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Wirtschaft: Mineralöl: Terroranschläge erschüttern Aktien

Bisher galten multinationale Ölkonzerne als defensive Anlage. Doch dann haben die Terroranschläge in den USA am 11.

Bisher galten multinationale Ölkonzerne als defensive Anlage. Doch dann haben die Terroranschläge in den USA am 11. September die Aktien der Multis auf Talfahrt geschickt. Erst ging es runter, dann wieder ein bisschen hinauf. Und wie es jetzt weiter geht, weiß keiner so recht.

Zwei Szenarien sind möglich. Da ist zum einen dieses: Es kommt zum Flächenbrand im Nahen Osten und die arabischen Öllieferungen werden verknappt. Das würde die Ölpreise nach oben treiben und damit die Profite von internationalen Konzernen wie Exxon Mobil, Royal Dutch/Shell, BP Amoco und Totalfina Elf in die Höhe schnellen lassen.

Zum Thema Online Spezial: Terror gegen Amerika Militärische Reaktionen: Die Vorbereitungen auf einen Gegenschlag Osama bin Laden: Amerikas Staatsfeind Nummer 1 Fahndung: Der Stand der Ermittlungen Fotos: Die Ereignisse seit dem 11. September in Bildern Das zweite Szenario ist von Pessimismus geprägt: Kühlt sich die Welt-Konjunktur weiter ab, dann sinkt auch die Nachfrage nach Mineralöl. Das ginge zu Lasten der Ölmultis. Die Rohöl-Preise würden fallen, wie sie es schon in der vergangenen Woche getan haben. Kurz nach den Anschlägen sprang der Ölpreis zwar kurz über die Grenze von 30 Dollar pro Barrel (159 Liter), danach sackte er aber wieder ab und notierte um die 20 Dollar pro Barrel. Von Stabilität also keine Spur.

Dabei blicken die Mineralölkonzerne auf fette Jahre zurück. Der Profitprimus Exxon konnte im vergangenen Jahr 18 Milliarden Dollar als Gewinn nach Steuern verbuchen. Und auch die Royal Dutch/Shell und BP Amoco brachten es im Vorjahr auf rund 15 Milliarden Dollar. Die hohen Erträge bleiben den Unternehmen wohl auch in Zukunft erhalten.

Allerdings erwarten Analysten eine nachlassende Gewinndynamik. Die Lage sei unsicher, das Umfeld entwickle sich negativ, schreibt die BHF-Bank in einer Studie. Die Investmenthäuser Morgan Stanley und Credit Suisse First Boston haben die Kursziele der getrennt notierten Aktien von Royal Dutch und Shell nach unten korrigiert. Für den holländischen Part werden nur noch 67,5 bzw. 60 Euro erwartet. Shell muss sich mit einem Kursziel von 585 bzw. 530 Pence zufrieden geben. Derzeit kosten die Papiere noch deutlich weniger. Dazu passt, dass der Ölkonzern seine Prognosen senken und seine Fördermengenziele für die Zukunft nach unten korrigieren musste.

An dem BP-Konzern scheiden sich die Geister. Die Investmentbank Morgan Stanley rät nach wie vor zum aggressiven Kauf der Aktien, das Kursziel liege bei 750 Pence. Auch Credit Suisse First Boston rät zum Kauf, allerdings nur mit einem Kursziel von 650 Pence. Die meisten Analysten stufen BP aber genauso wie den Konkurrenten Shell als neutral ein, sie erwarten also nur eine marktkonforme Entwicklung.

Strittig ist auch die Bewertung des größten Ölkonzerns, der amerikanischen Gesellschaft Exxon Mobil. Einige Banken stuften die Aktie auf Halten herab, während die Bank of America zum aggressiven Kauf rät.

Favoriten der Analysten sind der französisch-belgische Konzern Totalfina Elf und die italienische Eni. Beiden wird mehr Entwicklungspotenzial zugetraut, als der Konkurrenz. Vor allem könnten sie ihre Produktionsraten noch deutlich steigern, heißt es. "Da kann der Mengeneffekt die negativen Folgen sinkender Ölpreise mehr als ausgleichen", sagt Ralph Herre von der Landesbank Baden-Württemberg. Kursfantasie erhält die italienische Aktie zusätzlich von der bevorstehenden Vollprivatisierung. Für den Herbst des laufenden Jahres ist der Börsengang der Tochter Rete Gas geplant. Für alle Multis gilt: Sie hängen von der Notierungen der Rohölpreise ab.

Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec), die rund 40 Prozent der weltweiten Rohölförderung kontrolliert, strebt einen Preis zwischen 22 und 28 Dollar pro Barrel an. Die meisten Analysten erwarten, dass sich der Preis im unteren Bereich dieser Spanne einpendelt. Das wäre immer noch ein relativ hohes Niveau, gemessen am Durchschnitt der 90er Jahre von 18,3 Dollar pro Barrel. Zuletzt profitierten die Aktien der internationalen Mineralölgesellschaften davon, dass die Opec bekannt gab, Fördermengen und Preise konstant halten zu wollen.

Die Multis erwirtschaften rund drei Viertel ihrer Gewinne mit dem Geschäftsbereich Upstream, also der Förderung des Rohöls. Deshalb ist der Rohölpreis für sie auch so wichtig. Mit der Verarbeitung und dem Vertrieb des Öls wird viel weniger Geld verdient. Trotz aller Unsicherheit: Ölaktien sollten zum Kerninvestment jedes internationalen Portfolios gehören, heißt es von der BHF-Bank. Schließlich sei Öl der Treibstoff der Weltkonjunktur. Gerät die allerdings in stottern, müsste man die Gewichtung überdenken.

peb

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