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Wirtschaft: MG Technologies verkauft Dynamit Nobel

Chemiesparte geht für 2,25 Milliarden Euro an US-Firma/7500 Arbeitsplätze angeblich gesichert

Frankfurt (Main) (ro). Früher als erwartet hat der Chemie und Anlagenbaukonzern MG Technologies aus Frankfurt (Main) einen Käufer für seine bei Dynamit Nobel angesiedelte Chemiesparte gefunden. Der größte Teil des Unternehmens geht im Herbst an das wesentlich kleinere amerikanische Spezialchemieunternehmen Rockwood Specialities Group. Die Kartellbehörden müssen der Transaktion noch zustimmen. Der Kaufpreis liegt nach Angaben beider Seiten bei 2,25 Milliarden Euro und damit im Rahmen der Vorstellungen, die MG-Chef Udo Stark mehrfach geäußert hat. Vom Verkauf sind rund 7500 der weltweit 12300 Arbeitsplätze bei Dynamit Nobel betroffen. Zwar gibt es keine Bestandsgarantie, in Frankfurt hält man die Jobs aber für sicher. Schließlich wolle Rookwood expandieren.

Verkauft werden im Detail die Dynamit- Nobel-Firmen Ceram Tec, Chemetall, Sachtleben und die Dynamit Nobel Explosiv- und Systemtechnik (DNES), die mit etwa 1,5 Milliarden Euro zwei Drittel des Gesamtumsatzes der MG-Tochter repräsentieren. Nicht betroffen sind die Kunststoffsparte von Dynamit Nobel und das Chemiehandelsunternehmen Solvadis. Auch da laufen die Gespräche mit Interessenten angeblich aber planmäßig.

Zum Erwerb ist das US-Unternehmen, das 2003 mit 700 Millionen Euro weniger als ein Drittel des Jahresumsatzes von Dynamit Nobel erzielte, auf eine Kapitalerhöhung angewiesen. Sie wird von der US-Beteiligungsgesellschaft Kohlberg Kravis Roberts und der schweizerischen Credit Suisse First Boston garantiert. Die Finanzierung des Geschäftes ist jedenfalls nach Angaben eines MG-Sprechers fest zugesagt.

Für MG-Chef Stark signalisiert der Verkauf einen wesentlichen Schritt bei der Neuausrichtung der MG. „Durch die Zusammenführung von Dynamit Nobel und Rockwood entsteht ein weltweit führendes Unternehmen für Spezialchemie und innovative Werkstoffe. Der Verkauf berücksichtigt die Interessen aller Beteiligten, auch der Arbeitnehmer“, sagte Stark, der vor einem Jahr den umstrittenen MG-Chef Kajo Neukirchen abgelöst und einen radikalen Umbau der MG eingeleitet hat. Mit dem Verkaufserlös will Stark die Schulden abbauen und gleichzeitig durch freie Mittel in Höhe von einer Milliarde Euro das eigenständige Wachstum und Übernahmen finanzieren. MG, die ehemalige Metallgesellschaft, will sich künftig nur noch auf den Anlagenbau konzentrieren.

Rockwood mit Sitz in Princeton im US-Bundesstaat New Jersey wird künftig rund 10000 Menschen beschäftigen und einen Jahresumsatz von etwa 2,2 Milliarden Euro erzielen, vor allem als Zulieferer der Automobilindustrie. Die Sicherheit der Arbeitsplätze, so heißt es bei MG, sei auch deshalb gewährleistet, weil Rockwood in Europa noch nicht vertreten sei und generell das Geschäft ausbauen wolle. Wert legt man bei MG auch darauf, dass mit dem Verkauf Dynamit Nobel nicht zerschlagen werde.

Faktisch aber wird Dynamit Nobel aufgespalten. Denn zwei weitere wichtige Firmen aus der Gruppe mit rund 5000 Arbeitsplätzen gehen an andere Eigentümer. Damit endet eine fast 140-jährige Geschichte von Dynamit Nobel unter einem deutschen Eigentümer. Gegründet wurde die Firma 1865 als Alfred Nobel&Co in Hamburg. Zwei Jahre später wurde das Dynamit erfunden. 1949 entstand Dynamit Nobel. Sukzessive entwickelte sich die Firma zu einem Spezialchemie- und Kunststoffanbieter. 1992 wurde sie von der Metallgesellschaft übernommen, der Ausbau des Unternehmens setzte sich fort. 2002 trennte sich Dynamit Nobel dann von seinen Ursprüngen und verkaufte das Sprengstoff- und Munitionsgeschäft. 2003 setzte Dynamit Nobel 2,3 Milliarden Euro um, der Gewinn vor Steuern lag bei knapp 190 Millionen Euro.

Zum Börsenschluss gehörte die MG-Aktie am Montag mit plus 3,6 Prozent auf 12,09 Euro zu den stärksten Gewinnern im M-Dax.

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