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Wirtschaft: Mit der Öffnung des Bewag-Netzes kommt das Ende der Strom-Insel Berlin (Kommentar)

Auch in Sachen Strom ist der Westteil Berlins schon bald keine Insel mehr. Sicher: Es gibt technische Beschränkungen, und die Newcomer auf dem Strommarkt kommen an der Spree nicht ungehindert zum Zuge.

Auch in Sachen Strom ist der Westteil Berlins schon bald keine Insel mehr. Sicher: Es gibt technische Beschränkungen, und die Newcomer auf dem Strommarkt kommen an der Spree nicht ungehindert zum Zuge. Doch die wichtigste Botschaft im Durchleitungsstreit zwischen der Bewag und dem Bundeskartellamt lautet: Selbst wenn die Netze beschränkt sind, kann man die Konkurrenz nicht völlig aussperren. Ist nicht genug für alle da, muss geteilt werden. Der Wettbewerb lässt sich nicht ausschalten.

Amtlich ist das zwar alles noch nicht, weil die Bewag gegen die Entscheidung der Wettbewerbsbehörde vor das Kammergericht ziehen kann und das wohl auch höchstwahrscheinlich tun wird. Obwohl das Kartellamt mit seiner Verfügung sehenden Auges einen Mittelweg gegangen ist: Weder hat man an der Obergrenze für die Stromdurchleitung von 400 Megawatt gerüttelt, noch haben die Wettbewerbsexperten der Bewag aufgegeben, ihr komplettes Netz zu teilen. Vielmehr muss jeder Anbieter, der in West-Berlin Strom verkaufen will, 80 Prozent seiner Liefermenge von dem Berliner Versorger beziehen. Nur 20 Prozent dürfen von außen in das heiß umkämpfte Netz eingespeist werden. Zwar muss auch die Bewag Abstriche machen, indem sie nicht länger allein Billigstrom von außen in den Westteil Berlins einleiten darf, doch für den Berliner Stromerzeuger hätte es noch schlimmer kommen können.

Gewinner in dem Streit um die knappen Kapazitäten ist der Kunde. Denn auch im Westteil der Stadt werden die Strompreise jetzt sinken. Die Bewag selbst hat bereits Ermäßigungen angekündigt, hinzu kommen nun bald die Offerten der Konkurrenten, die - siehe RWE - mit immer günstigeren Angeboten um die privaten Haushalte werben. Sollte das Kammergericht dem Kartellamt keinen Strich durch die Rechnung machen, ist es Anfang Oktober so weit: Dann können auch die Kunden im Westteil der Stadt ihren Stromversorger wählen und sparen. Weil West-Berlin dann keine Insel mehr ist.

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