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Metro: KaDeWe unter einem Dach mit Kaufhof?

Metro will seine Warenhauskette Kaufhof mit den Karstadt-Häusern des Konkurrenten Arcandor, zu dem auch das Berliner KaDeWe gehört, verschmelzen. Trotz großer Finanznot ist der um Staatshilfe ringende Arcandor-Konzern von der Idee alles andere als begeistert.

Das Berliner KaDeWe bleibt möglicherweise in deutschem Besitz. Am Sonntag bestätigte der Handelskonzern Metro sein Interesse an den rund 120 Karstadt-Häusern des Konkurrenten Arcandor, zu dem auch das Luxus-Warenhaus am Wittenbergplatz gehört. Man sei bereit, die eigene Warenhauskette Kaufhof mit dem verlustreichen Karstadt-Geschäft unter einem gemeinsamen Dach zusammenzuführen, sagte ein Sprecher auf Anfrage.

Metro plane, künftig einen Anteil von knapp 50 Prozent an einer zu gründenden "Deutschen Warenhaus AG" zu tragen. Den Rest sollen Karstadts Vermieter und Arcandors Gläubigerbanken übernehmen. Konkrete Gespräche dazu gebe es noch nicht, räumte der Metro-Sprecher ein. Das Angebot sei aber ernst gemeint.

Die Zukunft der rund 1600 Mitarbeiter im Berliner KaDeWe ist damit weiterhin unklar. Im April hatte Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick mitgeteilt, das Berliner Warenhaus zusammen mit dem Alsterhaus in Hamburg, Oberpollinger in München und einigen anderen der insgesamt 92 deutschen Kaufhäuser in eine neue Gesellschaft namens Atrys auszugliedern. Damit will Eick die Häuser attraktiv für Investoren machen. Bislang scheint diese Taktik aufzugehen: Bereits wenige Tage später gab es nach Konzernangaben erste Anfragen - vor allem aus dem Ausland. Unter anderem zeigte der französische Warenhauskonzern Printemps Interesse. Für den Fall, dass das Metro-Angebot Erfolg hat, dürfte sich der Verkauf der Premiumhäuser und damit auch des KaDeWe erledigt haben.

Konkurrenz macht Druck auf Eick

Das überraschende Angebot von Metro-Chef Eckhard Cordes, der noch vergangenen Mittwoch Kaufabsichten für Karstadt dementiert hatte, dürfte Arcandors Verhandlungen um eine Bundesbürgschaft durchkreuzen. Der Essener Konzern, der mit seinen Gläubigerbanken bis zum 12. Juni eine Anschlussfinanzierung aushandeln muss, um nicht in Zahlungsschwierigkeiten zu geraten, fordert von Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) eine staatliche Kreditgarantie über 650 Millionen Euro. Das offenbarte die Arcandor-Führung am Sonntag ihrem Aufsichtsrat. So sollen die Gläubigerbanken zu einem Festhalten an ihrem Engagement bewegt werden. Die Staatshilfe aber dürfte es nur dann geben, wenn sich für Arcandor keine privaten Investoren finden.

Doch die melden sich nun zuhauf. Nicht nur die Rewe-Gruppe signalisiert Interesse an Arcandors Reisetochter Thomas Cook. Auch die Otto-Gruppe hat Fühler ausgestreckt, um die Karstadt-Sport-Häuser zu übernehmen. Mit ihnen will Otto die eigene Kette Sport-Scheck ergänzen, heißt es in Unternehmenskreisen. Zudem würde man gerne einzelne Versender aus Arcandors Katalogsparte Primondo kaufen. Eine Staatshilfe ist für Arcandor also längst nicht mehr sicher.

Arcandor fürchtet Schließungswelle bei Karstadt

Entsprechend skeptisch reagierte Arcandor am Sonntag auf den Metro-Vorstoß. "Metro-Chef Eckhard Cordes versucht zu verhindern, dass wir die staatlichen Mittel erhalten", monierte man in Unternehmenskreisen. Offiziell sagte ein Sprecher: "Wir verschließen uns nicht den Gesprächen - auch wenn wir die Sinnhaftigkeit nicht als erwiesen ansehen." Bei Arcandor gibt man zu bedenken, dass durch die Fusion Karstadt-Kaufhof rund ein Drittel aller Filialen geschlossen würden, was Branchenbeobachter als "Blutbad" werten. Doch der Vorgänger des amtierenden Arcandor-Chefs Eick, Thomas Middelhoff, hatte einen Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof selbst noch bis vor kurzem favorisiert. Einsparungen von bis zu 400 Millionen Euro jährlich seien durch den Zusammenschluss zu realisieren, schwärmte er bis zu seiner Abdankung im Februar 2009.

Middelhoff war mit der Rettung des einst unter Karstadt-Quelle firmierenden Konzerns gescheitert. Mit umfangreichen Firmen- und Immobilienverkäufen hatte er zwar die Kasse aufgebessert, das Geld wurde anschließend aber durch das schleppende Geschäft aufgezehrt. Die Nettofinanzverschuldung blieb mit über zwei Milliarden Euro nahezu konstant auf hohem Niveau. Weil Karstadt nun jedoch zusätzlich hohe Mieten für seine Häuser zahlt, hat sich der Niedergang noch beschleunigt.

Rettung ist mehr als fraglich

Ob die Deutsche Warenhaus AG für Arcandor die Rettung bringt, ist mehr als fraglich. Rund die Hälfte der Anteile nämlich sollen von den Karstadt-Vermietern getragen werden, die gleichzeitig Zugeständnisse bei der Miethöhe leisten sollen. Für den Erwerber Highstreet – ein Konsortium aus Goldman-Sachs, Deutscher Bank und Pirelli Re – waren aber genau diese hohen Mietzusagen vor einem Jahr der Grund gewesen, für das Immobilienpaket einen außerordentlich hohen Kaufpreis auf den Tisch zu legen. Im Falle von Mietminderungen müssten sie deutliche Abschreibungen vornehmen.

Zudem blieben Arcandor nach einem Verkauf der verlustreichen Karstadt-Warenhäuser, der dem Konzern nach Einschätzung der Metro kein Geld bringen wird, nur noch die Konzernsparten Thomas Cook und der Versandhändler Primondo (Quelle). (cs (HB)/sf) 

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