zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Mode-Aktien: Macht müde Anleger munter

Der Winter steckt noch in den Knochen, da buhlen die Modehäuser und Luxusartikler Hugo Boss, Escada, Gucci und Louis Vuitton Moët Hennessy (LVMH) schon wieder mit neuen Frühjahrskollektionen um Aufmerksamkeit. Auch ihre Aktien verdienen es, beachtet zu werden.

Der Winter steckt noch in den Knochen, da buhlen die Modehäuser und Luxusartikler Hugo Boss, Escada, Gucci und Louis Vuitton Moët Hennessy (LVMH) schon wieder mit neuen Frühjahrskollektionen um Aufmerksamkeit. Auch ihre Aktien verdienen es, beachtet zu werden. Werner Baldessarini, dem Chef von Hugo Boss, gelingt es schon seit geraumer Zeit, der Fantasie der Analysten und Anleger immer wieder aufs Neue Flügel zu verleihen. Der letzte Coup: Der Einstieg in das Geschäft mit Damenbekleidung. Seit Dezember ist die erste Damen-Kollektion im Handel. Seit Jahren wächst das Metzinger Unternehmen zweistellig, so auch im Jahr 2000. Der Umsatz legte in den ersten neun Monaten gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr um 19 Prozent auf 1,46 Milliarden Mark zu. Das operative Ergebnis wuchs um 56 Prozent auf 187 Millionen Mark.

Die Börse honorierte diese Entwicklung. Stand die Aktie im Februar 2000 noch bei 106 Euro, erreichte sie Ende November das Hoch von 288 Euro. Derzeit notiert sie mit 249 Euro allerdings wieder schwächer. Die meisten Analysten stufen Boss deshalb als "Kauf" ein. "Angesichts des ungebrochenen Wachstumstrends ist die Aktie vergleichsweise günstig bewertet", meint Philipp Frey von der DG Bank. Etwas vorsichtiger ist Volker Hergert von der Bankgesellschaft Berlin. "Woher soll jetzt noch eine neue Story kommen?" Auch der Start in den Markt der Damenmode "ist nicht der Treibsatz für eine Aktienrallye". Das werde kaum mehr als ein lukratives Nebengeschäft werden. Seine Empfehlung lautet deshalb "Akkumulieren".

Der Stern des Münchner Modeunternehmens Escada leuchtet noch lange nicht so hell. Seit Jahren warten die Experten darauf, dass die Firma ihr Potenzial nutzt. Immerhin steht die Aktie derzeit mit 131 Euro wieder besser da, im November war sie zeitweise bis auf 92 Euro eingebrochen. Verantwortlich für diese Kurserholung sind zum einen die im Dezember verkündeten Kennzahlen für 1999/2000. Der Umsatz nahm wie erwartet um 9,75 Prozent auf 1,59 Milliarden Mark zu, der Ertrag um 23 Prozent auf 85 Millionen Mark. Außerdem macht das Unternehmen mit dem neuen Finanzvorstand Georg Kellinghusen jetzt ernsthaft Anstalten, sich mit den Marken Estrada und Laurel auf das Kerngeschäft in der Damen-Luxusmode zu konzentrieren und Verlustbringer wie Kemper und Cerutti auszugliedern. Die meisten Analysten bleiben jedoch vorsichtig. "Das Potenzial von Escada ist zweifellos groß", sagt Julie Statham von der Deutschen Bank. "Der angekündigte Umbau ist jedoch eine schwierige und möglicherweise kostspielige Aufgabe."

In einer ganz anderen Liga spielen die italienische Gucci-Gruppe und der französische Lifestyle-Konzern Louis Vuitton Moët Hennessy (LVMH). Sie verkaufen nicht nur elegante Kleidung, sondern auch exklusive Uhren, Taschen oder Champagner. Beide Konzerne weisen positive Zahlen vor. Gucci hat in jüngerer Zeit Marken wie Yves Saint Laurent, Bedat & Co. und zuletzt den britischen Designer Alexander McQueen gekauft und erzielte im dritten Quartal 2000 einen Umsatz von 615 Millionen US-Dollar, doppelt so viel wie im dritten Quartal 1999. Das operative Ergebnis stieg um 92 Prozent auf 133 Millionen Dollar. Bei LVMH erhöhte sich der Umsatz um 35 Prozent auf 11,6 Milliarden Euro, wobei die Modesparte mit 39 Prozent überproportional zulegte.

Für viele Analysten sind beide Aktien deshalb ein klarer "Kauf". Zu ihnen zählt Sacra Marceira De Rosa von J.P. Morgan: "Gucci ist ein stark wachsendes, gesundes Unternehmen", sagt sie. Das gleiche gelte für LVMH. Sie räumt aber ein, dass die Aktien global operierende Luxusartikler wie Gucci oder LVMH stark von der US-Konjunktur, einem schwächeren Euro und einem starken Yen abhängen. "Gewisse Kursrisiken" seien deshalb vorhanden. Aus diesem Grund stuft Barbara Ambrus von der Landesbank Baden-Württemberg die Aktie von LVMH, die sich auf knapp 70 Euro etwas erholt hat, nur als "Market Performer" ein. Der Umsatz der Franzosen sei zwar stärker gewachsen als erwartet, doch hätten Kapazitätsengpässe noch stärkeres Wachstum behindert. Auf der anderen Seite "sind Luxusartikel das erste, worauf die Leute verzichten, wenn es nicht mehr ganz so rosig aussieht."

ala

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false