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Wirtschaft: Mobilfunklizenzen: Deutscher UMTS-Erfolg ärgert Spanien (Editorial)

Es ist immer faszinierend zu sehen, wie sich alles anders entwickelt, als man erwartet hat: Steuersenkungen schaffen Einnahmen, Truppenaufmärsche verhindern Kriege und Zuwanderer nehmen keine Stellen weg, sondern schaffen Arbeitsplätze. Gerade in der immer verrückteren Welt der dritten Generation des Mobilfunks, die es Nutzern ermöglichen wird, im Web zu surfen, sollte man dies, vor allem in Spanien, beherzigen.

Es ist immer faszinierend zu sehen, wie sich alles anders entwickelt, als man erwartet hat: Steuersenkungen schaffen Einnahmen, Truppenaufmärsche verhindern Kriege und Zuwanderer nehmen keine Stellen weg, sondern schaffen Arbeitsplätze. Gerade in der immer verrückteren Welt der dritten Generation des Mobilfunks, die es Nutzern ermöglichen wird, im Web zu surfen, sollte man dies, vor allem in Spanien, beherzigen.

Es begann damit, dass am Donnerstag vorletzter Woche die UMTS-Versteigerung in Deutschland zu Ende ging. Wie fast alles in Deutschland verlief sie nach Plan. Die Auktion war schnell (14 Tage), kompliziert (173 Bieterrunden), profitabel für die Regierung (99,36 Miliarden Mark) und bewies, dass das Versteigerungsverfahren effizient war. Und wieder einmal lösten die Deutschen in Spanien Ärger aus.

Am vergangenen Montag forderten die spanischen Oppositionsführer, dass die Regierung sofort die Lizenzen, die sie im März für 500 Millionen Dollar veräußert hatte, "annullieren" und eine Versteigerung durchführen solle. Das kam unerwartet. Bis vor kurzem waren die linken Parteien Spaniens gegen derartige Auktionen. Sie machten geltend, dass hohe Gebote die Preise für die Mobilfunknutzer in die Höhe treiben und neue Anbieter außen vor lassen würden. Jetzt, da das große Geld winkt, zögerten sie nicht, die gegenteilige Auffassung zu vertreten. "Was entspricht dem freien Markt mehr, als die Unternehmer das zahlen zu lassen, was die Lizenzen nach ihrer Meinung wert sind?", fragte Diego Lopez Garrido, Generalsekretär der Koalition der Neuen Linken. Dass die spanische Regierung die Lizenzen für lumpige 500 Millionen Dollar veräußert habe, sei "das größte Geschenk in der spanischen Wirtschaftsgeschichte" gewesen, beschwerte sich der Sprecher der Sozialistischen Partei, Jesus Caldera. Auch diese Argumentation erstaunt. Schätzen es doch die Linken für gewöhnlich sehr, dass Geschenke verteilt werden, für die sie nicht bezahlen müssen.

Die spanische Regierung scheint das Pferd gerne von hinten aufzuzäumen. In den meisten Ländern wäre zuerst debattiert und dann entschieden worden, wie die Lizenzen am besten vergeben werden. Die Spanier vergaben ihre Lizenzen vor fünf Monaten und hoben sich ihren Streit bis letzte Woche auf. Die Linke möchte die Lizenzen annullieren, um es in einem neuen Anlauf vielleicht besser zu machen. Zweifellos würde auch der Zweitplatzierte der diesjährigen Tour de France das Rennen gerne wiederholen, aber nur ein Narr oder ein Anarchist würde dieser Forderung nachgeben. Wirtschaftliche Transaktionen müssen Bestand haben, sonst bleiben die Investoren weg. Wer würde einen Wolkenkratzer in Manhatten bauen, wenn der Stamm, der die Halbinsel verkaufte, jederzeit den Kaufpreis neu aushandeln könnte? Sicher würde auch die französische Regierung nur allzu gerne den Amerikanern noch einmal Louisiana verkaufen. Aber es geht nicht.

Die Märkte reagierten ebenfalls anders als erwartet. Die Aktienkurse der Lizenzgewinner in Deutschland sanken im Laufe der Auktion um insgesamt 38,5 Milliarden Euro. Wenn sie wollen, dass ihre Kurswerte wieder steigen, dann werden sich die Handy-Konzerne etwas einfallen lassen müssen, um Risiken zu reduzieren oder zu umgehen. Es verbleibt aber ein Risiko: das politische Risiko. Wenn die spanische Regierung die Auktion wiederholen würde, wäre das einzige, was steigen würde, die Angst der Investoren.

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