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Scania

© dpa

Mobil: VW-Tochter Scania verdient prächtig

Der schwedische Lkw-Hersteller Scania schließt das Quartal mit einem Rekordergebnis ab. Problem sind die langen Lieferzeiten.

Stockholm - Das Umsatzplus von 15 Prozent stimmte, der Gewinn lag mit einem Sprung gegenüber dem Vorjahr von 21 Prozent sogar klar über den Erwartungen. Dennoch wurde die Aktie des schwedischen Lkw- und Motorenbauers Scania am Montag an der Börse abgestraft: Zwischenzeitlich gab sie um drei Prozent nach. Und das, obwohl Scania-Chef Leif Östling das zehnte Quartal in Folge neue Rekordergebnisse präsentierte.

Der Grund für den Kursfall, der später abgebremst wurde: Beim rentabelsten Lkw-Bauer der Welt sind die Auftragsbücher nicht mehr so prall gefüllt wie in den vergangenen Jahren. Östling räumte gestern in Stockholm ein, dass lange Lieferzeiten von bis zu zwölf Monaten sowie die unsichere wirtschaftliche Lage viele europäische Kunden von ihren geplanten Bestellungen abgehalten hätten. Das Auftragsvolumen im ersten Quartal dieses Jahres sank in Westeuropa um 40 Prozent, in Osteuropa immerhin noch um 26 Prozent. „Wer will schon einen Lkw in diesen turbulenten Zeiten ordern, wenn das Fahrzeug erst in einem Jahr ausgeliefert wird“, sagte ein Analyst.

Die Verunsicherung der Kunden hatte Ende vergangener Woche bereits der Scania-Konkurrent Volvo zu spüren bekommen, der einen Rückgang der Aufträge in ähnlichem Umfang verzeichnete. Der Münchner MAN-Konzern wies dagegen seinen Auftragseingang nur nach Wert und nicht nach Volumen aus und konnte so den Eindruck einer stabilen Auftragslage erwecken.

Scania-Chef Östling gab sich trotz der dünneren Auftragsbücher optimistisch. Nach Meinung von Analysten hat er auch allen Grund dazu. Denn Scania macht erneut seinem Namen als rentabelster Lkw-Hersteller alle Ehre. Hatten Experten eine Umsatzrendite von knapp 15 Prozent gerechnet, konnte Östling eine Rekordrendite von 16,4 Prozent präsentieren. Mittelfristig bleibt Scania bei seiner Prognose einer Umsatzrendite von 12 bis 15 Prozent.

Wie schon MAN und Volvo profitierte Scania im ersten Quartal 2008 vor allem vom Nachfrageboom in Osteuropa. Ein Großteil des über 20-prozentigen Anstiegs des Reinerlöses stammt aus den schnell wachsenden Wirtschaften der ehemaligen Sowjetunion und den Schwellenländern. Scania will im kommenden Jahr eine Fabrik in Russland eröffnen, um dem Nachfrageboom besser Rechnung tragen zu können. Schon jetzt steht Osteuropa für rund ein Drittel des Scania-Umsatzes. Ab 2009 hofft Östling, insgesamt 100 000 Lkws pro Jahr produzieren zu können. 2007 waren es noch 82 000 Fahrzeuge. Der Scania-Chef rechnet trotz des starken Auftragrückgangs in Westeuropa mit einem jährlichen Umsatzwachstum von mehr als zehn Prozent in den kommenden Jahren.

Wie schon MAN-Chef Håkan Samuelsson hielt sich auch Östling mit Blick auf ein großes Lkw-Bündnis von MAN, Scania und Volkswagen bedeckt. Ein solches Bündnis gilt langfristig als wahrscheinlich, da VW mittlerweile 68 Prozent an Scania hält und gleichzeitig mit rund 30 Prozent größter MAN-Aktionär ist. Allerdings hatte VW-Chef Martin Winterkorn kürzlich die Eigenständigkeit von Scania betont. Nach Einschätzung von Analysten werden die Bemühungen jedoch wieder forciert werden, wenn die globale Lkw-Nachfrage sinkt. Helmut Steuer

Helmut Steuer

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