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Wirtschaft: Mitarbeiter des angeschlagenen Stahlwerkes demonstrieren vor Banken

Die Bundeshilfe für den taumelnden Baukonzern Philipp Holzmann weckt Begehrlichkeiten auch bei anderen Sanierungsfällen. In Amberg haben rund 1 000 Mitarbeiter des seit elf Monaten unter Konkursverwaltung stehenden Stahlwerks Neue Maxhütte (NMH) GmbH vor Bankfilialen demonstriert, um Kreditinstitute und Politik zur einer Rettungsaktion zu bewegen.

Die Bundeshilfe für den taumelnden Baukonzern Philipp Holzmann weckt Begehrlichkeiten auch bei anderen Sanierungsfällen. In Amberg haben rund 1 000 Mitarbeiter des seit elf Monaten unter Konkursverwaltung stehenden Stahlwerks Neue Maxhütte (NMH) GmbH vor Bankfilialen demonstriert, um Kreditinstitute und Politik zur einer Rettungsaktion zu bewegen. Die Fortführung des Oberpfälzer Stahl- und Röhrenwerks hängt nach Angaben von Belegschaftsvertretern an der Beschaffung von Krediten in Höhe von 50 Millionen Mark. Das seien für Banken bekannterweise doch nur "Peanuts", erinnerte NMH-Betriebsratschef Albert Vetter in Anspielung auf den Ausspruch des Ex-Spitzenmanagers der Deutschen Bank, Hilmar Kopper.

Als Sanierer für die bereits in ihrem zweiten Konkursverfahren seit zwölf Jahren stehende Maxhütte steht seit Monaten der Industrielle Jürgen Großmann bereit. Er will das Traditionsunternehmen in Sulzbach-Rosenberg nach eigenen Angaben mit rund 400 Millionen Mark modernisieren und in eine neue Zukunft führen. Zuletzt war ihm das bei der Georgsmarienhütte gelungen. Um diesen neuerlichen Sanierungsversuch zu stützen, ist die noch knapp 1 500 Personen starke NMH-Belegschaft zu Zugeständnissen in einem Gegenwert von 70 Millionen Mark bereit.

Von der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau sollen dem Vernehmen nach 90 Millionen Mark kommen. Großmann selbst will Produktionsanteile im Wert von rund 200 Millionen Mark befristet von seiner Osnabrücker Georgsmarienhütte zur NMH verlagern und 20 Millionen Mark in bar beisteuern. Direkte staatliche Zuschüsse gelten indessen als unmöglich. Seit einigen Monaten fordert die EU die Rückzahlung derartiger Gelder, die früher in einem Umfang von 74 Millionen Mark geflossen sind, weil das gegen EU-Wettbewerbsrichtlinien verstoße. Staatszuschüsse seien nur für Umweltinvestitionen möglich, sagen Experten und weisen so eventuell den Weg für ein Schlupfloch. Denn ein zentraler Punkt der Pläne Großmanns, ist der Neubau eines Elektrostahlofens, um alte, mit Kohle betriebene NMH-Hochöfen zu ersetzen. Nach den mehrmonatigen, aber bislang ergebnislosen Verhandlungen machen Großmann und NMH-Konkursverwalter Jobst Wellensiek nun offenbar Druck. Wenn das Problem nicht bis Ende des Jahres gelöst sei, werde das Stahlwerk in der Oberpfalz endgültig stillgelegt, soll Großmann gedroht haben. Das und die Demonstrationen der kampferprobten Belegschaft vor Filialen der Deutschen Bank und der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank zeigen jetzt Wirkung. Zwar hat Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber den Fall nicht, wie von den Stahlwerkern gefordert, nach dem Vorbild von Bundeskanzler Gerhard Schröder zur Chefsache erklärt. Es ist aber von kurzfristigen Gesprächen zwischen Bayerns sanierungserprobtem Wirtschaftsminister Otto Wiesheu, Großmann, Wellensiek und Bankenvertretern die Rede, die möglicherweise noch am Wochenende eine Entscheidung bringen könnten. Der Ausgang der Verhandlungen sei aber völlig offen, hieß es in München. Vorsorglich entzündeten die Stahlarbeiter in Amberg vor den Bamnkfilialen laut einer Nachrichtenagentur allerdings schon einmal einige Fackeln, um dafür zu sorgen, dass im Stahlwerk "nicht das Licht ausgeht".

tmh

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