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Wirtschaft: Milliarden für Microsoft-Aktionäre

Softwarekonzern schüttet aus seinen vollen Kassen in den kommenden vier Jahren 60 Milliarden Euro aus

Berlin - Der amerikanische Softwarekonzern Microsoft will seinen Aktionären in den kommenden vier Jahren 75 Milliarden Dollar (60 Milliarden Euro) auszahlen. Im Dezember solle für jede Microsoft-Aktie eine Sonderdividende von drei Dollar je Aktie ausgeschüttet werden, teilte der Konzern am Dienstagabend mit. Dies werde Microsoft 32 Milliarden Dollar kosten. Die reguläre Dividende werde von 16 US-Cent pro Jahr auf acht Cent pro Quartal erhöht. Zusätzlich will Microsoft in den kommenden Jahren eigene Aktien im Wert von 30 Milliarden Dollar zurückkaufen. An der Börse in New York starteten Microsoft-Aktien am Mittwoch mit einem Kursgewinn von vier Prozent in den Handel.

Die Pflege des Aktienkurses sehen Branchenexperten als einen wichtigen Grund für die größte Ausschüttung, die je ein Unternehmen gemacht hat. „Die Ausschüttung macht Sinn, weil die regelmäßig garantierte Dividende die Aktie bei vielen Anlegern attraktiver macht“, sagt Takis Spiliopoulos, Technologieexperte beim Bankhaus Vontobel. Der Aktienkurs von Microsoft dümpelt seit zwei Jahren in einer Spanne von 20 bis 30 Dollar, obwohl der größte Softwarekonzern der Welt Quartal für Quartal ein gutes Ergebnis nach dem anderen hinlegt.

Im vergangenen Jahr hat Microsoft bei einem Umsatz von 32,2 Milliarden Dollar einen Gewinn von zehn Milliarden Dollar gemacht. Jeden Monat erzielt Microsoft in seinem laufenden Geschäft einen Gewinn von einer Milliarde Dollar. 56 Milliarden Dollar Bargeld hat das Unternehmen in der Kasse.

Großinvestoren in den USA drängten den Konzern seit Jahren, einen Teil seiner Reserven an die Aktionäre zu verteilen. Microsoft behält nach der Sonderzahlung noch 24 Milliarden Dollar in der Kasse. Die hohen Gewinne verdankt Microsoft seiner Fast-Monopolstellung bei Betriebssystemen für Computer (Windows) und seiner starken Position bei Bürosoftware (Word, Excel etc.). Allerdings haben diese Geschäftsbereiche ihre Wachstumsgrenze längst erreicht. Bei Investitionen in neue Märkte tut sich aber selbst Microsoft mit seinen großen Kapitalreserven schwer.

Der Einstieg in die Unterhaltungselektronik mit der Spielkonsole X-Box ist ein Verlustgeschäft und auch auf dem schnell wachsenden Softwaremarkt für Handys kommt Microsoft nicht richtig zum Zuge. „Handy-Produzenten wie Nokia oder Siemens wollen sich nicht zu reinen Hardware-Lieferanten degradieren lassen und schotten den Markt ab“, sagt Michael Busse, Technologieanalyst der Investmentgesellschaft Helaba Trust. Eines der wichtigsten neuen Geschäftsfelder ist die Entwicklung von Software für kleine und mittelständische Unternehmen. Kürzlich wurden Fusionsgespräche mit dem deutschen Softwarekonzern SAP bekannt, die aber ohne Ergebnis abgebrochen wurden. Nach der Ausschüttung ist es unwahrscheinlich, dass Microsoft in naher Zukunft eine größere Übernahme tätigen wird, um schneller zu wachsen. „Die Entwicklung der neuen Sparten oder kleinere Zukäufe kann Microsoft auch aus den laufenden Einnahmen bezahlen“, sagt Busse. Microsoft-Chef Steve Ballmer begründete den Zeitpunkt der Ausschüttung mit dem Abschluss verschiedener Wettbewerbsverfahren, die zuvor für Unsicherheit gesorgt hatten. Die EU-Kommission verhängte eine Strafe von 500 Millionen Euro, weil der Konzern seine marktbeherrschende Stellung ausgenutzt haben soll. An den Wettbewerber Sun zahlte Microsoft 1,6 Milliarden Dollar wegen der Verletzung von Patenten.

Maurice Shahd

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