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Microsoft: Bill Gates zieht sich zurück

Der reichste Mann der Erde wird sich zukünftig karitativer Arbeit widmen und im Juli 2008 aus dem Tagesgeschäft bei Microsoft ausscheiden.

Redmond - Es ist das Ende einer Ära: Microsoft-Gründer Bill Gates will sich bis zum Juli 2008 aus dem operativen Tagesgeschäft des Softwaregiganten zurückziehen. Der reichste Mann der Welt will sich künftig um seine karitative Arbeit in der Stiftung Bill und Melinda Gates Foundation kümmern, die in den ärmsten Ländern der Welt Gesundheitsprojekte betreibt.

Gates werde «schrittweise seine bisherigen Aufgabenbereiche an Ray Ozzie und Craig Mundie übergeben», teilte der weltgrößte Softwarekonzern mit. «Ich gehe nicht in den Ruhestand, sondern ordne meine Prioritäten neu», sagte Gates. Er will allerdings auch künftig die Position des Chairman behalten, der dem Board von Microsoft (vergleichbar mit Aufsichtsrat) vorsitzt.

Die Finanzmärkte reagierten gelassen auf die Ankündigung, die am Donnerstag nach Börsenschluss in den USA erfolgte. In New York gab die Microsoft-Aktie im frühen Handel am Freitag um 0,9 Prozent auf 21,87 Dollar nach.

Die Nachfolger werden die Positionen des «Chief Software Architect» und des «Chief Research and Strategy Officer» einnehmen und eng mit Gates zusammenarbeiten. Microsoft-Chef (Chief Executive Offiver) bleibt Steve Ballmer, der im Januar 2000 die Unternehmensführung von Gates übernommen hatte.

Zuletzt hatte sich Ballmer mit seiner Ankündigung einer zwei Milliarden Dollar schweren Initiative für Microsofts Online- Aktivitäten den Unmut und das Unverständnis der Aktionäre eingehandelt. Investoren wie Joseph Rosenberg von der New Yorker Loews Corp rügen auch Ballmers Management und werfen ihm vor, die Moral der Mitarbeiter zu untergraben und die Interessen der Aktionäre zu ignorieren.

Gates selbst hat für seinen langjährigen Freund dagegen nur lobende Wort übrig. «Steve ist der beste CEO für Microsoft, den ich mir vorstellen kann», sagte Gates. Für viele Branchenbeobacher steht Microsoft nach dem Rückzug von Gates aber eine ungewisse Zukunft bevor. «Gates und Microsoft sind Synonyme», sagte Tim Boyd, Analyst bei Caris & Co. «Das ist ein Hinweis darauf, dass Microsoft künftig ein ganz anderes Unternehmen sein wird.»

Microsoft-Wettbewerber Adobe zeigte sich über Gates' Rückzug erfreut. «Für einen Microsoft-Konkurrenten ist das eine gute Nachricht, weil Bill einfach brillant ist», sagte Bruce Chizen, Chef von Adobe Systems. «Ohne ihn, der sich hundert Prozent seiner Zeit auf Microsoft konzentriert hat, wird das Geschäft einfacher.»

Gates hatte die Software-Firma 1975 zusammen mit Paul Allen gegründet. Mit den Hauptprodukten Windows und Office führte der Studienabbrecher Microsoft in den achtziger und neunziger Jahren an die Spitze der Softwarebranche. «Bill und Paul Allen, - aber insbesondere Bill - haben die moderne Softwareindustrie erfunden», sagte Rob Glaser, Chef des Multimedia-Software-Spezialisten RealNetworks. «Das ist das Ende einer Ära.»

Bill Gates, der mit seinen Geschäftspraktiken immer wieder im Fokus der Kartellbehörden stand, gehört auch zu den größten Philanthropen der Geschichte. Die von ihm mit Ehefrau Melinda gegründete Stiftung verfügt über ein Vermögen von rund 29 Milliarden Dollar und konzentriert sich in ihrer Arbeit auf die Bereitstellung von Impfstoffen für Entwicklungsländer in Afrika und Asien. (tso/dpa)

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