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Wirtschaft: Miele streicht jede zehnte Stelle

Auch andere Gerätehersteller planen Kürzungen

Berlin – Der traditionsreiche Haushaltsgerätehersteller Miele will in Deutschland rund zehn Prozent seiner Stellen abbauen. Das sieht ein Sparprogramm vor, das das Unternehmen am Freitag vorstellt hat. Demnach sollen bis September 2006 von derzeit 11 000 Arbeitsplätzen in Deutschland 1077 gestrichen werden. Betroffen seien die Standorte Gütersloh, Bielefeld, Euskirchen, Lehrte, Warendorf und Oelde. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nach den Worten von Miele-Chef Horst Schübel aber nicht geben. Der Stellenabbau sei mit dem Betriebsrat abgestimmt worden.

Miele ist nicht der einzige Haushaltsgerätehersteller, der Stellen streicht. So hat Rowenta am Freitag 215 Kündigungen für das Werk in Erbach im Odenwald bestätigt. „Wir hatten ursprünglich die Entlassung von 273 Mitarbeitern geplant, uns aber mit dem Betriebsrat auf die kleinere Zahl verständigt“, sagte Reiner Kreisel, Sprecher der Geschäftsführung. Das Werk in Erbach, das bislang 575 Beschäftigte zählt, bleibe in jedem Fall bestehen. Rowenta gehört seit 1988 zur französischen SEB-Group, die die Marken Moulinex, Krups und Tefal vertritt. Auch der weltweit größte Haushaltsgerätehersteller Electrolux hatte vor wenigen Tagen angekündigt, weitere Teile seiner Produktion von Hochlohn- in Billiglohnländer zu verlagern. Ob davon die deutsche Tochter AEG in Nürnberg betroffen ist, stehe noch nicht fest.

Vor allem die geringe Nachfrage in Deutschland macht den Herstellern zu schaffen. „Die Konsumentenstimmung ist nach wie vor im negativen Bereich“, sagte ein Sprecher des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) dem Tagesspiegel. Schätzungen des Verbands zufolge ist der Absatz in Deutschland im vergangenen Jahr um drei Prozent auf 6,2 Milliarden Euro gesunken. Damit konnte der Hausgeräte-Umsatz das sechste Jahr in Folge nicht das jeweilige Vorjahresergebnis erreichen.

Daneben ist der Markt von einem starken Preisverfall gekennzeichnet. Der Bundesverband Technik des Einzelhandels schätzt, dass große Elektro-Haushaltsgeräte pro Jahr um fünf bis zehn Prozent billiger werden. Hauptgrund: die asiatische Billigkonkurrenz, die auf den deutschen Markt drängt. So stiegen die Importe 2004 um sechs Prozent auf 4,4 Milliarden Euro.

„Der Markt steht unter einem erheblichen Importdruck“, sagte Christoph Partisch, Analyst bei der Dresdner Bank. Zwar hätten deutsche Hersteller in Nischensparten wie bei Kücheneinbaugeräten trotz des internationalen Drucks noch Chancen; elektrische Kleingeräte hingegen seien „kaum noch profitabel“. Partisch geht davon aus, dass der Stellenabbau bei Miele kein Einzelfall bleiben werden: „Auch andere Firmen werden sich an die geänderten Rahmenbedingungen anpassen müssen“, so der Experte.

Miele kündigte am Freitag an, sich künftig verstärkt um sein Kerngeschäft – hochwertige Wasch- und Spülmaschinen – zu kümmern. Dazu sollen im laufenden Geschäftsjahr 135 Millionen Euro investiert werden. Im vergangenen Jahr habe Miele die Trendwende beim Umsatz geschafft. Das Erlöswachstum solle nun fortgesetzt werden. 2004 verbuchte das Unternehmen nach eigenen Angaben ein Umsatzplus von 2,5 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Rund 70 Prozent der Erlöse wurden im Ausland erwirtschaftet. Angaben zum Gewinn machte das traditionell schweigsame Familienunternehmen nicht.

Bei Rowenta soll der Stellenabbau über Altersteilzeit, Abfindungen und eine Beschäftigungsgesellschaft erfolgen, in der sich Mitarbeiter für maximal ein Jahr bei 80 Prozent der Bezüge weiter qualifizieren können. Bei den Kündigungen werde die Altersstruktur des Werkes berücksichtigt. „Betroffen sind Mitarbeiter jeder Generation“, sagte Kreisel. Bisher beschäftigt Rowenta an den Standorten Erbach und Offenbach rund 1 100 Menschen. Als Grund für den Stellenabbau nannte das Unternehmen, in Zukunft Billigbügeleisen in China produzieren lassen zu wollen.

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