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Wirtschaft: Middelhoffs Buchungs-Trick

Karstadt-Quelle verkauft einen Großteil seiner Immobilien – an Goldman Sachs und sich selbst

Düsseldorf - Der Karstadt-Quelle-Konzern hat einen Großteil seiner Immobilien verkauft. „Wir sind nun praktisch schuldenfrei“, sagte Konzernchef Thomas Middelhoff am Montag auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens. Karstadt hat seine Immobilien im Wert von 4,5 Milliarden Euro an eine neu gegründete Gesellschaft veräußert. Die gehört knapp zur Hälfte Karstadt-Quelle selbst und zu übrigen Teilen der Fondsgesellschaft Whitehall, einer Tochter der Investmentbank Goldman Sachs. Das Immobilienpaket umfasst unter anderem 85 der insgesamt 90 Karstadt-Warenhäuser, für deren Nutzung Karstadt in Zukunft Miete an die neue Gesellschaft zahlen muss. Der Verkauf ist Teil eines radikalen Konzernumbaus, den Middelhoff bis Ende 2008 abschließen will.

„Wir wollen damit wieder ein normales Unternehmen sein“, sagte Middelhoff, der im Mai vergangenen Jahres als Vorstandschef angetreten war, um den Konzern gründlich zu sanieren. Dazu gehört auch der jetzt vollzogene Immobilienverkauf. So soll das magere Eigenkapital in der Konzernbilanz aufgebessert und der Schuldenberg von knapp drei Milliarden Euro abgetragen werden. Verschwinden werden die Schulden allerdings nur aus der Bilanz von KarstadtQuelle – und in der neuen Käufergesellschaft mit Whitehall wohl wieder auftauchen. Denn Karstadt finanziert seinen Anteil an der Gesellschaft fast komplett über einen Goldman-Sachs-Kredit. „Weil Karstadt-Quelle nur 49 Prozent der Gesellschaft gehören, bekommen sie die Schulden aus der Bilanz raus“, erklärt Sandro C. Principe, Handelsexperte bei der Managementberatung BBDO Consulting. „Das ist Bilanzkosmetik, aber kann die Anleger langfristig positiv stimmen.“

Diese Verquickung von Käufer und Verkäufer stört offenbar einige Analysten, zumal auch Goldman Sachs als zweiter Teilhaber der Käufergesellschaft nicht wirklich von außen kommt. Die Investmentbank war zunächst von Karstadt als Berater angeheuert worden, um einen Käufer für die Immobilien zu suchen. „Wir sind enttäuscht, dass das Paket nicht an eine dritte Partei verkauft wurde“, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters Bankexperten. Whitehall ist an langfristigen Investments interessiert. 2004 hatte die Goldman-Sachs-Tochter die Berliner Wohnungsbaugesellschaft GSW, die über 65 000 Wohnungen verfügt, erworben.

Von den 4,5 Milliarden Euro Verkaufswert der Karstadt-Immobilien sollen 3,7 Milliarden dem Handelskonzern direkt zufließen. Weitere 800 Millionen erwartet der Konzern in den nächsten drei bis fünf Jahren, wenn die Immobilien mit Wertsteigerung weiter verkauft werden. Im Gewinn sollen sich die Vorteile der Transaktion jährlich mit mehr als 100 Millionen Euro niederschlagen. Die kann Middelhoff in den Umbau des Konzerns stecken. Dazu gehört vor allem die Aufteilung der 90 Karstadt-Filialen in hochwertige, mittlere und einfache Häuser, die künftig unter den Bezeichnungen Premium, Boulevard Plus und Boulevard laufen sollen. Zu den Premium-Häusern zählen neben dem KaDeWe das Alsterhaus und drei weitere Filialen. „Bei den Premium-Filialen wird man abwarten müssen, ob der Kunde das Angebot auch wahrnimmt“, warnt Handelsexperte Principe. Den Großteil der Filialen werden in Zukunft die 53 Boulevard-Plus-Häuser ausmachen. Von den einfachen Boulevard-Häusern, die den traditionellen Karstadt-Filialen am nächsten kommen, bleiben insgesamt 24 übrig.

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