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© ddp

Mobil: Hohe Klimastrafen für deutsche Autos

Die geplante CO2-Steuer der EU könnte Premiumfahrzeuge im Schnitt um 4000 Euro verteuern. Besonders hart dürfte es Porsche treffen.

Berlin - BMW, Audi, Mercedes und Porsche drohen hohe Ertragseinbußen, wenn die Pläne der EU-Kommission und der nationalen Regierungen zur CO2-Reduzierung in der Autoindustrie umgesetzt werden. Bei deutschen Mittel- und Oberklassefahrzeugen müsse im Schnitt mit Kosten- und Preissteigerungen von 4000 Euro pro Fahrzeug kalkuliert werden, ergab eine Studie des Automobilexperten Ferdinand Dudenhöffer, die 120 Fahrzeuge untersucht hat.

„Das wird die Gewinnmargen der bisher sehr erfolgreichen deutschen Premiumhersteller empfindlich beeinträchtigen“, erklärte der Leiter des Center Automotive Research (Car) an der Fachhochschule Gelsenkirchen. Besonders hart träfe es bei einer Umsetzung der EU-Pläne den Sportwagenbauer Porsche, dessen Autos nach den Berechnungen zwischen 4000 und 8000 Euro teurer würden. „BMW steht bei den untersuchten Modellen besser da als Audi und Mercedes“, heißt es in der Studie. Da vor allem die leistungsstärkeren Autos mit deutlich höheren Strafsteuern rechnen müssten, seien die Hersteller zu einem Kurswechsel gezwungen, der ihre Profitabilität erheblich beeinflussen dürfte. Denn: Große Autos liefern einen deutlich höheren Deckungsbeitrag als Kleinwagen.

Die EU-Kommission will an diesem Mittwoch bekannt geben, wie die europaweiten Grenzwerte für den Ausstoß von Kohlendioxid auf die Autobauer verteilt werden sollen. Von 2012 an sollen Neuwagenflotten im Schnitt nicht mehr als 130 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. Derzeit liegt der Mittelwert bei 160 Gramm CO2. Deutsche Autos stoßen im Schnitt 173 Gramm aus.

Hersteller, die die Grenzwerte künftig nicht einhalten, sollen nach den aktuellen Plänen zweifach zur Kasse gebeten werden: zum einen will die EU eine Strafsteuer für jedes über dem Grenzwert liegende Gramm CO2 erheben; zum anderen sind die nationalen Regierungen dabei, individuelle CO2-Steuern einzuführen. Dudenhöffer nimmt in seiner Studie eine EU-Strafsteuer von 60 Euro pro Gramm CO2 an, die er als Mittelwert errechnet. EU-Industriekommissar Günter Verheugen hatte einen Steuersatz von 30 Euro vorgeschlagen, EU-Umweltkommissar Stavros Dimas forderte 95 Euro.

Da der zulässige CO2-Ausstoß nach Gewichtsklassen gestaffelt werden soll – mit steigendem Gewicht darf mehr ausgestoßen werden – profitieren bei der Strafsteuer schwerere Autos. So werden zum Beispiel der BMW 635 d und der Audi TT 2.0 TFSI, die beide etwa gleich viel CO2 pro Kilometer ausstoßen (siehe Tabelle), sehr unterschiedlich behandelt. Der um fast 500 Kilogramm schwerere BMW wird nur mit 156 Euro Strafsteuer belegt, für den Audi fallen hingegen 3019 Euro an. „Leichtbau, der tendenziell den Schadstoffausstoß reduziert, wird bestraft“, sagte Dudenhöffer. Die Orientierung der CO2-Steuer an Gewichtsklassen wirke so als „Innovationsblockade in einem wichtigen Feld“.

Dass es überhaupt eine EU-weite Strafsteuer für CO2-Sünder und zusätzlich nationale Steuern gibt, führt Dudenhöffer auf das „unglückliche Taktieren der deutschen Autohersteller und der deutschen Politik“ zurück. Man habe es versäumt, eine einheitliche europäische Lösung, nämlich einen Emissionshandel, zu suchen. „Die Hersteller und der deutsche Automobilverband haben gehofft, dass es nicht so schlimm kommt“, sagte Dudenhöffer. „Man hat auf eine moderate deutsche CO2-Steuer gesetzt – und jetzt sind wir dort, wo wir nicht hinwollten.“

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