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Wirtschaft: Mobilcom: Der Herausforderer räumt das Feld

Telekommanager in Deutschland atmen auf. Wenn alles läuft wie geplant, wird Gerhard Schmid Mitte April seinen Vorstandsposten bei Mobilcom räumen.

Telekommanager in Deutschland atmen auf. Wenn alles läuft wie geplant, wird Gerhard Schmid Mitte April seinen Vorstandsposten bei Mobilcom räumen. Damit tritt ein Mann ab, der den Markt gründlich aufgemischt und Ron Sommer und seinen Kollegen das Leben oft sehr schwer gemacht hat. Gerhard Schmid hat mit seiner Mobilcom AG nach der Liberalisierung dem deutschen Telekommunikationsmarkt erst den richtigen Schwung gegeben. Der Unternehmer aus Büdelsdorf war der aggressivste Herausforderer des Branchenführers und Ex-Monopolisten Deutsche Telekom. Für einen Preis von nur 19 Pfennig pro Minute quer durch Deutschland zu telefonieren - das war 1998 eine Sensation. Mit diesem Superangebot hat Schmid nicht nur die Geschäftspläne der Telekom durcheinander gebracht. Auch die Konkurrenten Arcor, Otelo und Viag Interkom hatten sich auf einen ruhigeren Marktstart eingerichtet.

Mobilcom, das war immer gleichzusetzen mit der Person Gerhard Schmid. Mit seinem 1991 gegründeten Unternehmen vermarktete er zunächst Verträge für die Mobilfuknetzbetreiber. Im März 1997 ging Schmid mit seiner schnell wachsenden Mobilcom an die Börse, als erste Aktie am gerade gegründeten Neuen Markt in Frankfurt. Mit der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes 1998 stieg Schmid auch ins Festnetz- und Internetgeschäft ein. Er kaufte weitere Service-Provider, die Computerkette Comtech, den Konkurrenten Telepassport. 1999 brachte Schmid die Internet-Tochter Freenet an die Börse. Aus der kleinen Mobilcom war ein gewichtiger Spieler auf dem deutschen Markt geworden.

Dabei ist Schmid ein echter Quereinsteiger. Im Mai 1952 im fränkischen Selb als Sohn eines Maurers und einer Hausfrau geboren, studierte er nach einer kaufmännischen Lehre Betriebswirtschaft in Nürnberg. Marketing war einer seiner Schwerpunkte - und bis heute eine seiner Stärken. Sein Studium finanzierte er sich mit seinen Einkünften als Eishockeytrainer. Seine berufliche Laufbahn startete Schmid 1977 beim Porzellanhersteller Hutschenreuther. In einer steilen Karriere wurde er nach neun Jahren Direktor für das Controlling und wechselte 1986 als Geschäftsführer zum Ostseebad Damp. 1989 - Schmid war 37 Jahre alt - wurde er Vorstandsmitglied der Autovermietung Sixt, verantwortete dort das Marketing und den Vertrieb. Den sicheren Posten gab er 1991 auf, als er die riesigen Marktchancen des Telekommunikationsgeschäfts erkannte. Neun Jahre nach seinem Start im schleswig-holsteinischen Örtchen Büdelsdorf steht er 2000 auf dem Höhepunkt seiner Karriere: Mit France Télécom gewann der Aufsteiger einen Partner aus der Riege der ehemaligen Staatsmonopolisten - ein Ritterschlag für Schmid und ein Schlag ins Gesicht für Telekom-Chef Ron Sommer, dessen Partnerschaft mit den Franzosen gerade zerbrochen war. Schmid bekam die Chance, vom Vermarkter zum echten Netzbetreiber aufzusteigen.

Dann ging es mit der Branche bergab. Die 8,5 Milliarden Euro teure UMTS-Lizenz und die zusätzlichen Milliarden für den Netzaufbau haben Schmids Unternehmen überfordert. Schmid, dem die Branche gern vorwirft, er nehme den Mund immer zu voll, hat tatsächlich zu hoch gepokert. Jetzt gibt er auf. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich zur Ruhe setzt", sagt ein Mitarbeiter des Unternehmens. "Ordentlich Startkapital für ein neues Projekt hat er ja."

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