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Wirtschaft: Microsofts Muskelspiele

VON DANIEL WETZELDas Zittern um Windows 98 geht weiter.Der Software, die weltweit die meisten Personalcomputer steuert, droht ab Donnerstag eine erneute, wochenlange Blockade durch die Klage amerkanischer Wettbewerbshüter.

VON DANIEL WETZELDas Zittern um Windows 98 geht weiter.Der Software, die weltweit die meisten Personalcomputer steuert, droht ab Donnerstag eine erneute, wochenlange Blockade durch die Klage amerkanischer Wettbewerbshüter.Computerhersteller, EDV-Berater und Einzelhändler sehen Milliardenausfälle auf sich zukommen: Denn kein Kunde interessiert sich noch für PCs mit Alt-Programmen, wenn das neue kurz vor der Markteinführung steht.Doch die amerikanischen Kartellwächter bleiben hart: Der quasi-Monopolist Microsoft, argwöhnen sie, mißbraucht seine Marktmacht bei Betriebssystemen, um den Kunden nebenbei auch noch ein eventuell unerwünschtes Nebenprodukt aufs Auge zu drücken: Den Internet-Explorer.Erpreßt sich der Gigant ein neues Monopol im Wachstumsmarkt Internet?Der Hinweis, daß man die Machtstellung im Software-Bereich in den vergangenen Jahren nicht zu exorbitanten Preissteigerungen ausgenutzt habe, hilft Microsoft in der gegenwärtigen Debatte wenig.Denn die US-Kartellbehörde ist nicht nur Preisaufsichtsbehörde.Aufgabe der Wettbewerbshüter ist es, schon die Bildung von marktbeherrschenden Strukturen zu verhindern.Zwar ist da auf dem Software-Markt nicht mehr viel auszurichten: Fest steht aber, daß es für eine Gruppe hochaktiver Software-Firmen das Aus bedeuten würde, wenn sie zu dem weltweit dominierenden Betriebssystem keinen Zugang hätten.Microsoft kann seine Argumentation, es handele sich beim Internet-Explorer um einen integralen Bestandteil des Betriebssystems, nicht aufrechterhalten, solange es mehrere Marktteilnehmer mit unterschiedlichen Produktalternativen gibt.Schon jetzt ist Beobachtern klar, worauf der Streit mit den Wettbewerbshütern hinauslaufen wird: Microsoft wird parallel zum Vollpaket eine zweite Windows-Version ohne Internet-Explorer auf den Markt bringen.Da Verbraucher generell nur wenig Lust haben, mit unterschiedlichen Software-Teilen verschiedener Anbieter zu hantieren, werden die meisten ohnehin zum Komplettangebot greifen.Aber die Konkurrenz hat wenigstens ihre Chance gehabt.

DANIEL WETZEL

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