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Wirtschaft: Mitropa: Kampf ums Überleben

Die Finanzmisere der Deutschen Bahn bringt ihre Servicegesellschaft Mitropa unter Druck. Die 100-prozentige Tochtergesellschaft, die mit 6000 Beschäftigten die Speise- und Schlafwagen sowie zahlreiche Bahnhofsgaststätten betreibt, muss bis Ende des Jahres ihre Sanierung weitgehend abgeschlossen haben.

Die Finanzmisere der Deutschen Bahn bringt ihre Servicegesellschaft Mitropa unter Druck. Die 100-prozentige Tochtergesellschaft, die mit 6000 Beschäftigten die Speise- und Schlafwagen sowie zahlreiche Bahnhofsgaststätten betreibt, muss bis Ende des Jahres ihre Sanierung weitgehend abgeschlossen haben. Verluste will die Bahn nicht mehr übernehmen, die Speisewagen könnten auch an andere Betreiber übergeben werden. Die Bahn habe "unmissverständlich klar gemacht, dass sie ein Negativergebnis der Mitropa AG im Jahr 2001 nicht mehr akzeptieren werde", so der bisherige Gesamtbetriebsratsvorsitzende Roland Hahn in einem offenen Brief an die Mitarbeiter. Hahn wechselt nun selbst in den Mitropa-Vorstand.

In den vergangenen Monaten war schon mehrfach über andere Betreiber der Zugrestaurants spekuliert worden. Genannt wurden unter anderem die Lufthansa-Tochter LSG und die britische Risikofinanzgesellschaft Apax, die nach der Beteiligung an der früher bundeseigenen Tank & Rast AG nun auch die Bundesdruckerei übernimmt.

Die Unzufriedenheit des Bahn-Managements mit der Tochtergesellschaft ist nicht neu. Den defizitären Rund-um-die-Uhr-Betrieb der Speisewagen bezuschusst der Konzern jährlich mit 70 Millionen Mark. Die Hoffnung, diesen Zuschuss durch die Fusion und Verselbständigung der beiden Servicegesellschaften von Bundes- und Reichsbahn 1994 unter dem Dach der Mitropa AG und die zunehmende Ausweitung auf Drittgeschäfte herunterzufahren, erfüllte sich aber nicht. Nach einem kleinen Gewinn von zwei Millionen Mark 1998 fuhr die Mitropa 1999 bei einem unveränderten Umsatz von rund 800 Millionen Mark nur ein knapp ausgeglichenes Ergebnis ein, im abgelaufenen Jahr gab es laut Hahn einen Verlust von 50 Millionen Mark. Bereits Anfang 2000 war eine Zerschlagung der Mitropa im Gespräch. Vorerst aber wurde das Management ausgewechselt: Oskar Mayr, der von AC Nielsen kam, trat als Sanierer an.

Die Bahn wies am Dienstag Schließungspläne zurück: "Von einem Aus kann keine Rede sein", sagte Konzernsprecher Dirk Große-Leege. Man arbeite an einem neuen Gastronomie-Konzept, um den Betrieb der Speisewagen auf wirtschaftliche Beine zu stellen. Als Zwischenlösung werden vorerst rund die Hälfte der 120 Speisewagen in IC- und EC-Zügen durch Bistro-Wagen ersetzt. Ob bei der gesuchten neuen Lösung dann die Mitropa der Betreiber sein wird, sei "derzeit nicht das Thema".

Mitropa-Vorstand Oskar Mayr räumte auf Anfrage ein, dass für die Sanierung 2001 "erhebliche Anstrengungen nötig" sein werden. Erste Erfolge wurden bereits durch den Abbau von 200 Stellen in der Verwaltung, die Konzentration des Hauptsitzes in Frankfurt (Main) und den Ausbau des stationären Gastronomie-Geschäftes in und außerhalb der Bahnhöfe erzielt. 50 Prozent des Verlustes seien Restrukturierungskosten. Noch hält er sich an die Zusicherung des Bahn-Vorstandes: "Die Mitropa wird nicht zerschlagen."

chi

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