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Wirtschaft: Mischgetränke retten das Geschäft der Brauer

Höhere Bierpreise sind nicht durchsetzbar

Düsseldorf – Unter den Schlechtwetterkapriolen im Frühjahr und Sommer leidet besonders das Gastronomiegeschäft der großen deutschen Privatbrauereien. „Die saisonale Belebung ist bisher ausgeblieben“, sagt Michael Huber, Generalbevollmächtigter der Brauerei C & A Veltins. Allein bei Veltins ging der Fassbierausstoß um 3,2 Prozent zurück. Der negative Trend der vergangenen Jahre setzt sich damit fort: Insgesamt gingen die Umsätze in der deutschen Gastronomie um 1,6 Prozent zurück.

Die Biergärten blieben bei dem bisher vorherrschenden Schauerwetter oft leer. Im Einzelhandel und in den Getränkeabholmärkten verlieren die deutschen Premiumbiere hingegen zugunsten der Billiganbieter. Dazu zählt beispielsweise die bayerische Oettinger Brauerei, die inzwischen einen Marktanteil von fünf Prozent hält.

Auch für die Zukunft erwartet Veltins-Chef Huber keine Trendwende. Im Gegenteil: Die Reform der Arbeitslosenhilfe (Hartz IV) werde den Konsum weiter bremsen. Freude bereitet ihm lediglich der Erfolg der Biermischgetränke unter der Marke „V+“, deren Absätze im ersten Halbjahr um 76,5 Prozent stiegen.

Über einen Zuwachs bei Radler & Co. freut sich auch die Krombacher Brauerei, deren Mischgetränk „Cab“ um fast 50 Prozent zulegte und auf Rang zwei der Bier-Cola-Mixgetränke in Deutschland (hinter „Mixery“) vorgerückt ist. Das Plus bei den Mixgetränken, die sich besonders bei jungen Konsumenten zwischen 18 und 35 Jahren steigender Beliebtheit erfreuen, trieb auch den Krombacher-Ausstoß mit einem Zuwachs von 3,1 Prozent noch einmal über das Rekord-Ergebnis des Vorjahres.

Die Bitburger Brauerei meldet zwar für das erste Halbjahr ein Absatzplus von 2,6 Prozent, dies betrifft aber nur das Mehrwegsegment. Weitere Einwegverluste von insgesamt 122 000 Hektolitern wegen des Dosenpfands führen zu einem Absatzrückgang von insgesamt 3,5 Prozent auf etwas mehr als zwei Millionen Hektoliter Bier. Ungeachtet der Bedenken anderer Brauereien wegen der Qualität, füllt Bitburger inzwischen auch die Marke „König Pilsener“ in Pet-Plastikflaschen ab. Der starke Absatzeinbruch bei der Traditionsmarke Warsteiner ist besonders auffällig. Die Warsteiner Brauerei hat im ersten Halbjahr rund zehn Prozent weniger Bier verkauft. Der Inlandsausstoß der Brauerei-Gruppe sei auf 1,85 Millionen Hektoliter gesunken, berichtet Warsteiner-Geschäftsführer Gustavo Möller-Hergt. Bis zum Jahresende rechnet er aber mit einer Erholung, so dass sich das Minus auf sechs Prozent reduzieren könnte. Höhere Preise sind angesichts der Flaute aber kein Thema. Veltins-Chef Huber sieht dafür keinen Spielraum. „Überzogene Preisvorstellungen werden mit sofortigem Konsumverzicht abgestraft.“

Ingo Reich, HB

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