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Wirtschaft: Millionen für gute Kontakte

Die Regierung unterstützt Vertretungen der deutschen Wirtschaft im Ausland – Ziel der Subvention: Die Exporte sollen steigen

Berlin. „Made in Germany“: Fast auf der ganzen Welt ist dies den Menschen ein Begriff. Schließlich ist Deutschland nach den USA das zweitgrößte Exportland der Welt. Damit das auch so bleibt, verteilt die Bundesregierung besondere Finanzhilfen – zur „Pflege der Wirtschaftsbeziehungen mit dem Ausland“. Rund 32 Millionen Euro gab der Staat im vergangenen Jahr dafür aus.

Ziel der Förderung: Deutsche Unternehmen sollen ermutigt werden, sich im Ausland zu betätigen. Dazu unterstützt die Regierung 50 Auslandshandelskammern, 20 Delegierte der deutschen Wirtschaft und 14 kleinere Repräsentanzen. Deren Aufgabe: Die Beratung deutscher Unternehmen bei ihren Auslandsaktivitäten.

„Gäbe es die Förderung nicht, müssten die deutschen Botschaften die Betreuung der Unternehmen übernehmen“, sagt Michael Pfeiffer vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag, zu dem auch die Auslandshandelskammern gehören. „Dann hätte der Steuerzahler 100 Prozent der Kosten zu tragen.“ Außerdem würden alle OECD-Länder ihre Unternehmen beim Export unterstützen. Deutschland könne aus diesem Wettbewerb nicht aussteigen: „Jeder dritte Arbeitsplatz hierzulande hängt vom Export ab“, sagt Pfeiffer. Es liege daher im Interesse der Allgemeinheit, dass deutsche Produkte international Erfolg haben. Vor allem Mittelständler seien im Ausland jedoch auf Beratung angewiesen. Würde die Förderung wegfallen, wäre dies ein „schwerer Schlag für die Infrastruktur der deutschen Wirtschaft im Ausland“. Viele Büros müssten geschlossen werden. „Das würde großen Schaden für den deutschen Export und für Arbeitsplätze in Deutschland bedeuten“, warnt Pfeiffer.

Auch Bernd Fritzsche vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) hält die Förderung für angebracht. „Wenn eine Subvention nicht nur dem Begünstigten, sondern auch anderen etwas bringt, ist sie sinnvoll“, sagt der Wissenschaftler. Bei der Pflege der Wirtschaftsbeziehungen mit dem Ausland sei dies der Fall. „Ein deutsches Unternehmen wirkt im Ausland immer auch als Türöffner für weitere deutsche Firmen.“ Denn: „Deutschland wird so bekannt gemacht, Informationen werden ausgetauscht, Netzwerke entstehen“, sagt Fritzsche. „Das ist wie bei den ersten Pizzerien in der Bundesrepublik.“

Eine Missbrauchsgefahr sieht Fritzsche höchstens für den Fall, dass sich zwei bis drei Großunternehmen die Förderung teilen würden. Da sich die Hilfe jedoch in erster Linie an den Mittelstand richtet, habe die Subvention keine Nachteile. Vor allem stünden die Kosten von 32 Millionen Euro und der Nutzen der Subvention in einem äußerst günstigen Verhältnis zueinander. Zum Vergleich: Deutschland hat im vergangenen Jahr Waren im Wert von 648,3 Milliarden Euro exportiert.

Subventionsland Deutschland – in dieser Serie berichtet der Tagesspiegel über die milliardenschweren finanziellen Wohltaten des Staates für Bürger und Wirtschaft. Morgen: das Dienstmädchenprivileg.

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