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Wirtschaft: Microsoft hat zu viel Geld in der Kasse

Eine Rekorddividende könnte Abhilfe schaffen

Frankfurt (Main) (tnt/HB). Das USSoftwareunternehmen Microsoft sieht sich mit einem in Krisenzeiten ungewöhnlichen Problem konfrontiert: Die Geldberge des Konzerns wachsen von Quartal zu Quartal bedrohlich an. „Mit dem Reichtum fertig zu werden, ist auch ein Problem.“ Mit diesem Satz hatte Ludwig Erhard, legendärer Wirtschaftsminister der damals jungen Bundesrepublik Deutschland, wohl noch eine andere Dimension im Sinn, als die Summen, um die es bei Microsoft geht. Mittlerweile dürften sich die Cashbestände der Marke von 50 Milliarden Dollar annähern. Die Frage ist nun: Wohin mit dem Geld? Bereits seit Monaten steigt der Handlungsdruck, die Milliarden unternehmerisch sinnvoll einzusetzen.

Das ist leichter gesagt als getan. Denn trotz Verlusten in neuen Geschäftsfeldern wie Unternehmenssoftware oder der Spielkonsole X-Box , werfen die Betriebssystemfamilie „Windows“ sowie der Bereich „Information Worker“ mit Büroanwendungen wie Word, Excel oder das E-Mail-Programm Outlook mehr Geld ab, als die Microsoftstrategen ausgeben können. Allein in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres, das am 30. Juni zu Ende gegangen ist, stieg der Umsatz der Windows-Familie um 14 Prozent während gleichzeitig der operative Gewinn um 16 Prozent zulegen konnte. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen, wenn Microsoft Mitte des Monats seine Zahlen für das Geschäftsjahr 2003 vorlegen wird.

Trotzdem hat die Börse das im Branchenvergleich ungewöhnlich gute Abschneiden des Softwarekonzerns nicht honoriert. Im Gegenteil: Vom Jahresanfang bis zum Frühjahr verlor die Aktie rund ein Viertel ihres Wertes. Während andere Softwareaktien, wie die der SAP AG, zu einem regelrechten Höhenflug ansetzten, kam das Microsoft-Papier nicht recht vom Fleck.

Vielleicht hat das die Konzernstrategen in der Microsoftzentrale dazu bewogen, darüber nachzudenken, ob sie einen Teil des angehäuften Kapitals als Dividende an die Aktionäre ausschütten sollen. Microsoft erwäge „mehr als zehn Milliarden Dollar“ als „Sonderdividende“ an seine Aktionäre auszuschütten, will die französische Zeitung „Les Echos“ erfahren haben. In der deutschen Microsoftzentrale kennt man solche Pläne nicht: „Über die Zahlung einer Dividende ist noch nichts entschieden“, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Sollte es dazu kommen, wäre das bereits die zweite Sonderdividende in der 28-jährigen Geschichte des Unternehmens. Schon 2002 bescherte Microsoft seinen Aktionären von vielen Analysten als knauserig empfundene acht Cent pro Aktie.

Laut französischen Presseberichten denkt Microsoft aber auch über andere Optionen zur Reduzierung der Barmittel nach: Dazu gehöre eine Erhöhung der regulären Dividenden, der Rückkauf von eigenen Aktien und – nicht zu vergessen – der Kauf von Unternehmen. Dieser Gedanke schreckt die Branche schon lange. Microsoft wäre finanziell in der Lage, durch weitere Übernahmen im Geschäft mit Unternehmenssoftware eine größere Rolle als heute zu spielen und IBM, SAP und Oracle Konkurrenz zu machen. Das würde jedoch die Kartellwächter des US-Justizministeriums und der EU auf den Plan rufen.

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