zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Middelhoff stärkt seine Hausmacht

Wer an die Börse will, der muss sich potenziellen Aktionären als schmuckes Investment zeigen. Die Bertelsmann AG putzt sich entsprechend heraus.

Wer an die Börse will, der muss sich potenziellen Aktionären als schmuckes Investment zeigen. Die Bertelsmann AG putzt sich entsprechend heraus. Bei der RTL Group, Europas führender Radio- und Fernseh-Holding, wurde der bereits üppige Anteil von 67 auf 89 Prozent hochgefahren und den verbliebenen freien Aktionären ein attraktives Übernahmeangebot unterbreitet. Bertelsmann strebt 100 Prozent an. Damit wird die RTL Group, und hier das Medium Fernsehen, spürbar in die Konzernmitte rücken. Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff setzt beim Wachstum des globalen Entertainment-Riesen eindeutig auf die elektronischen Medien von TV bis Internet. Trotzdem kann es überraschen, dass Middelhoff beinahe drei Milliarden Mark ausgibt, um die britische Pearson-Gruppe aus der RTL Group herauszubugsieren. Er möchte eben nicht nur Hausherr, sondern allein zu Hause sein. Die RTL Group soll nach draußen abgeschottet werden. Mitsprache gibt es nicht. Umgekehrt exisitiert kein Einfallstor mehr in die RTL Group hinein. Zufall oder nicht, Verkäufer Pearson hielt just jene Anteilsmarke von 22 Prozent, die auch der australo-amerikanische Medienzar Rupert Murdoch am Bezahlfernsehen Premiere World der Kirch-Gruppe hält. Diese Beteiligung hat Leo Kirch viele unangenehme Fragen und Spekulationen eingetragen - und wird den Börsengang nicht erleichtern. Davor ist Middelhoff mit dem Kauf der Pearson-Anteile gefeit; wer weiß, vielleicht hatte die britische Mediengruppe ja schon ein lockendes Angebot auf dem Tisch liegen. Von Rupert Murdoch ist ja nicht bekannt geworden, dass er seine Pläne für einen Einstieg ins deutsche Fernsehgeschäft aufgegeben hat. Für weitere Akquisitionen und für den Börsengang der Bertelsmann AG braucht Middelhoff Ruhe im Konzern, klare Machtverhältnisse. Bertelsmann soll wachsen, soll nach vorne schauen und nicht ständig nach hinten blicken müssen, ob nicht hinterrücks ein Gesellschafter mit neuen Partnern liebäugelt. Und wirklich verarmt ist der Konzern mit der Pearson-Akquise auch nicht. Grob gerechnet hat Bertelsmann ein so hohes Milliarden-Guthaben wie die Kirch-Gruppe Schulden bei den Banken. Welche Aktie da wohl die besseren Startbedingungen hat?

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false