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Die Trauben müssen wie brechendes Glas klirren - so lautet das Kredo für die Winzer im Saale-Unstrut-Gebiet.

© dpa

Milder Winter: Winzer bangen um Eiswein

Ausbleibender Frost verhindert bislang die Herstellung von Eiswein. Weinbauern geben die Hoffnung auf die süße Spezialität aber noch nicht auf.

Liebhaber des traditionellen Eisweins müssen sich im kommenden Jahr auf deutlich höhere Preise für den süßen Traubensaft einstellen. Aufgrund des bisher milden Winters erwarten Winzer deutlich niedrigere Produktionsmargen als noch in den vergangenen Jahren. Der besonders süße Wein wird gerne zum Dessert gereicht. Eiswein sei „das i-Tüpfelchen eines Jahrgangs“, so der Moselwinzer Markus Molitor.

Doch die Produktion birgt für Weinbauern ein hohes Risiko: Verzögert sich die kalte Jahreszeit, verfaulen die Beeren am Rebstock - ein Totalausfall.

Ein Prestigeobjekt des Winzer

Die Herstellung des süßen Weins ist mühevoll, sein Name kommt nicht von ungefähr. Denn die Beeren für den Eiswein werden im tiefgefrorenen Zustand geerntet und gepresst. Dafür bleibt ein geringer Teil von Beeren über die Weinlese im Herbst hinaus an den Rebstöcken. Nach zwei Nächten bei mindestens minus sieben Grad können die Trauben geerntet werden.

Durch die Weiterverarbeitung noch im gefrorenen Zustand fließt ein stark konzentrierter Most von der Presse. Je niedriger die Presstemperatur und je dickflüssiger der Most, desto süßer der daraus entstehende Wein. Das sogenannte Mostgewicht wird in Grad Öchsle angegeben. Mindestens 125 Grad Öchsle muss ein Eiswein haben, das ist gesetzlich vorgeschrieben.

Pro Jahr werden nur vergleichsweise geringe Mengen Eiswein in Deutschland hergestellt. Branchenexperten schätzen, dass rund 0,2 Prozent der Anbaufläche von Wein für die mögliche Herstellung von Eiswein reserviert wird. Davon gelangen aber im Schnitt nur etwa zehn Prozent in die Flasche, schätzt das Deutsche Weininstitut. Pro Hektar können oft nur zwischen 300 und 500 Liter der Spezialität gewonnen werden. Mit klassischen Weinen erzielen deutsche Winzer dagegen Ertragsmengen von fast 10.000 Liter pro Hektar.

Der Eiswein ist damit weniger Massenprodukt, sondern eher ein Prestigeobjekt für Winzer - ein Prädikat zum Abschluss einer erfolgreichen Weinsaison. Mit mindestens 50 Euro pro Flasche hat der Wein auch seinen Preis. Dieser könnte nun durch die deutlich geringen Ertragsmengen noch weiter steigen.

Klimaveränderungen gefährdet den Ertrag

Doch nicht nur ein milder Winter bedroht die Ertragsmengen des Eisweins. Immer wärmere, trockenere Sommer lassen die Beeren an den Rebstöcken schneller reifen als bisher. Oft können Winzer die Trauben bereits im Oktober ernten. Die für den Eiswein benötigten Minusgrade kommen aber erst im November und Dezember nach Deutschland.

Doch je länger die Trauben an den Rebstöcken bleiben, desto schlechter ist die Qualität des Eisweins. Viele Weinbauer scheuen daher das zunehmende Risiko und stiegen in den vergangenen Jahren aus dem Eisweinpoker aus. Ganz aussichtlos ist die Lage für den Eiswein in diesem Jahr allerdings noch nicht: Meteorologen rechnen mit einer großen Kaltfront im Januar. Bis dahin würden sich die Trauben gerade noch halten.

Daniel Mosler

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