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Wirtschaft: Mittelstand erwartet 2006 Aufschwung

Studie: Das Stimmungstief ist überwunden – aber Zurückhaltung bei Investitionen und Expansionen

Berlin - Der deutsche Mittelstand blickt wieder optimistischer in die Zukunft. Fast 36 Prozent der Entscheidungsträger in mittelständischen Unternehmen rechnen für das Jahr 2006 mit einer Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Lage. Eine Verschlechterung erwarten hingegen nur 18 Prozent. Das geht aus der Mittelstandsstudie „mind“ hervor, die die Zeitschrift „impulse“ zusammen mit dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) am Montag vorgestellt hat. „Die Unternehmen haben ihren Stimmungstiefpunkt eindeutig überwunden“, sagte der Leiter der Studie, Gunter Kayser vom Institut für Mittelstandsforschung.

Die „mind“-Studie ist nach eigenen Angaben die größte Studie zum deutschen Mittelstand. Befragt wurden Unternehmen mit mehr als 100000 Euro Umsatz und weniger als 500 Mitarbeitern. Damit repräsentiert die Studie 1,3 Millionen Unternehmen mit 2,2 Millionen Entscheidungsträgern.

Noch optimistischer als bei der Gesamtwirtschaft zeigten sich die Befragten bei der Lage des eigenen Unternehmens. Hier rechnen nur rund 14 Prozent mit einer Verschlechterung der Situation im kommenden Jahr. Eine Verbesserung hingegen erwarten knapp 36 Prozent, wobei Betriebe mit mehr als 19 Beschäftigten die Zukunft etwas besser einschätzen als kleinere Unternehmen. Für 2005 haben die Mittelständler zwar noch geringere Erwartungen. „Aber der Optimismus nimmt ganz klar zu“, sagte Kayser.

Insgesamt steht der deutsche Mittelstand laut „mind“ für Investitionen von 90 Milliarden Euro pro Jahr. Allerdings planen mit 37 Prozent die meisten Unternehmen nur Ersatzanschaffungen. Investitionen in neue Produkte und Dienstleistungen haben nur 23 Prozent der Unternehmen vor. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den unternehmerischen Zukunftsstrategien. So wurde mit 41 Prozent am häufigsten „Rationalisierung/Kostensenkung“ genannt. Auch Einsparungen durch die „Konzentration auf Kernkompetenzen“ stehen mit 29 Prozent in relativ vielen Unternehmen an. „Unternehmenserweiterungen/Expansion“ planen hingegen nur 18 Prozent der Mittelständler. Positiv wertete Studien-Autor Kayser hingegen die Standort-Treue der Unternehmen: Nur 6,5 Prozent zählen Verlagerungen zu ihren Zukunftsstrategien. „Wenn der Standort doch verlagert wird, dann zum größten Teil in andere EU-Staaten“, sagte Kayser.

Bei den Ausfuhren hingegen zeigen sich die Mittelständler immer internationaler. „Die Zeiten, in denen der Mittelstand den Export den großen Unternehmen überlassen hat, sind vorbei“, sagte Christoph Schulz, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des DSGV. Zwölf Prozent aller Mittelständler verkaufen ihre Waren und Dienstleistungen mittlerweile auch im Ausland.

Ein weiteres Ergebnis der „mind“-Studie ist der gestiegene Frauenanteil unter den Entscheidungsträgern. Waren bei der letzten Umfrage 2001 nur 18,7 Prozent der Unternehmer weiblich, sind es mittlerweile 22,5 Prozent. „Der Zuwachs ist ein konsequenter Trend der vergangenen Jahre“, sagte „impulse“Chefredakteur Klaus Schweinsberg. Vor allem im Dienstleistungsbereich sind immer mehr Frauen selbstständig.

Allerdings ist der Frauenanteil bei den Entscheidungsträgern immer noch geringer als bei der Gesamtheit aller Erwerbstätigen. „Der entscheidende Grund ist neben der schwierigen Vereinbarkeit von Familie und Beruf die mangelnde Hilfe durch den Partner“, erklärte Kayser. So gaben 50 Prozent der Unternehmerinnen an, dass ihr Partner sie nicht ausreichend unterstütze. Bei den Männern gaben dies hingegen nur 36 Prozent an.

Problematisch gestaltet sich in vielen Fällen auch die Unternehmensnachfolge. Selbst die Mittelständler, die demnächst in den Ruhestand gehen möchten, wissen zu einem Drittel noch nicht, wie sie die Nachfolge regeln sollen. An diesem Dienstag findet in Berlin eine Mittelstands-Tagung des Bunds der deutschen Industrie (BDI) statt.

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