zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Minsk setzt auf enge Anbindung an Russland - Inflationsrate deutlich über 100 Prozent

Die wirtschaftliche Situation in Weißrussland hat sich im Verlauf des Jahres 1999 erneut verschärft. Das geht aus dem jüngsten Monatsbericht des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin hervor.

Die wirtschaftliche Situation in Weißrussland hat sich im Verlauf des Jahres 1999 erneut verschärft. Das geht aus dem jüngsten Monatsbericht des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin hervor. Zwar wuchs die Wirtschaft von Januar bis August um real 1,5 Prozent, am Jahresende wird das Wachstum aber unter einem Prozent liegen. 1998 hatte Weißrussland noch ein Wirtschaftswachstum von 8,3 Prozent verzeichnen können. Die Inflationsrate wird aber nach Einschätzung des DIW am Ende des Jahres deutlich über 100 Prozent liegen. Während die Industrie mit einem Wachstum von 6,6 Prozent die Stagnation überwunden zu haben scheint, bleibt die Situation in der Landwirtschaft dramatisch. Immer noch ist die Hälfte der Landwirtschaft in Kolchosen organisiert, zwei Drittel der Beschäftigten in diesem Sektor verdienen weniger als das Existenzminimum. Die Kolchosen zahlen die Löhne oft mit monatelanger Verspätung aus. Ohne die ständig wachsende Selbstversorgung der Bevölkerung über Subsistenzwirtschaft, so das DIW, wäre die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung nicht mehr zu gewährleisten. Die Privatisierung von Staatsbetrieben ist nahezu zum Erliegen gekommen, die versteckte Arbeitslosigkeit weiterhin sehr hoch. Die offizielle Arbeitslosenquote von rund zwei Prozent hält das DIW nicht für glaubwürdig. Der Reallohn in Weißrussland stagniert, die Renten sind seit Beginn des Jahres um 20 Prozent gesunken. Mittlerweile muss die Bevölkerung mehr als die Hälfte des Einkommens für Nahrungsmitteleinkäufe ausgeben.

Der Außenhandel Weißrusslands ist im ersten Halbjahr 1999 um 123 Prozent zurückgegangen, der Außenwert des weißrussischen Rubels gegenüber dem Dollar im gleichen Zeitraum erneut dramatisch gesunken. Stabilisierend hat sich allein der Aussenbeitrag ausgewirkt, der aber vor allem auf einen starken Rückgang der Exporte zurückzuführen ist. Verschärft hat sich die Situation durch die enge Anlehnung an Russland, das seit der Rubelkrise im August vergangenen Jahres eine neue Handelspolitik verfolgt. So geht Russland verstärkt dazu über, die Energielieferungen nach Weißrussland zu Weltmarktpreisen abzurechnen. Das Schicksal Weißrusslands hängt also in entscheidendem Maße von der Entwicklung Russlands ab.

fas

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false