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Wirtschaft: Millionen von Kaffeebauern stehen vor dem RuinWeltmarktpreise fallen seit Jahren – Erholung ist nicht in Sicht

Berlin (pet). Bis zu 25 Millionen Kaffeebauern stehen wegen dramatisch gesunkener Rohkaffeepreise vor dem Ruin.

Berlin (pet). Bis zu 25 Millionen Kaffeebauern stehen wegen dramatisch gesunkener Rohkaffeepreise vor dem Ruin. Die Nichtregierungsorganisation Oxfam, die am Dienstag in Berlin ihre neue Kaffee-Studie vorstellte, forderte dazu auf, den weltweiten Preisverfall zu stoppen und bessere Produktions- und Absatzbedingungen für die Erzeuger zu schaffen. Verbraucherministerin Renate Künast (Bündnis 90/Grüne) rief dazu auf, die Marktchancen für Entwicklungsländer zu verbessern.

Der Rohkaffeepreis ist in den vergangenen drei Jahren um fast die Hälfte eingebrochen. Das ist nach Angaben von Oxfam der tiefste Stand seit 30 Jahren. Auch für die kommende Ernte, die im November beginnt, erwarten die Produzenten keine Erholung. „Diese Krise ist die schlimmste, die wir je erlebt haben“, sagte Jorge Barralaga, der Vertreter einer Produzentengemeinschaft aus Costa Rica. Internationale Konzerne wie Nestlé (Nescafé), Kraft (Jacobs) oder Tchibo zahlen Barralagas Angaben zufolge einen Dollar für das Pfund Rohkaffee, die Produktion koste aber 1,75 Dollar. Der internationale Kaffeemarkt mit einem Volumen von 60 Milliarden Dollar wird von fünf Konzernen dominiert, die laut Oxfam fast die Hälfte der weltweiten Ernte aufkaufen und Gewinnspannen von bis zu 26 Prozent erzielen.

Oxfam-Deutschland-Direktor Paul Bendix forderte die Kaffeekonzerne auf, den Erzeugern einen gerechten Preis zu zahlen. Die Organisation startet eine weltweite Kampagne, durch die der Preisverfall für Rohstoffe gestoppt werden soll. Außerdem fordert Oxfam, 300 Millionen Kilogramm minderwertigen Kaffee aus Lagerbeständen zu vernichten, um das Überangebot zu beseitigen.

Ministerin Künast rief Verbraucher dazu auf, „Politik mit dem Einkaufswagen“ zu machen und den so genannten „fair gehandelten“ Kaffee zu kaufen. Er garantiert den Produzenten höhere Preise, ist im Laden aber teurer als der Kaffee der Markenhersteller. „Jeder Euro, der für Fair Trade ausgegeben wird, bringt eine hohe Dividende – und verändert die Strukturen vor Ort“, sagte Künast.

Außerdem forderte die Ministerin – auch im Hinblick auf die laufenden Verhandlungen der neuen Welthandelsrunde – eine Verbesserung der Marktchancen für Entwicklungsländer. „Liberalisierung alleine bringt es nicht.“ Den Ländern müsse geholfen werden, damit sie eine eigene Nahrungsmittelproduktion aufbauen könnten. Bisher sind sie vor allem Rohstofflieferanten. Die Weiterverarbeitung, die den größten Teil der Wertschöpfung ausmacht, erfolgt zumeist in Industrieländern.

Unterdessen kündigte die EU an, Entwicklungsländern beim Ausbau ihrer Handelsbeziehungen zu helfen. Die EU-Kommission legte dazu am Mittwoch in Brüssel einen Aktionsplan vor. „Unser Hauptanliegen ist gar nicht der freie Handel“, sagte Außenhandelskommissar Pascal Lamy. „Unser wichtigstes Ziel ist, dafür zu sorgen, dass die Handelsöffnung in diesen Ländern auch in Entwicklung umgesetzt wird.“

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