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Mobilfunk: Debitel-Deal bewahrt Freenet vor Zerschlagung

Freenet wird durch die Übernahme des Konkurrenten Debitel zum drittgrößten Mobilfunkanbieter. Doch das ist nicht der eigentliche Grund für das Geschäft: Es geht darum, das Unternehmen zusammenzuhalten.

Freenet-Chef Eckhard Spoerr verspricht sich von der Verschmelzung mit Debitel bessere Wachstumschancen im hart umkämpften Mobilfunk-Markt. Sollte das Kartellamt der Übernahme zustimmen, entstünde der drittgrößter Mobilfunk-Anbieter in Deutschland mit rund 19 Millionen Kunden. Größer sind nur Markführer T-Mobile und Vodafone. Freenet und Debitel haben allerdings im Gegensatz zu ihnen kein eigenes Netz.

In der Nacht hatte der Freenet-Aufsichtsrat dem 1,63 Milliarden teuren Geschäft zugestimmt. Demnach übernimmt der Hamburger Telekommunikations-Dienstleister seinen Stuttgarter Konkurrenten vom Finanzinvestor Permira. Permira soll im Gegenzug eine Beteiligung von 24,99 Prozent an Freenet erhalten und wird damit größter Einzelaktionär – vor United Internet (UI) und Drillisch.

United Internet verliert die Kontrolle

Gerade der letztgenannte Punkt ist der entscheidende: Es geht gar nicht so sehr darum, ein neuen großen Mobilfunkanbieter zu schmieden. Vielmehr ist Freenet-Chef Spoerr darauf bedacht, sein Unternehmen zusammenhalten. Seit langem sind UI und Drillisch bemüht, die Mehrheit bei Freenet zu erwerben, um das Unternehmen anschließend zu zerschlagen. Der Internetkonzern UI mit seinen Marken Web.de, GMX und 1&1 interessiert sich vor allem für das DSL- und Portalgeschäft. Drillisch würde sich gerne die Mobilfunk-Sparte einverleiben.

Mit der Übernahme von Debitel und der Ausgabe von 32 Millionen neuer Aktien an Permira würde sich die Aktionärsstruktur bei Freenet gravierend verändern. Der Anteil von UI und Drillisch, der derzeit über eine Holding 25,2 beträgt, würde sich verringern. Eine Kontrolle, wie sie die Großaktionäre augenblicklich ausüben, wäre nicht mehr möglich.

Analysten halten eine Zerschlagung von Freenet für nicht mehr möglich. UI und Drillisch hätten den Kampf wohl verloren. Experten der Landesbank Baden-Württemberg bescheinigen Freenet darüber hinaus ein gelungenes Geschäft. Auch wenn der Preis für den Konkurrenten recht hoch sei, gebe es genügend Raum für Synergien, der die Kaufsumme rechtfertige.

Freenet-Aktie auf Zickzack-Kurs

Dennoch geben UI und Drillisch nicht auf. In einem am Sonntag an die Freenet-Führung verschickten Brief stellten sie erneut ein Übernahmeangebot in Aussicht. "Die Abgabe eines Übernahmeangebotes würde selbstverständlich voraussetzen, dass die Debitel-Transaktion nicht durchgeführt wird", heißt es in dem Schreiben, dass der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX vorliegt.

Nach eigenen Angaben haben United Internet und Drillisch Partner für ihre Pläne gefunden. Acht institutionelle Investoren, die rund 32,6 Prozent des Grundkapitals der Freenet AG hielten, hätten ihr Interesse bekunde, die Aktien zu verkaufen. "Zusammen mit den von uns und von der Drillisch AG gehaltenen Aktien wären dies über 58 Prozent des Grundkapitals", schreibt UI-Chef Ralf Dommermuth. Zu den verkaufswilligen Anlegern gehört Kreisen zufolge die Schweizer Großbank Credit Suisse.

Bei den Anlegern von Freenet und UI sorgte die angekündigte Übernahme von Debitel für Turbulenzen. Freenet-Aktien rutschten im frühen Handel an der Frankfurter Börse um mehr als zehn Prozent ab. Zwischenzeitlich drehte das Papier dann ins Plus. Bis zum Mittag verlor  die Aktie fünf Prozent. United Internet gaben nach anfänglichen Kursgewinnen knapp ein Prozent nach. (sf/dpa)

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