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Wirtschaft: Mit Allianzen gegen die Konkurrenz

BERLIN (mo).Mit einem Appell, die Allianzen in der Luftfahrt wohlwollend zu begleiten und nicht zu behindern, hat sich Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann erneut an die EU-Kommission gewandt.

BERLIN (mo).Mit einem Appell, die Allianzen in der Luftfahrt wohlwollend zu begleiten und nicht zu behindern, hat sich Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann erneut an die EU-Kommission gewandt.Anläßlich des einjährigen Bestehens der "Star-Alliance" sagte Wissmann am Sonnabend auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Schönefeld, angesichts der guten Entwicklung des Luftverkehrs sei es zu bedauern, daß die Kommission gegen Deutschland und andere EU-Mitgliedstaaten Vertragsverletzungsverfahren auf Grund der bestehenden Open-Sky-Abkommen mit den USA anstrengen wolle.Dadurch benachteilige Brüssel die europäischen Flugunternehmen gegenüber der US-Konkurrenz.Eine positive Bilanz der ILA zogen am Sonnabend die Veranstalter.88 Prozent der 825 Aussteller hätten sich zufrieden über die Schau geäußert.Insgesamt seien Geschäftsabschlüsse in zweistelliger Milliardenhöhe unterzeichnet worden.

Vor einem Jahr hatte die Lufthansa unter dem Namen "Star-Alliance" gemeinsam mit der Air Canada, SAS, Thai Airways International und United Airlines die erste multilaterale Allianz in der Luftfahrt eingerichtet.Seit Herbst ist auch die brasilianische Varig mit von Partie.Mit Air New Zealand und der Ansett Australia sind erst in der vergangenen Woche weitere Partner hinzugekommen.Darüber hinaus bestehen bilaterale Partnerschaften mit Singapore Airlines, mit All Nippon Airways (ANA) und South Africans Airways.Analysten zufolge bescheren "Star-Alliance" und bilaterale Partnerschaften der deutschen Lufthansa mehrere 100 Mill.DM Gewinn.Allein für das vergangene Jahr beziffert die BHF-Bank den zusätzlichen Ertrag für die deutsche Fluggesellschaft auf 400 Mill.DM.

Nach Auffassung der EU-Kommission behindern bilaterale Abkommen mit den USA den fairen Wettbewerb im Luftverkehr der EU.Brüssel steht auf dem Standpunkt, daß gemeinschaftliche Gespräche zu besseren Ergebnissen führen als die bilateralen Verhandlungen.Die EU-Kommission will bis zur Sommerpause über die geplanten Allianzen zwischen europäischen und amerikanischen Gesellschaften entscheiden.Im Blickpunkt stehen dabei vor allem die Kooperation von British Airways mit American Airlines und die Zusammenarbeit von Lufthansa und United Airlines.Der EU-Kommission geht es darum, den fairen Wettbewerb auf dem Luftverkehrsmarkt zu sichern.Aus diesem Grund prüft EU-Wettbewerbskommissar van Miert, ob und inwieweit Allianzen auf bestimmten Märkten und Routen zu marktbeherrschenden Positionen führen.Beiden Allianzpartnern wurde bereits in Aussicht gestellt, daß sie auf eine Reihe von Start- und Landerechten verzichten müssen, wenn sie mit einer Genehmigung aus Brüssel rechnen wollen.

Wissmann betonte, es sei absurd, wenn erfolgreiche Allianzen in Frage gestellt würden.Zwar habe man keine Zwangsmittel, um auf Brüssel einzuwirken.Den politischen Einfluß werde er jedoch konsequent nutzen.Auch Lufthansachef Jürgen Weber unterstrich die Vorteile der Allianz: "Wie in anderen Industrien haben auch im Airline-Geschäft nur globale Allianzen jene Arbeitsplatz-Power, die hierzulande benötigt wird.Sie sind ein globaler Pakt für Arbeit".Man hoffe auf eine faire Entscheidung der EU-Wettbewerbsbehörde, die mit der Haltung der US-Behörden in Einklang stehe solle.Die Amerikaner haben Weber zufolge bereits im Vorfeld der Unterzeichnung des Open-Sky-Abkommens die Partnerschaft von Lufthansa und United Airlines geprüft und als verbraucherfreundlich eingestuft.Die Vorwürfe einer möglichen Marktbeherrschung wies Weber mit dem Argument zurück, daß man in Europa 13 Prozent und weltweit lediglich weniger als drei Prozent Marktanteile halte."So groß, wie wir gerne hingestellt werden, sind wir gar nicht", sagte Weber.

Wissmann erinnerte daran, daß die Zeit des regulierten Marktzugangs und der festgesetzten Flugpreise zu Ende gehe.Weitere Allianzen seien notwendig, um im globalen Wettbewerb eines sich weiter deregulierenden und stetig wachsenden Luftverkehrsmarktes bestehen zu können.Der enorme Anstieg des Passagieraufkommens, das noch 1950 in Deutschland mit 700 000 Personen zu Buche schlug und in diesem Jahr die 120 Millionen-Marke überschreite, mache deutlich, welche Bedeutung dieser Markt auch für die Beschäftigung habe.Partnerschaft wie die "Star-Alliance" seien ein Beleg für eine erfolgreiche Politik des "offenen Himmels".

Nach schwierigen Jahren der Umstrukturierung hat die Lufthansa im vergangenen Jahr einen Gewinn von rund 1,6 Mrd.DM vor Steuern eingeflogen.Lufthansa beschäftigt zur Zeit weltweit 58 250 Mitarbeiter.Bis zum Jahr 2000 sollen 1800 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden.

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