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Wirtschaft: Mit Volkswagen wird kein Geld verdient

Audi und Finanzdienstleistungen retten den Konzerngewinn/Tarifverhandlungen um westdeutsche Standorte in der heißen Phase

Berlin - VW verdient mit Autos kein Geld. In der Markengruppe Volkswagen Pkw entstand in den ersten neun Monaten ein Verlust von 47 Millionen Euro. Gleichzeitig rutschten die VW Nutzfahrzeuge mit inzwischen 159 Millionen Euro noch tiefer in die roten Zahlen. Dass der VW-Konzern insgesamt keine Verluste schreibt, liegt an der Markengruppe Audi, die in diesem Jahr bislang 877 Millionen Euro verdiente, und dem Bereich Finanzdienstleistungen mit einem Gewinn von 768 Millionen Euro. Trotz der schwierigen Lage bekräftigte der Konzern am Donnerstag im Zwischenbericht über die ersten neun Monate seine Erwartung, in diesem Jahr ein operatives Ergebnis von knapp zwei Milliarden Euro zu erreichen.

Die Bekanntgabe der neuesten Geschäftszahlen fiel zusammen mit dem Beginn der fünften Tarifrunde. Der Konzern will die Kosten in seinen sechs westdeutschen Werken bis 2011 um 30 Prozent drücken. Die IG Metall fordert eine Tariferhöhung für die 103000 Beschäftigten um gut zwei Prozent und eine langfristige Beschäftigungssicherung.

Am Donnerstagabend gab es noch keinen Durchbruch bei den Verhandlungen. Die Gewerkschaft kündigte mit Ablauf der Friedenspflicht in der Nacht auf Freitag erste Warnstreiks in den Werken in Braunschweig, Hannover und Kassel an. In der nächsten Woche sollen die befristeten Arbeitsniederlegungen ausgeweitet werden. Nach Angaben der IG Metall sollen die Gespräche am Montag in Hannover fortgesetzt werden.

VW-Personalvorstand Peter Hartz sagte vor den Verhandlungen, die Unternehmensführung werde für jedes Werk einen „Beschäftigungsatlas“ vorlegen, aus dem ersichtlich sei, welche Produkte und welche Mitarbeiterzahl geplant seien. In der „Braunschweiger Zeitung“ sagte Hartz weiter, „wir müssen eine Lösung hinbekommen, mit der man den Leuten nicht das Geld aus der Tasche zieht und dennoch die Arbeitskosten senkt“. VW-Betriebsratschef Klaus Volkert hatte bereits vor Wochen deutlich gemacht, dass „Jobs wichtiger als Mäuse“ sind.

Es wird allgemein erwartet, dass bis zur Aufsichtsratssitzung von VW am 12. November die Verhandlungen abgeschlossen werden. Dann steht vermutlich auch die Entscheidung darüber an, wo der neue, kleine Geländewagen gebaut wird. Das Stammwerk Wolfsburg hat nur eine Chance für den Zuschlag, wenn die Arbeitskosten dort reduziert werden. Andernfalls baut VW das Auto in Tschechien oder der Slowakei.

Die aktuell schwierige Geschäftslage erklärte VW mit dem hohen Ölpreis und dem schwachen Dollar. In den USA rechnet das Unternehmen in diesem Jahr mit einem operativen Verlust von rund einer Milliarde Euro. Alles in allem werde das leichte Wachstum des weltweiten Automarktes „vor dem Hintergrund von weltweiten Überkapazitäten nur durch einen intensiven Preis- und Konditionenwettbewerb erreicht“, heißt es im Zwischenbericht. Nach Schätzungen des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer kommt der VW-Konzern in diesem Jahr auf Vertriebskosten von 8,75 Milliarden Euro. Darunter fallen unter anderem Rabatte zur Absatzförderung des Golf V.

Immerhin zeigt das Sparprogramm „ForMotion“, das Konzernchef Bernd Pischetsrieder Anfang des Jahres vorgelegt hatte, erste Erfolge. Bislang wurden dadurch 850 Millionen Euro gespart, für das Gesamtjahr rechnet VW mit einer Milliarde. Von Juli bis September reduzierte sich der operative Konzerngewinn ohne Sondereinflüsse um 23 Prozent auf 487 Millionen Euro; damit blieb der Rückgang unter den Befürchtungen einiger Analysten. Entsprechend positiv reagierte die Börse: Die VW-Aktie verteuerte sich zeitweise um rund vier Prozent.

In den ersten neun Jahresmonaten fiel das Konzernergebnis nach Steuern um 43 Prozent auf 459 Millionen Euro. Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen sank um ein Fünftel auf 1,46 Milliarden Euro. Der entsprechende Vorjahreswert lag bei 1,85 Milliarden Euro. Der Umsatz stieg bis September um fünf Prozent auf 67,4 Milliarden Euro. Weltweit wurden 3,7 Millionen Fahrzeuge verkauft (plus ein Prozent). In Deutschland sank der Verkauf um 2,8 Prozent, in den USA sogar um zehn Prozent. In Südamerika gab es einen Zuwachs um 25 Prozent.

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