgeschlossene Tarifrunde, bei der sich die Arbeitgeber nicht durchsetzen konnten. Die IG Metall verhinderte sowohl eine Öffnungsklausel für die Betriebe als auch die Möglichkeit längerer Arbeitszeit ohne Lohnausgleich. Zwar habe die Gewerkschaft akzeptiert, dass es Situationen gebe, in denen die Kosten der Unternehmen zu reduzieren seien. „Allerdings hat sie auch deutlich gemacht, dass sie bei solchen Maßnahmen ausdrücklich mit im Boot sein will“, sagte der Arbeitgeberpräsident über die IG Metall. Man habe also in den Verhandlungen „an der Bruchkante zu einem Großkonflikt“ gestanden. Womöglich hätte man in einem Arbeitskampf die Öffnungsklausel durchsetzen können. Aber wie solle man eine solche Klausel nach einem Konflikt mit „verbrannter Erde“ umsetzen, fragte Kannegiesser mit Blick auf die zumeist der IG Metall angehörenden Betriebsräte. Nach dem schließlich erreichten Abschluss komme es nun darauf an, dass Betriebs- und Tarifparteien gemeinsam abweichende Regelungen vom Tarifvertrag vereinbarten. „Ob das gelingt, wissen wir nicht“, räumte Kannegiesser ein.

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