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Weltklasse. Die leistungsfähigsten Gasturbinen der Welt stammen aus Moabit. Hier hat Siemens gerade 17 Millionen Euro in sein Prüffeld investiert.

© dpa

Gasturbinenwerk: Moabit dreht auf

30 Millionen Euro hat Siemens zuletzt im Moabiter Gasturbinenwerk investiert. 17 Millionen Euro davon gingen in das 35 Meter lange und 15 Meter breite neue Prüffeld, das am Donnerstag in Betrieb genommen wurde.

Berlin - Zur Feier des Tages schwenken Arbeiter in weißen Overalls und mit weißen Helmen die amerikanische Flagge und je eine Fahne mit den Firmenlogos von Siemens und Florida Power & Light. Eine Musikgruppe tanzt durch die Werkshalle und singt von „smarter“ und „cleaner Energy“. Das neue Prüffeld leuchtet abwechselnd in Gelb, Grün und Lila. Dann dreht sich die Gasturbine darin zum ersten Mal. Mehr als 150 Gäste spenden höflich Applaus. Erleichtert klatscht auch Olaf König, der im Gasturbinenwerk in Moabit das Testen und die Auswertung verantwortet. „Wir haben hart dafür gearbeitet“, sagt König. „Ein bisschen Aufregung ist in so einem Moment immer dabei.“

30 Millionen Euro hat Siemens in den vergangenen zwölf Monaten in das Berliner Gasturbinenwerk investiert, berichtet Standortleiter Andreas Fischer-Ludwig. 17 Millionen Euro davon gingen in die Erweiterung des 35 Meter langen und 15 Meter breiten Prüffelds. Noch einmal 13 Millionen Euro investierte Siemens in Europas größtes Bohrwerk mit dem die Gehäuseteile für die riesigen Gasturbinen bearbeitet werden. Auch das wurde am Donnerstag zum ersten Mal in Betrieb genommen. „Die erneute Investition unterstreicht nachdrücklich, dass wir auf den Standort Berlin setzen und sie ist ein wichtiger Bestandteil zur Zukunftssicherung des Werkes“, sagt Fischer-Ludwig. Inzwischen hat das Werk 3200 Mitarbeiter aus 34 Nationen. Im laufenden Geschäftsjahr sind bereits 200 Mitarbeiter hinzugekommen. „Wir sind gerade dabei, noch einmal 200 Arbeitsplätze aufzubauen“, sagt Fischer-Ludwig.

Mehr als 600 Maschinen sind aus Moabit schon an Kunden aus aller Welt gegangen. Am Donnerstag lud Siemens einige davon zu der Feier nach Berlin ein. Darunter waren Gäste aus Korea und auch William Yeager von Florida Power & Light. Die Amerikaner waren die ersten, die im vergangenen Sommer gleich sechs Turbinen der neuen H-Klasse gekauft haben, um ihre alten Anlagen zu erneuern. Die Koreaner kauften eine. Die H-Klasse, das sind die effizientesten und leistungsstärksten Turbinen. Während eines Testlaufs des Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerks im bayrischen Irsching hat Siemens bei einer Leistung von 578 Megawatt und einem Wirkungsgrad von 60,75 Prozent einen Weltrekord erzielt.

Florida Power & Light ist nun der erste kommerzielle Kunde, quasi ein Pionier. „Wir sind ganz zuversichtlich“, sagt Yeager. „Wir haben schon viele Geschäfte mit Siemens gemacht.“ Die neuen Turbinen aus Moabit sollen im Cape-Canaveral-Kraftwerk in Cocoa und in Riviera Beach zum Einsatz kommen. 500 000 Kunden sollen so mit Strom versorgt werden. Das US-Unternehmen will mit den neuen Turbinen seine Effizienz erhöhen und die Kosten senken, sagt Yeager. Und nebenbei fallen auch deutlich weniger CO2-Emissionen an. Mit großem Interesse verfolgte Yeager die Inbetriebnahme des neuen Prüffeldes, denn es ist seine Maschine, die dort nun in den kommenden Monaten getestet wird. Die Energie, die dabei entsteht, landet in einem Wassertank. Das Berliner Netz würde die Einspeisung nicht verkraften.

Um eine Turbine der H-Klasse im echten Betrieb zu sehen, muss man immer noch bis Bayern fahren. Das bedauert vor allem der Berliner Standortleiter Fischer- Ludwig. „Wir würden unseren Kunden hier gern neben dem Prüffeld auch ein Kraftwerk zeigen, wo die Turbinen laufen.“ Doch noch gibt es keines in der Region. Viele Betreiber warten mit Investitionen in Kraftwerke ab, weil noch offen ist, welche Rolle Gaskraftwerke im künftigen Energiemix in Deutschland spielen werden. Corinna Visser

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