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Wirtschaft: Michael Jackson geht das Geld aus

Der King of Pop wurde freigesprochen – doch finanziell ist die Zukunft des Stars ungewiss

Von Ethan Smith Die Akten sind geschlossen: Michael Jackson muss nicht ins Gefängnis. Aber was wird aus seiner Karriere als Musiker? Am vergangenen Montag wurde Michael Jackson nach einem aufsehenerregenden Prozess in Kalifornien vom Vorwurf des Kindesmissbrauchs freigesprochen. Jetzt, da er das anstrengende Strafverfahren hinter sich hat, steht Jackson vor der Herausforderung, seine brachliegende Karriere als Musiker und seine wertvollen Anteile an einem Musikverlag zu retten.

Jackson, der einst einer der erfolgreichsten Musiker der Welt war, musste zusehen, wie seine Popularität in den vergangenen Jahren drastisch schwand – woran auch der Freispruch wohl kaum etwas ändern wird. Sein Image ist schwer beschädigt – nicht nur durch das Strafverfahren, sondern auch durch sein merkwürdiges Verhalten, das es der Öffentlichkeit schwer machte, sich auf seine Musik zu konzentrieren. Das führte dazu, dass die Rekordverkäufe, die 1982 mit dem Kassenschlager „Thriller“ begannen, seitdem stetig zurückgingen. Auch ist Jackson, der einst weltweit Stadien füllte, seit 1997 nicht mehr auf Tournee gewesen.

Walter Yetnikoff, der als geschäftsführender Präsident von CBS Records „Thriller“ betreut hatte, äußert Zweifel, dass dem Sänger ein Comeback gelingen wird. „Es ist ein monströses Schauspiel“, sagt er. „Warum sollte man annehmen, dass es wieder aufgeführt wird? Ich glaube nicht daran.“ Andere wiederum weisen darauf hin, dass das öffentliche Interesse an Michael Jackson nach wie vor hoch sei, wenn auch aus den falschen Gründen. Einige hoffen, dass er jetzt ein Underdog-Image bekommt. Während des Prozesses „hat Michael zunehmend wie ein verfolgter Held gewirkt“, sagt Jesse Jackson, der den Star während der Affäre beriet. „Es wirkte wie Michael Jackson gegen den Rest der Welt. Und er siegte. Wenn er heute Nacht im Madison Square Garden auftreten würde, wäre alles ausverkauft.“

Die Frage ist, wie dieses Interesse an seiner Person in klingende Münze verwandelt werden kann. Jackson, der auf einem Schuldenberg von 270 Millionen Dollar (223 Millionen Euro) sitzt, wird viele seiner Vermögenswerte verkaufen müssen, um flüssig zu bleiben.

Randy Phillips, Präsident und Hauptgeschäftsführer von AEG Live, einer der größten Konzertveranstalter in den USA, glaubt, eine Tournee könne Jackson unglaubliche Einnahmen verschaffen, vor allem, wenn er sich auf seine alten Hits konzentriere. Der King of Pop könne locker Arenen in den USA füllen, sagt Phillips, und anderswo, wo seine Popularität weniger gelitten habe, sogar größere Stadien. Allerdings: Wenn die Tournee wirklich profitabel sein solle, fügt der Manager hinzu, müsse der Sänger auf teure Ausstattung wie Armeen von Backstage-Sängern verzichten.

Michael Jackson habe außerdem keinen Plattenvertrag, heißt es aus dem Umfeld des Sängers. Seine langjährige Verbindung mit Epic Records, Teil von Sony BMG, das Sony und Bertelsmann gehört, ist beendet. Jacksons Verkaufszahlen sind nicht das, was sie einmal waren. Sein jüngstes Album „Invicible“ aus dem Jahr 2001 verkaufte sich nur zwei Millionen Mal und blieb damit weit unter früher erreichten Werten. „Thriller“ wurde 26 Millionen Mal verkauft, „Bad“ (1987) acht Millionen Mal und „Dangerous“ (1991) sieben Millionen Mal.

Auch seine geschäftlichen Aktivitäten werden den King of Pop vor ähnliche Probleme stellen. Jackson steht bei der Fortress Investment Group LLC tief in der Kreide. Im Mai hatte das Unternehmen einen Kredit der Bank of America in Höhe von 270 Millionen US-Dollar abgelöst, den Jackson für seinen verschwenderischen Lebensstil brauchte.

Die Kredite werden durch Jacksons hälftigen Anteil an Sony/ATV Music Publishing, ein Gemeinschaftsunternehmen von Sony und seinem eigenen Musikverlag Mijac, und durch seine Neverland Ranch in Süd-Kalifornien gesichert. Die Vermögenswerte werden zusammen auf mehr als 600 Millionen US-Dollar geschätzt.

Doch vielleicht gibt es für den Star noch Hoffnung: Informierten Kreisen zufolge soll einer der einflussreichsten Berater des Musikers in der jüngsten Vergangenheit, der Milliardär Ron Burkle aus Los Angeles, gesagt haben, dass Jacksons Finanzen nicht länger gefährdet seien. Ein Zwangsverkauf seiner Vermögenswerte müsse jedenfalls nicht stattfinden.

Texte übersetzt und gekürzt von Tina Specht (Japan), Svenja Weidenfeld (Jackson), Matthias Petermann (Schuldenerlass) und Christian Frobenius (China).

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