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Media-Markt und Saturn verkaufen in etwa alles, was in deutschen Haushalten elektrisch betrieben wird - auch Waschmaschinen.

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Metro-Bilanz: Gewinn wäre geil

Der Preiskampf in der Elektronikbranche belastet die Metro-Tochter Media-Saturn. Daran ändert auch der Fernseher-Kaufrausch zur Fußball-EM nichts. Doch Konzernchef Koch sieht "gigantisches Wachstumspotenzial".

Berlin – Die Europameisterschaft, sie scheint zumindest zeitweise die Euro-Krise in den Köpfen der deutschen Verbraucher verdrängt zu haben. Bei den Elektronikhändlern Media-Markt und Saturn, die im Zuge des Turniers große Werbekampagnen gefahren hatten, legten die Erlöse in den vergangenen Monaten kräftig zu, besonders Flachbildfernseher waren gefragt. Beide Marken, die als Media-Saturn-Holding zu Deutschlands größtem Handelskonzern Metro gehören, verbuchten von April bis Juni einen Umsatzzuwachs von 11,4 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. „Das ist das stärkste Wachstum seit 2009“, sagte Metro-Finanzvorstand Mark Frese am Dienstag in Düsseldorf bei der Präsentation der Quartalszahlen. Auch andere Unternehmen der Branche verkauften gut: Das Statistische Bundesamt vermeldete im Juni ein preisbereinigtes Umsatzplus im Einzelhandel von 2,9 Prozent – allerdings nur im Vergleich zum Vorjahr. Mit Blick auf den Vormonat waren die Erlöse zum dritten Mal in Folge leicht rückläufig. Zwar konnte Media-Saturn insgesamt trotz der deutlich schwächeren Erlöse in den Krisenländern Südeuropas den Umsatz im zweiten Quartal um 4,5 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro steigern. Doch Konzernchef Olaf Koch fand am Dienstag eher zurückhaltende Worte: „Hier ist niemand, aber auch niemand euphorisch“, sagte er. Denn vom gestiegenen Umsatz bei Media-Saturn kam im Ergebnis nur wenig an: Zwar lag der operative Gewinn in Deutschland im Plus, insgesamt ergab sich für die Elektronik-Tochter aber ein Betriebsverlust von 59 Millionen Euro – 15 Millionen mehr als im Vorjahresquartal. Der Konzern begründet dies unter anderem mit dem kostspieligen Aufbau des Online-Geschäfts und der neuen Preisstrategie. Um sich gegen so starke Wettbewerber wie Amazon zu behaupten, hatten Media-Markt und Saturn die Preise gesenkt. Mit dem Online-Geschäft, das erst kürzlich an den Start ging, setzte die Tochter 164 Millionen Euro im ersten Halbjahr um – das entspricht nur knapp vier Prozent der Gesamtumsätze. Es gebe in diesem Bereich aber „gigantisches Wachstumspotential“, sagte Koch.

Bedrückende Zahlen. Metro-Chef Olaf Koch musste fürs zweite Quartal bei Media-Saturn einen operativen Verlust von 59 Millionen Euro vermelden. Foto: dapd
Bedrückende Zahlen. Metro-Chef Olaf Koch musste fürs zweite Quartal bei Media-Saturn einen operativen Verlust von 59 Millionen Euro vermelden. Foto: dapd

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Zudem ist der Konflikt mit Minderheitsgesellschafter und Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals noch nicht beigelegt. Vor Gericht kämpft die Metro, die 75 Prozent der Anteile an der Kette hält, mit Kellerhals um das Sagen bei Media-Saturn. Derzeit müssen alle wichtigen Entscheidungen im Unternehmen mit 80-prozentiger Mehrheit getroffen werden, Kellerhals hat mit seinem Anteil von 22 Prozent quasi ein Veto-Recht, das die Metro aushebeln möchte. Entscheidungen zum Tagesgeschäft und zur Strategie etwa sollen nach dem Willen des Konzerns künftig in einem Beirat mit einfacher Mehrheit entschieden werden. Kellerhals, der sich mit der Metro immer wieder über den Kurs bei Media-Saturn streitet, will das verhindern. Ein Schiedsgericht soll voraussichtlich am 8. August über den Fall entscheiden, das Oberlandesgericht München soll einen Tag später urteilen. „Es geht uns und mir um die Zukunft der Firma“, sagte Koch. „Der Handlungsbedarf ist groß, eine Neuausrichtung ist überfällig“. Unter dem Strich musste Koch für die Metro-Gruppe, zu der neben Media-Saturn noch die Warenhauskette Kaufhof, die Supermarktkette Real und der Großhändler Cash & Carry gehören, im zweiten Quartal einen Verlust in Höhe von 28 Millionen Euro vermelden, bei einem Umsatzplus von knapp zwei Prozent auf 15,8 Milliarden Euro. Ohne Sonderfaktoren wie den Ausstieg aus dem Großhandelsgeschäft in Großbritannien legte der operative Gewinn jedoch von 306 auf 314 Millionen Euro zu. Die gestiegenen Umsätze seien der Beweis, dass die neue Strategie „erste Früchte“ trage, sagte Koch. Der Vorstandschef hatte im März neben einem größeren Serviceangebot und Preissenkungen angekündigt, 100 Millionen Euro einsparen zu wollen.

Weltweit sollen im Zuge dessen rund 900 Stellen abgebaut werden. Koch bestätigte trotz einer „Verschlechterung des Konsumklimas“ die Prognose fürs Gesamtjahr. „Wir haben trotz starkem Gegenwind an Fahrt gewonnen“, sagte er. Das erfreute die Anleger, und ließ die Metro-Aktie um drei Prozent steigen.

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