zum Hauptinhalt
Mächtig: Aldi diktiert die Preise im Lebensmittelhandel.

© p-a/dpa

Update

Milch und Fleisch werden billiger: Die Preisschlacht bei Aldi geht weiter

Der Discounter Aldi senkt die Preise für Milch und Molkereiprodukte erneut - auch Würstchen und Kotelett werden billiger. Die Konkurrenz steht unter Druck, Produzenten und Tierschützer kritisieren die Politik.

Von Maris Hubschmid

Die Preisschlacht im Lebensmittelhandel geht in die nächste Runde: Nach Zucker, Frühstücksflocken und Pommes Frites werden bei Aldi ab sofort auch Fleisch, Milch und Molkereiprodukte billiger angeboten, teilten Aldi Nord und Aldi Süd am Montag mit. Der Liter Vollmilch kostet demnach statt 69 nur noch 59 Cent, Quark, Sahne und andere Milcherzeugnisse sollen um vier bis sechs Cent günstiger werden. Im gleichen Schritt reduziert Aldi die Preise für Fleischprodukte wie Bratwürste, Schweinekoteletts oder Hackfleisch. Die beiden Lebensmittelhändler – Aldi Nord und Aldi Süd wirtschaften jeweils als eigenständiges Unternehmen – begründen den Schritt mit einem „Überangebot auf dem Milch- und Fleischmarkt“.

Erst im September hatte Aldi die Preise für Butter und Milchsnacks gesenkt. Zuvor waren sie bereits im März nach unten korrigiert worden. Tatsächlich hatten Milchproduzenten in den vergangenen Monaten mit Absatzschwierigkeiten zu kämpfen – zu einer erhöhten Produktion auf dem Weltmarkt kamen eine schwache Nachfrage in China und Einfuhrverbot für europäische Milchprodukte in Russland.

Faktisch nutzt Aldi die damit gestiegene Abhängigkeit der Molkereien von Großabnehmern für sich aus: Der Händler drückt die Preise für Grundnahrungsmittel regelmäßig, um im umkämpften Discounter-Markt die Führung zu behalten und Konkurrenten wie Lidl und Netto, die in den vergangenen Jahren immer wieder mit spektakulären Angeboten die Aufmerksamkeit der Kunden gewinnen konnten, auf Abstand zu halten. Die Mitbewerber geraten mit jeder Preissenkung in Zugzwang. Erfahrungsgemäß werden viele Discounter binnen kurzer Zeit nachziehen und ihre Preise ebenfalls senken, um die kostenbewusste Kundschaft nicht zu verlieren. Auch Supermärkte orientieren sich bei den Preisen für Eigenmarken längst an Aldi & Co.

"Nicht mit Tierschutz vereinbar"

Leidtragende des Kostenkampfs sind die Produzenten: Die Preispolitik von Discountern und Molkereien sei für viele Erzeuger existenzgefährdend, warnt der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM). In einer Mitteilung vom Montag fordert die Vereinigung Bundesagrarminister Christian Schmidt auf, sich für eine Verbesserung der Marktstellung von Milchbauern einzusetzen und die „Wertschöpfungsverluste zu minimieren“. Im vergangenen Jahr hatten die Bauern laut Agrarmarkt Informations-Gesellschaft bei den Molkereien noch Rekordpreise erzielen können. Tierschützer bemängeln, dass das neuerliche Preisdumping im Lebensmittelhandel mit Bemühungen um eine artgerechtere Tierhaltung, wie viele Verbraucher sie fordern, unvereinbar sei.

Der Preis für Milch wurde 2014 schon mehrfach gesenkt.
Der Preis für Milch wurde 2014 schon mehrfach gesenkt.

© p-a/dpa

Zur Startseite