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Wirtschaft: Milliardär hat jetzt Geld für ProSiebenSat1

Haim Saban will im zweiten Versuch die Sendergruppe mit Hilfe von fünf Finanzinvestoren übernehmen

München (nad). Haim Saban lässt nicht locker. Nach seinem missglückten ersten Anlauf zum Kauf von ProSiebenSat1 hat der USMilliardär erneut ein Übernahmeangebot für Deutschlands größte TV-Sendergruppe vorgelegt. Wie Kirch-Media am Montag bestätigte, ist das Angebot Sabans am Sonntag eingegangen. Bereits am heutigen Dienstag will der Gläubigerausschuss der insolventen Kirch-Media darüber entscheiden. Nach Angaben aus Bankenkreisen will Saban diesmal selbst nur 26 Prozent an Pro Sieben Sat1 übernehmen. Die übrigen Anteile sollen an fünf Finanzinvestoren gehen.

Den Kreisen zufolge handelt es sich dabei um die Beteiligungsfirmen Hellman&Friedman, Bain Capital, Quadrangle Group, Thomas H. Lee und Providence Equity Partners. „Das sind ganz gute Voraussetzungen für Saban, doch noch einsteigen zu können. Das letzte Mal hat ihm einfach das nötige Geld gefehlt“, sagte der Vertreter einer Gläubigerbank dem Tagesspiegel. Nun liegt das Geld angeblich bereit.

Der Verkauf des TV-Konzerns an Saban war Anfang Juni nach einem spektakulären Bieterwettstreit in letzter Minute geplatzt – unter anderem wegen der Frage der Finanzierung. Kirch-Media und der Gläubigerausschuss hatten daraufhin erklärt, in den nächsten zwei bis drei Jahren keine neuen Investorengespräche mehr zu führen, um in Ruhe das von der Kirch-Insolvenz und der Werbeflaute geschüttelte Unternehmen zu sanieren. Zuletzt hatten sich Kirch-Media und die vier Gläubigerbanken Hypo-Vereinsbank, Bayerische Landesbank, Commerzbank und DZ Bank auf eine gemeinschaftlich finanzierte Kapitalerhöhung in Höhe von 300 Millionen Euro für Pro Sieben Sat 1 geeinigt.

Finanzkreisen zufolge will Saban nun in einem ersten Schritt mehr als 500 Millionen Euro für die 36 Prozent Stammaktien an Pro Sieben Sat 1 bezahlen, die Kirch-Media besitzt. Mit dem Aktienpaket sind zugleich 72 Prozent der Stimmrechte über den TV-Konzern verbunden. In einem zweiten Schritt wollen Saban und seine Finanzpartner demnach für 200 Millionen Euro weitere 14,2 Prozent der Stammaktien kaufen, die derzeit bei der Kirch-Media-Tochter Taurus TV liegen. Für die nötige Kapitalerhöhung bei Pro Sieben Sat 1 würde Saban dem Vernehmen nach 280 Millionen Euro fließen lassen. Der Kaufpreis pro Aktie soll bei sieben Euro bis 7,50 Euro pro Stammaktie liegen. Das wäre ebenso viel wie bei Sabans erstem Angebot. Im Gegensatz zu damals will er nun nach Angaben aus Verhandlungskreisen nur die Sendergruppe übernehmen, nicht aber die umfangreiche Filmbibliothek. Die komplizierten Verträge für die Filmbibliothek – sie umfassten 40000 Seiten – waren ein weiterer Grund für das Scheitern der Verhandlungen im Juni gewesen.

Noch in einem weiteren Punkt scheint Saban zum Einlenken bereit: beim Pflichtangebot an die Vorzugsaktionäre. Das wollte Saban beim ersten Anlauf umgehen, um Geld zu sparen. Er berief sich darauf, dass der Konzern ein Sanierungsfall sei. Diese Argumentation war bei Aktionärsschützern auf Entrüstung gestoßen, zumal Pro Sieben Sat 1 im vergangenen Jahr Gewinne erzielt hatte.

Der Konzernbetriebsrat von Pro Sieben Sat 1, Hubertus Steinacher, würde eine Übernahme durch Saban begrüßen. „Zu wissen, wie es weitergeht, würde uns mehr Planungssicherheit geben", sagte er dem Tagesspiegel. Steinacher zufolge hat Saban bei seinem zweiten Anlauf gute Chancen. Auch der Sprecher von Kirch-Media sagte, es sei nicht auszuschließen, dass der Gläubigerausschuss bereits am Dienstag eine Entscheidung über den Verkauf an Saban fällen werde. Einig sind sich alle Beteiligten darin, dass das Geschäft diesmal schnell über die Bühne gehen soll. Der Bauer-Verlag dementierte unterdessen Berichte, wonach ebenfalls ein neues Angebot für Pro Sieben Sat1 erwogen werde.

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