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Wirtschaft: Millionen für Werbung bei der WM

Hyundai mietet gleich eine ganze Loge im Olympiastadion und verdrängt die deutschen Autohersteller

Berlin - Ein teures Spiel. 160000 Euro hat Hyundai für eine Loge mit zehn Plätzen im Berliner Olympiastadion ausgegeben. 160000 Euro für sechs Spiele der Fußball-WM, Endspiel inklusive. Hyundai ist privilegiert. Der koreanische Autohersteller gehört zu den 15 internationalen Sponsoren der WM und lässt sich das Spektakel alles in allem einen „dicken dreistelligen Millionenbetrag kosten“, wie Karl-Heinz Engels, Geschäftsführer der Hyundai Motor Deutschland GmbH am Mittwochabend in Berlin erläuterte. Ausgerechnet im „Mutterland des Autos“ (Engels) sind koreanische Autos und nicht Mercedes, BMW oder Audi für den Transport von Offiziellen und Spielern zuständig. Schon jetzt fährt WM-Organisationschef Franz Beckenbauer, der normalerweise vertraglich an Audi gebunden ist, zu jedem WM-Termin mit einem Hyundai. Die deutschen Weltklassemarken dürfen im Umfeld des Turniers nicht auffallen. Der Fußballweltverband Fifa „hat keinen Fluchtweg für die deutschen Hersteller gelassen“, staunt Engels über die Rigorosität der Fußballfunktionäre. Wer nicht zahlt, bleibt draußen.

Seit der Europameisterschaft 2000 gibt Hyundai Geld für Fußball aus. Bei der WM 2002 in Südkorea und Japan war der siebtgrößte Autohersteller der Welt als Hauptsponsor dabei. Bereits im Jahr 2000, als die ersten Verträge mit der Fifa geschlossen wurden, sicherte sich Hyundai eine Option als exklusiver Autosponsor für die WM 2006. Als später Deutschland als Austragungsort gewählt wurde, waren die deutschen Premiummarken schon aus dem Spiel. Dumm gelaufen. Auf den Weltturnieren werden auf absehbare Zeit nur Hyundais zu sehen sein, die Koreaner haben sich die Rechte für die WM 2010 in Südafrika und 2014, wahrscheinlich in Südamerika, gesichert. „Das ist eine hervorragende Chance“, sagt Engels. Denn die Marke Hyundai sei zwar inzwischen bekannt, nicht aber die Produkte. Wer kennt schon Autos mit den Namen Grandeur oder Trajet?

Erst 1976 kamen die Koreaner mit dem Modelll Pony auf den Markt. Seitdem wurden mehr als zehn Millionen Fahrzeuge verkauft, allein 2004 entschieden sich 2,7 Millionen Autokäufer für einen Hyundai oder ein Fahrzeug der Schwestermarke Kia. Unter der Leitung von Mong-Koo Chung, einem Sohn des Hyundai-Gründers, setzt der Konzern voll auf Expansion. „Bis 2010 wollen wir zu den Top 5 der weltweit größten Autohersteller gehören“, sagt Deutschland-Geschäftsführer Engels. Dann wollen Hyundai und Kia mindestens 5,5 Millionen Autos absetzen. Das wäre mehr, als der gesamte VW-Konzern mit den Marken VW, Audi, Skoda, Seat und Bentley heute ausliefert. Im vorigen Jahr verkaufte Hyundai hierzulande 46000 Autos, das waren 33 Prozent mehr als 2003.

„Hyundai schickt sich an, seinen Auftritt global zu organisieren“, sagt Engels. Der Deutsche, der bereits für Ford, Porsche und Toyota gearbeitet hat, bescheinigt den Koreanern ausgeprägten Ehrgeiz und Siegeswillen. „Die wollen die Japaner schlagen.“ Derzeit allerdings setzt allein Toyota noch ein paar Millionen Autos mehr ab. Doch womöglich hilft die WM, den Abstand zu verringern. Mit Werbespots und allen möglichen Sonderaktionen bei den Händlern soll den Deutschen ein Hyundai nahe gebracht werden. Und mit einer Eintrittskarte. Wer einen bestimmten Hyundai kauft, bekommt als Zugabe eine Karte. Vermutlich aber nicht für einen der Logenplätze im Berliner Olympiastadion.

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