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Millionenschwere Fehlspekulationen: WestLB-Chef droht Ablösung

Wegen der WestLB-Affäre um millionenschwere Fehlspekulationen muss Bankchef Thomas Fischer offenbar seinen Hut nehmen. Der Aufsichtsrat will darüber in einer Sondersitzung beraten.

Wegen der WestLB-Affäre um millionenschwere Fehlspekulationen droht Bankchef Thomas Fischer einem Medienbericht zufolge die Ablösung. Der Aufsichtsrat der WestLB kommt an diesem Donnerstag zu einer Sondersitzung zusammen, wie in gut informierten Kreisen bestätigt wurde. Nach Informationen von "Focus online" soll es in der Sitzung unter anderem auch um die Position des Vorstandsvorsitzenden gehen. Fischer steht seit Jahresanfang 2004 an der Konzernspitze. Sein Vertrag läuft zu einem nicht genannten Datum im kommenden Jahr aus.

Dem Medienbericht zufolge hat Aufsichtsratschef Rolf Gerlach den Termin angesetzt, weil die deutsche Bankenaufsicht (Bafin) in einem Gutachten gravierende Managementfehler festgestellt habe. Die Bafin hat die verlustreichen Fehlspekulationen im so genannten Eigenhandel der WestLB, also dem Handel von Wertpapieren auf eigene Rechnung und auf eigenes Risiko, untersucht. Ein Sprecher der Bafin verwies darauf, dass der Bericht zu den Aktiengeschäften der WestLB noch nicht abgeschlossen sei. Dies werde voraussichtlich im August oder Anfang September geschehen, sagte er.

Verluste von fast 250 Millionen Euro

Die WestLB hatte die Verluste zuletzt auf insgesamt 243 Millionen Euro beziffert, die im ersten und zweiten Quartal 2007 verbucht würden. Die Bank führte von dieser Summe 70 Millionen Euro auf Fehlspekulationen und Regelverstöße ehemaliger Aktienhändler zurück. Die anderen 173 Millionen Euro seien durch den Verkauf von Wertpapierpositionen entstanden, nachdem Handelsstrategien aus der Bank heraus an die Öffentlichkeit gelangt seien. Die Bank hatte außerdem bereits vor Wochen angekündigt, weitere Positionen im Eigenhandel schrittweise abbauen zu wollen. Weitere Verluste waren aus diesem Grund im Umfeld der Bank nicht ausgeschlossen worden.

Laut "Focus online" wird seit Montagabend in Krisensitzungen beraten. In Eigentümerkreisen heißt es nach Informationen des Magazins, dass am Donnerstag eine große Lösung nötig sei, um die Bank zu sanieren. Eigentümer der WestLB sind die Sparkassenverbände Rheinland und Westfalen, das Land Nordrhein-Westfalen und kommunale Landschaftsverbände. Gerlach war am Dienstag nicht zu erreichen. Im NRW-Finanzministerium hieß es zu dem Bericht: "Mit den Vorgängen um die WestLB beschäftigen sich die zuständigen Gremien. Danach wird die Öffentlichkeit informiert", sagte eine Sprecherin.

Im Bankvorstand steht ohnehin ein Stühlerücken an. Kurzfristig zum Ende des Monats scheidet Robert Stein aus, wie die WestLB vor zwei Wochen überraschend mitgeteilt hatte. Stein wolle sich nach über dreijähriger Tätigkeit für die WestLB einer neuen beruflichen Herausforderung widmen, hieß es zur Begründung. "Sein Ausscheiden hat nichts mit den Vorfällen im Eigenhandel zu tun", beteuerte damals ein Sprecher der Großbank. Stein, der im Vorstand schon seit längerem das Investmentbanking verantwortete, war von April 2006 bis Februar 2007 auch für den Eigenhandel zuständig. Auch IT-Vorstand Klaus-Michael Geiger geht, da sein Vertrag Ende 2007 ausläuft. (mit dpa)

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