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Mittelstand: Fachkräftemangel kostet Milliarden

Mittelständlern entgeht einer Umfrage zufolge viel Geld, weil geeignetes Personal fehlt. Trotz der vielen Universitäten, Forschungseinrichtungen und der hohen Arbeitslosigkeit gibt es auch in Berlin Probleme.

Berlin - Der Aufschwung ist im deutschen Mittelstand angekommen. 92 Prozent der Mittelständler sind zufrieden mit ihren Geschäften, die Hälfte erwartet noch eine Verbesserung, wie das am Montag vorgestellte Mittelstandsbarometer der Beratungsfirma Ernst & Young zeigt. Doch der Optimismus wird getrübt: Durch den Fachkräftemangel müssen mittelständische Firmen der Hochrechnung zufolge Umsatzeinbußen in Höhe von 30 Milliarden Euro im Jahr verkraften – etwa, weil sie Aufträge wegen Personalmangels nicht annehmen können. Für die Studie befragte Ernst & Young 3000 Unternehmen mit 30 bis 2000 Mitarbeitern quer durch alle Branchen, davon 159 in Berlin.

Wegen der guten Konjunkturaussichten will mehr als jedes vierte Unternehmen zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Doch 73 Prozent der befragten Mittelständler geben an, dass es ihnen „eher schwer“ oder „sehr schwer“ fällt, neue und ausreichend qualifizierte Leute zu finden – und die meisten erwarten, dass das in den kommenden Jahren noch schwieriger wird. Besonders knapp ist derzeit das Angebot an Fachkräften in den Sektoren Bau und Energie, künftig sehen sich besonders Industriebetriebe und Dienstleister betroffen.

Bundesweit sind deshalb die Hälfte der Unternehmen mit Umsatzeinbußen aufgrund des Fachkräftemangels konfrontiert, besonders in den Ländern Nordrhein-Westfalen und Bayern, in denen die entgangenen Erlöse auf mehr als acht und mehr als sechs Milliarden Euro beziffert werden (siehe Grafik).

85 Prozent der Unternehmer sehen Mängel im Schul- und Ausbildungssystem als Ursache für den Mangel an Fachkräften. Immerhin 65 Prozent nennen aber auch eine mangelnde Bereitschaft von Firmen, ältere Fachkräfte zu beschäftigen. Auch fehlende Toleranz gegenüber fremden Kulturen gaben die Befragten als eine wichtige Ursache an.

Den Berliner Mittelständlern drohen Einbußen von 418 Millionen Euro. Trotz der vielen Universitäten und Forschungseinrichtungen und der hohen Arbeitslosigkeit gibt es auch in der Hauptstadt Probleme, offene Stellen zu besetzen. 72 Prozent der befragten Firmen berichten von Schwierigkeiten. Die Mehrzahl der Mittelständler klagt zudem, dass die Rekrutierung von Fachkräften in den vergangenen Jahre schwieriger geworden ist. „Die Kooperation zwischen Hochschulen und Wirtschaft ist in Berlin nicht so ausgeprägt wie etwa in Bayern oder Baden-Württemberg“, sagt Ulrich Plett von Ernst & Young. Zudem sei die Nachfrage nach Top-Fachkräften in der Stadt sprunghaft gestiegen. Bei der Einschätzung der aktuellen Geschäftslage liegt die Hauptstadt mit 92 Prozent zufriedenen Unternehmen im Bundesdurchschnitt, der Optimismus in Berlin ist sogar größer. Sechs von zehn Mittelständlern erwarten eine positive Entwicklung der Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten.

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