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Selbst gedruckt: 3-D-Printer für den Privatanwender gibt es bereits für weniger als 1500 Euro.

© dpa

Milliarden-Dollar-Markt: Der 3-D-Drucker für Zuhause wird erschwinglich

In der Auto- und Luftfahrtindustrie sind sie fast schon alltäglich. Und auch für Privatanwender werden 3-D-Drucker interessant. Doch erste Experten warnen vor einer Blase.

Halle 11 ist brechend voll, die Stände der Aussteller sind von Neugierigen umlagert. Überall ist ein leises Zischen und Zirpen zu hören, feine Düsen fahren in kleinen und großen Maschinen hin und her. Und drucken dreidimensional: Figuren, Tassen, Zahnräder, Automodelle, Modellhäuser bis hin zu Teilen für die Automobilproduktion. Dabei kommt nicht nur Kunststoff zum Einsatz, sondern auch Metallmischungen.

1200 Euro kosten die kleinsten 3-D- Drucker, eine Million die teuerste große Maschine, die diesen Monat auf der Euromold, der weltgrößten Messe für Werkzeug- und Formenbau, Design und Produktentwicklung in Frankfurt am Main gezeigt wurde. Die Messe dokumentiert: 3-D-Drucker sind gefragt in der Industrie, bei Architekten, Produktentwicklern, aber auch bei Privatleuten. Überall entstehen neue Firmen, die Aktienkurse börsennotierter Hersteller steigen.

Die Technologie ist schon 30 Jahre alt

Obwohl die Technik schon 30 Jahre alt und vor allem in der Automobil- und Luftfahrtindustrie fast schon Alltag ist, wie Andrea D’Intino vom weltweit zweitgrößten Hersteller 3D Systems betont, ist es bislang ein Nischenmarkt. Doch jetzt scheint er vor dem Durchbruch zu stehen, weil neue einfachere und erschwinglichere Geräte auf den Markt kommen, die nicht nur für Architektur- und Entwicklerbüros oder für kleinere Hersteller von Medizinprodukten interessant sind, sondern auch für Privatanwender.

3D Systems etwa präsentiert in Frankfurt den Cube: Der Drucker ist nicht größer als eine Kaffeemaschine, druckt Gegenstände bis zur Größe 14 mal 14 mal 14 Zentimeter und dies in fünf Farben. Das alles ohne direkten Anschluss an einen Computer, einfach über einen USB- Stick oder W-Lan. Zum Lieferumfang gehören mehrere Druckvorlagen für Modellautos, Spielzeug und anderes mehr oder weniger Nützliches. 1200 Euro kostet das Gerät. Zum Teil werden sie bereits in Elektronikmärkten angeboten. Vor allem junge Leute umlagern den Cube und die anderen Modelle.

Start-ups drängen in den Markt

Es sind aber nicht die großen Hersteller der Branche, die auf den Massenmarkt schielen. Immer mehr Start-ups drängen auf den Markt. Jonas Kühling ist geradezu begeistert. „Die Geschäfte laufen prima. Wir haben schon einige Maschinen verkauft.“ Zusammen mit seinem Bruder hat der studierte Mechatroniker im Frühjahr 2013 mit eigenem Geld und der Unterstützung der örtlichen Sparkasse unweit von Kiel die Firma Kühling & Kühling gegründet. Stolz steht er vor einem Plexiglas-Kasten. Innen auf einer schwarzen Platte entsteht ein weißes Kunststoffrohr – Schicht für Schicht wächst es nach oben. Das von den Brüdern entwickelte Gerät ist für Profis gedacht, für Architekten, kleinere Entwicklerfirmen, für Universitäten. 4999 Euro kostet der „RepRap Industrial“ mit den Maßen einer kleineren Waschmaschine. Der Clou der Maschine: Die für den Bau notwendigen Kunststoffteile druckt Kühling & Kühling selbst. Die Auftragslage der jungen Firma ist so gut, dass sie mittlerweile rund 20 Mitarbeiter beschäftigt.

Die ganz großen Maschinen – für die Automobilindustrie, Flugzeughersteller und Zulieferer – stehen ein paar Meter weiter bei 3D Systems, bei dem Marktführer Stratasys aus Israel oder Voxeljet aus Bayern. Es sind Produktionsdrucker für die Fertigung hochwertiger Kunststoffteile. Längst gibt es 3-D-Drucker, die auch Metallteile fertigen, etwa Formen für die Herstellung von Autoreifen, wie D’Intino berichtet. Auch die Größe der Teile ist mittlerweile enorm: Bei Voxeljet steht eine Maschine, auf der Teile bis zu einer Größe von vier mal zwei mal einem Meter gedruckt werden können.

Teures Spielzeug ohne praktischen Nutzen?

Der 3-D-Druckermarkt wächst zwar rapide, ist aber noch relativ klein. 2009 lag er Branchenstudien zufolge bei weltweit einer Milliarde Dollar, 2012 sollen es zwei Milliarden gewesen sein. Bis spätestens 2018 soll er sich auf acht Milliarden Dollar vervierfachen. Diesem Trend entsprechend steigen auch die Aktienkurse der börsennotierten 3-D-Druckerfirmen. Es ähnelt dem Internethype Anfang des Jahrtausends. 3D Systems etwa hat 2012 rund 350 Millionen Dollar umgesetzt, wird an der Börse aber mit stolzen acht Milliarden Dollar bewertet. Der Kurs ist in den vergangenen zwölf Monaten um 175 Prozent gestiegen. Voxeljet kommt bei einem Umsatz von acht Millionen Euro in den ersten neun Monaten 2013 auf einen Börsenwert von 624 Millionen Dollar. Zu 13 Dollar war das Unternehmen im Oktober an die US-Technologie-Börse Nasdaq gegangen, zwischenzeitlich schnellte der Kurs auf 65 Dollar nach oben, aktuell sind es rund 43 Dollar.

Experten warnen bereits vor einer Blase. Vor allem mit Blick auf Privatanwender. Das sei für viele ein reines Spielzeug ohne jeglichen praktischen Nutzen, sagt Patrick Klintworth von der Aachener Kisters AG. Seine Firma wird sich auch künftig auf professionelle 3-D-Drucker beschränken. „Wer weiß, wie lange das Geschäft mit Privatkunden noch so läuft.“ Schaut man auf den Andrang in Halle 11 bei den Ständen mit den erschwinglichen Geräten, könnte der Boom freilich noch eine Zeit anhalten.

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