zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Mit ein paar Klicks zur Lehrstelle

Ausbildungsmessen, auf denen sich Firmen und Schulabgänger treffen, gibt es schon lange. Seit einigen Jahren können sich Jugendliche aber auch im Internet eine Lehrstelle oder zumindest den Kontakt zu Unternehmen suchen. (27.04.2005, 09:31 Uhr)

Paderborn/Heidelberg - Online-Ausbildungsbörsen überzeugen durch ihr großes Informationsangebot und schnellen Kontakt zu Ausbildungsfirmen. Eine individuelle Beratung oder ein persönliches Gespräch können sie trotzdem nicht völlig ersetzen.

«Ein Online-Auftritt kann nicht die gleiche Bedeutung und Qualität haben wie ein Gespräch mit jemandem, der sich wirklich auskennt», sagt Holger Bäuerle. Er ist Projektleiter Internet bei «azubitage.de» in Heidelberg, einem Veranstalter von Ausbildungsmessen. Als Ergänzung zu Beratungsgesprächen, so Bäuerle, hätten Internet-Angebote aber eine Berechtigung: «Online-Auftritte bieten eine breite Palette an Informationen.»

Dem stimmt auch Angelika Müller von der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg zu. Eine persönliche Beratung empfehle sich dann, wenn Leute unsicher sind, was sie machen wollen. Online-Börsen seien dagegen für Leute gut geeignet, «die wissen, was sie wollen und keine Beratung und Hilfestellung benötigen.» Wenn das der Fall ist, könne man sich bei manchen Firmen auch direkt online bewerben.

Die BA bietet zwei Datenbanken für junge Menschen auf Ausbildungsplatzsuche an. «BERUFEnet.de» ist eine Plattform mit Informationen zu Berufsbildern, Ausbildungsinhalten und Zugangsvoraussetzungen. Außerdem gibt es Links zu 20 000 Veranstaltern von Aus- und Weiterbildungsangeboten. Das Angebot ist umfassend. «Dort sind alle Ausbildungsberufe gelistet», sagt Müller.

Konkrete Ausbildungsplatzangebote enthält die BA-Jobbörse «KURS» - momentan sind es rund 110 000. Damit biete die BA eine große Plattform, auf der sich Ausbildungsbetriebe und Ausbildungswillige treffen könnten, sagt die BA-Sprecherin. Der Zugang ist für beide Seiten kostenlos. Die Firmen und Suchenden müssen ihre Anzeigen selbst betreuen und aktualisieren. Manche Angebote sind deswegen veraltet. Die BA greift «nur bei Missbrauch ein», sagt Müller.

Das Prinzip der Börsen ist auch bei kommerziellen Anbietern gleich: Firmen mit Ausbildungsplätzen können diese präsentieren, Ausbildungsplatzsuchende können die Angebote sichten und sich manchmal mit ihrem eigenen Profil den Firmen vorstellen. Allerdings nicht umsonst wie bei der BA: Je nach Anbieter, Laufzeit und Umfang sind pro Anzeige für die Firmen 100 bis 200 Euro fällig. Außerdem gibt es zwischen den einzelnen Börsen Unterschiede bei den Suchmöglichkeiten, der Anzahl der angebotenen Ausbildungsplätze und bei Zusatzinformationen, etwa zu Ausbildungswegen oder Berufen.

Der Vorteil von kommerziellen Angeboten ist, «dass die Unternehmen viele Informationen preisgeben - schließlich bezahlen sie für die Anzeige», sagt Simon Blanke-Bohne von «aubi-plus.de» in Hüllhorst (Nordrhein-Westfalen). Deswegen seien die Anzeigen sehr aktuell und übersichtlich. Dem stimmt auch Holger Bäuerle zu. Portale wie «azubitage.de» seien «extrem auf die Zielgruppe zugeschnitten.»

Die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze ist sehr unterschiedlich. Mit mehr als 51 000 Stellen ist AUBI-plus eine der größten Online-Ausbildungsbörsen. Seit dem Jahr 2000 bietet das Portal bundesweit Lehrstellen an. «Die Angebote gehen quer durch alle Branchen», sagt Simon Blanke-Bohne. Am häufigsten seien große und mittelständische Unternehmen vertreten. Im Jahr 2004 seien über das Portal rund 20 000 Auszubildende vermittelt worden.

Bei «azubitage.de» gibt es rund 4500 Ausbildungsplätze - «vor allem bei Banken und Versicherungen», sagt Internet-Projektleiter Holger Bäuerle. Aber auch der medizinische Bereich sowie Industrie und Handel seien vertreten. Allerdings finden Suchende nicht alle Ausbildungsberufe auf der Homepage, die seit 1996 online ist. Vertreten sind nur die, für die es freie Stellen gibt - und deren Zahl schwankt.

Andere Anbieter setzen auf Exklusivität statt auf ein breites Spektrum von Berufen, etwa «azubi-topline.de». Das Portal aus Paderborn ist seit 2004 online. Die Zahl der Angebote - momentan etwa 100 - steigt nach Angaben des Portals jeden Monat um rund fünf Prozent. Das sei wenig, sagt Marketingleiter Christian Flesch, aber dafür seien die angebotenen Ausbildungsplätze sehr hochwertig. Denn «azubi-topline.de» setze auf «renommierte Unternehmen», vorwiegend aus dem technischen und kaufmännischen Bereich.

Wie effektiv die Onlinebörsen sind, lässt sich nur schwer beurteilen. Da die Portale wenig oder gar keine Rückmeldungen von Kunden erhalten, «kann man nicht sagen, was aus dem Kontakt wird», sagt Holger Bäuerle. Einen Versuch ist die Lehrstellensuche über das Internet trotzdem wert. «Ein Vorteil ist, dass Suchende schnell von den Unternehmen Rückmeldung kriegen», sagt Angelika Müller von der BA. Und selbst wenn man sich gar nicht ernsthaft bewerben will, seien die Börsen nützlich: «Da kann man den eigenen Marktwert testen.» (Von Benjamin Schulz, dpa) (tso)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false