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Ein Euro mehr pro Kasten: Bitburger, Krombacher, Warsteiner und Veltins haben sich über Preiserhöhungen verständigt. Gegen Carlsberg und Radeberger ermittelt das Kartellamt noch. Beck’s-Hersteller Anheuser-Busch InBev kommt straffrei davon.

© dpa

Millionenstrafe für deutsche Brauer: Bundeskartellamt bestraft Bitburger, Warsteiner, Krombacher und Veltins

Die Unternehmen haben Preiserhöhungen abgesprochen und müssen dafür jetzt 106,5 Millionen Euro zahlen. Gegen Radeberger und Carlsberg wird noch ermittelt.

Kunden wie Peter Altmaier (CDU) lieben die deutschen Brauer. Der Politiker sei ein „Genussmensch mit Leib und Seele“, der öffentliche Auftritte gern mit anschließendem Biertrinken verbinde, lobte der Deutsche Brauer-Bund den damals noch amtierenden Umweltminister und ernannte Altmaier im vergangenen Jahr zum Botschafter des Bieres. Doch Bierfreunde wie Altmaier werden immer seltener, der Bierabsatz sinkt seit Jahren. Um dennoch auf ihre Kosten zu kommen, haben die Großen der Branche Preiserhöhungen untereinander abgesprochen. Nun müssen sie dafür büßen: Am Montag verhängte das Bundeskartellamt gegen die Privatbrauereien Bitburger, Krombacher, Veltins, Warsteiner und Ernst Barre sowie gegen sieben persönlich Verantwortliche Bußgelder von insgesamt 106,5 Millionen Euro.

Während sich die fünf Unternehmen auf ein einvernehmliches Ende des Verfahrens eingelassen hatten, wird gegen zwei weitere große Brauereien noch ermittelt. Nach Tagesspiegel-Informationen aus Branchenkreisen handelt es sich dabei um Carlsberg (Astra, Lübzer, Holstein) und den Marktführer, die Radeberger-Gruppe, zu der auch Berliner Kindl, Schultheiss und Berliner Pilsener gehören. Insider rechnen allein für Radeberger mit einem Bußgeld von weiteren rund 100 Millionen Euro. Das Unternehmen, das Teil des Dr.Oetker-Konzerns ist, wollte sich auf Anfrage nicht äußern. Im Visier hat das Bundeskartellamt auch noch vier Kölsch-Brauer und den nordrhein-westfälischen Regionalverband. Straffrei kommt dagegen Beck’s-Hersteller Anheuser-Busch InBev davon, der das Verfahren ausgelöst hatte und als Kronzeuge ungeschoren bleibt.

„Durch unsere Ermittlungen konnten wir Absprachen zwischen Brauereien nachweisen, die überwiegend auf rein persönlichen und telefonischen Kontakten beruhten“, sagte Kartellamtschef Andreas Mundt am Montag. Bei Fassbier sind die Wettbewerbshüter auf Preiserhöhungen in den Jahren 2006 und 2008 von jeweils fünf bis sieben Euro pro Hektoliter gestoßen, bei Flaschenbier sei 2008 eine Preiserhöhung um einen Euro für den 20-Flaschen-Kasten vereinbart worden. Beim Kunden seien die Verteuerungen aber kaum angekommen, heißt es in der Branche. „Das war das unerfolgreichste Kartell aller Zeiten“, spotten Insider im Nachhinein. Der Handel habe mit Aktionspreisen die Strategie der Brauer durchkreuzt. Trotz der Absprachen bewegt sich der Preis für einen 20er-Kasten Bier heute noch immer zwischen sechs Euro für die verkaufsstärkste Marke Oettinger und 17 Euro für Premium-Marken wie Warsteiner. In den vergangenen zehn Jahren ist der Bierpreis nach Angaben der Brauer somit kaum gestiegen, während Energie-, Lohnkosten und die Preise für Hopfen und Malz merklich zulegten. Die Kartellstrafen treffen die Branche jetzt noch einmal zusätzlich. „Damit ist der Ertrag aus zwei Jahren weg“, heißt es bei einem der betroffenen Unternehmen. Kartellamtssprecher Kay Weidner lässt solche Einwände aber nicht gelten: „Ohne die Absprachen wäre der Bierpreis eben noch günstiger.“

Der Wettbewerb ist hart. Obwohl die Deutschen noch immer zu den trinkfreudigsten Europäern gehören, nimmt der Pro-Kopf-Verbrauch ab. 2012 – neuere Zahlen gibt es nicht – hat jeder Deutsche 105,5 Liter Bier getrunken, 2004 waren es noch 116 Liter. Die Null-Promille-Grenze für Fahranfänger und das Rauchverbot in Kneipen machen den Brauern zu schaffen, der demografische Wandel erschwert das Geschäft zusätzlich. Die größten Freunde des Hopfengetränks finden sich erfahrungsgemäß unter den 18- bis 25-jährigen Männern. „Die Gruppe wird aber immer kleiner“, heißt es in den Unternehmen.

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