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Wirtschaft: Microsoft kommt den Wettbewerbshütern entgegen

Genaue Angebote sind jedoch noch nicht bekanntVON LUDWIG SIEGELE PALO ALTO.Noch Mittwoch nacht waren sich die Beobachter einig: Am nächsten Tag würden das amerikanische Justizministerium und die Wettbewerbshüter von fast zwei Dutzend Bundesstaaten Microsoft wegen Mißbrauchs seines Monopols bei Betriebssystemen für Personalcomputer verklagen.

Genaue Angebote sind jedoch noch nicht bekanntVON LUDWIG SIEGELE PALO ALTO.Noch Mittwoch nacht waren sich die Beobachter einig: Am nächsten Tag würden das amerikanische Justizministerium und die Wettbewerbshüter von fast zwei Dutzend Bundesstaaten Microsoft wegen Mißbrauchs seines Monopols bei Betriebssystemen für Personalcomputer verklagen.Sogar eine Pressekonferenz war bereits für zwölf Uhr mittags in Washington angesetzt.Doch am Donnerstag morgen gab der weltgrößte Software-Konzern nach - und zeigte sich bereit, ernsthaft über einen Vergleich zu verhandeln.Über was im Büro von Joel Klein, dem obersten Kartellwächter im Justizministerium, genau gesprochen wird, ist nicht bekannt.Microsoft ließ nur wissen, es habe die für Freitag geplante Auslieferung seines neuen Betriebssystems Windows 98 auf Montag verschoben.Die Wettbewerbshüter verkündeten ihrerseits, sie würden ihre Klage zurückstellen, solange noch verhandelt wird.Insider meinten schließlich, die Firma von Bill Gates hätte "bedeutende Zugeständnisse" gemacht.Unter Experten herrschen freilich keine Zweifel über die Hauptpunkte der Verhandlungen.Einer davon sind jene Lizenzverträge, mit denen Microsoft beispielsweise Internet-Betreibern untersagt, Konkurrenz-Programme gleichwertig anzubieten.Ein anderer ist die Kontrolle über den ersten Bildschirm, der beim Anschalten eines Rechners erscheint.Das Unternehmen schreibt PC-Hersteller bisher weitgehend vor, wie er auszusehen hat.Kompromisse in diesen Fragen dürften Microsoft vergleichsweise leicht fallen.Denn in beiden Punkten hat die Software-Schmiede in den vergangenen Wochen schon nachgegeben: Erst erlaubte sie Internet-Anbietern, künftig auch das Surf-Programm des Konkurrenten Netscape anzupreisen.Dann kündigte das Unternehmen an, daß die "Channel Bar" aus dem Eröffnungsbildschirm verschwinden werde, von der es sich direkt zu Webdiensten von Microsoft durchklicken läßt.Auch in Sachen Java scheint eine Einigung möglich.Die von dem Computerkonzern Sun Microsystems entwickelte Programmiersprache gilt als ernsthafte Konkurrenz von Windows - vor allem in jenen Märkten, welche die Gates-Firma heute noch nicht beherrscht, etwa Set-Top-Boxen für das digitale Fernsehen.Deswegen, meinen Kritiker, würde Microsoft derzeit alles versuchen, den Erfolg von Java doch noch zu sabotieren.Wenn die Verhandlungen scheitern, dann an einer anderen Frage: Inwieweit darf die Gates-Firma neue Programme in ihr Betriebssystem integrieren, das rund neunzig Prozent aller Personalcomputer steuert? Bisher hat sie dies nach Belieben getan - und dabei so manchem Konkurrenten den Markt kaputt gemacht.Zuletzt baute Microsoft seinen Browser Internet Explorer in Windows ein und löste damit das aktuelle Kartellverfahren aus.In den vergangenen Wochen hat das Unternehmen das Recht, Windows zu erweitern, aggressiv verteidigt: Nur so könne es dem Verbraucher ständig neue Innovationen bieten.Der tiefere Grund ist allerdings die Angst, das Betriebssystem könnte sonst einmal seine Position als zentrale Programm-Plattform von Personalcomputern verlieren.Deswegen ist Microsoft auch so hart gegen Netscape vorgegangen: In Kombination mit Java drohte die Software des Konkurrenten, Windows vom Thron zu stoßen.Ähnlich unnachgiebig dürfte sich Microsoft gegenüber einer Forderung zeigen, die seine Gegner schon seit Jahren erheben: dem Unternehmen vorzuschreiben, wie es jene Informationen veröffentlichen muß, die andere Software-Firmen brauchen, um Programme für Windows zu entwickeln.

LUDWIG SIEGELE

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