zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Metro steht abseits beim großen Monopoly

Carrefour und Promodès - dieser Zusammenschluss lässt auch bei den Aktionären die Kasse klingeln. "Carrefour kann nach unserer Berechnung durch die Übernahme den Gewinn um rund 70 Prozent steigern", schwärmt Handelsexperte Andrew Fowler vom US-Wertpapierhaus Morgan Stanley Dean Witter.

Carrefour und Promodès - dieser Zusammenschluss lässt auch bei den Aktionären die Kasse klingeln. "Carrefour kann nach unserer Berechnung durch die Übernahme den Gewinn um rund 70 Prozent steigern", schwärmt Handelsexperte Andrew Fowler vom US-Wertpapierhaus Morgan Stanley Dean Witter. Er sieht ein gewaltiges Einsparpotenzial, weil beide Supermarktketten in Frankreich flächendeckend vertreten seien: Ein großer Teil der Lagerhaltung und der Verwaltung könne daher zusammengelegt werden. Auch andere Banken honorieren den Deal der Franzosen mit Expertenlob. Goldman Sachs hob die Einstufung der beiden Aktien an und sieht sie nun als "market outperformer" - billigt ihnen also überdurchschnittliche Chancen zu. Die Experten loben die Strategie, einen klaren Marktführer in Europa zu schaffen und damit die Voraussetzung für eine weltweite Expansion. Die neue Gesellschaft sei in 26 Ländern präsent. Salomon Smith Barney hob das Kursziel für Carrefour um 16 Prozent auf 155 Euro an. Davon war der Titel nach Ankündigung der Fusion allerdings zeitweise gar nicht mehr weit entfernt.

Uwe Weinreich von der BHF-Bank sieht nun auch neue Chancen im Ausland: Carrefour und Promodès könnten auch in Osteuropa die Expansionsgeschwindigkeit gemeinsam erhöhen. Sollten Anleger, die bei dem neuen Riesen einsteigen wollen, lieber Carrefour oder lieber Promodès kaufen? Die Antwort: Im Prinzip haben sich die Kursniveaus dem künftigen Umtauschverhältnis (sechs Carrefour für eine Promodès) weitgehend angeglichen. Sollte aber mit der Fusion doch noch etwas schiefgehen, dann dürfte der Carrefour-Kurs etwas stabiler bleiben.

Die spannendste Frage lautet nun: Wie werden die Konkurrenten reagieren? Die deutsche Metro-Gruppe, deren Name gerne im Zusammenhang mit möglichen Großfusionen genannt wird, ist nach Meinung der Dresdner Bank beim Branchenmonopoly außen vor. Die Familiengesellschafter, die immer noch die Mehrheit besitzen, würden niemals eine feindliche Übernahme oder eine Fusion, bei der Metro nur die zweite Geige spiele, zulassen. Andererseits habe die Metro im Lebensmittelhandel noch genug damit zu tun, die neu erworbene AllkaufGruppe in den Konzern zu integrieren. Wachstumsträger für den deutschen Konzern seien vor allem die Cash & Carry- und Mediamärkte. In beiden Bereichen sei Wachstum aber auch aus eigener Kraft oder durch kleinere Übernahmen möglich.

Die Metro hatte vor kurzem mit ihren Zahlen die Börsianer enttäuscht, ihr Kurs wurde aber im Sog der französischen Fusion deutlich belebt. In Frankreich arbeiten Metro und Carrefour bisher noch begrenzt zusammen: Bei über 70 Metro-Cash & CarryMärkten halte Carrefour einen Anteil von 20 Prozent, was den gemeinsamen Einkauf erleichtere, erläutert Weinreich von der BHF-Bank.

Ein weiterer großer Handelskonzern sitzt in den Niederlanden: Ahold. Diese Gruppe hat ein sehr starkes Standbein in den USA, möchte aber in Europa ihre Präsenz noch deutlich ausbauen. "Ahold ist unter Druck", meint Andrew Fowler von Morgan Stanley. "Der Vorstand hat immer gesagt, dass er in Europa zukaufen will. Aber was soll er jetzt noch erwerben?" Die Dresdner Bank sieht das anders: Sie empfiehlt Ahold sogar ausdrücklich. Die Niederländer hätten ein ausgezeichnetes Management und seien billiger zu haben als die Franzosen.

Frank Wiebe

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false