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Im Umbruch. In der Agrochemiebranche wird seit Monaten über diverse Fusionen verhandelt. Auch BASF ist ein Kandidat. Foto: dpa

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Monsanto-Deal: Ein Gejagter wird zum Jäger

Der US-Saatguthersteller Monsanto könnte die Agrochemiesparte von BASF übernehmen. Die Unternehmen haben schon bei verschiedenen Projekten kooperiert.

In der Übernahmeschlacht um den amerikanischen Saatguthersteller Monsanto mit dem deutschen Konkurrenten Bayer geht der US-Konzern in die Offensive. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Kreise berichtet, erwägt das Unternehmen, die Agrochemiesparte von BASF ganz oder in Teilen zu übernehmen. Der börsennotierte Konzern mit Sitz in Ludwigshafen am Rhein beschäftigt weltweit mehr als 120 000 Mitarbeiter und produziert vor allem Chemikalien und Kunststoffe für diverse Industriezweige, entwickelt und vertreibt aber auch Pflanzenschutzmittel und Saatgut. Diverse Tochterunternehmen wie beispielsweise die Firma BASF Plant Science arbeiten an verschiedenen Standorten besonders an der Entwicklung gentechnisch veränderten Saatguts und nachwachsender Rohstoffe.

Dabei ist BASF seit einigen Jahren auch in Berlin präsent: Im Narva-Hochhaus in der Oberbaum City (Friedrichshain) hat der Konzern seine Tochter BASF Services angesiedelt, die derzeit 1200 Mitarbeiter in den Bereichen Finance, Controlling und Human Ressources beschäftigt. Aber auch mit einem Forschungsstandort sind die Ludwigshafener in der Hauptstadt vertreten: Am Tegeler Weg unweit des Flughafens analysieren mehr als 100 Mitarbeiter der Biotechnologiefirmen Metanomics und Metanomics Health Stoffwechselprozesse. Die Analysen werden benötigt, um Gene für die Entwicklung optimierter Nutzpflanzen zu finden.

Monsanto hüllt sich in Schweigen

Bayer hatte sein ursprüngliches Kaufangebot an Monsanto am Donnerstag aufgestockt und ist nun bereit, mit 125 US-Dollar je Anteilsschein drei Dollar mehr als bisher zu zahlen. Bei rund 440 Millionen ausstehenden Aktien entspräche das einem Aufschlag von rund 1,3 Milliarden US-Dollar (knapp 1,2 Milliarden Euro). Bayers Ursprungsangebot lag bei insgesamt 62 Milliarden Dollar (55 Milliarden Euro) inklusive der Schulden von Monsanto. Der Konzern kündigte lediglich an, die Offerte der Leverkusener zu prüfen, hüllte sich ansonsten aber in Schweigen. Auch zur möglichen Übernahme der BASF-Pflanzenschutzsparte wollte der Konzern keine Stellung nehmen.

Monsanto-Chef Hugh Grant hatte bei der Vorstellung der Quartalszahlen Ende Juni gesagt, sein Unternehmen sei weiter offen für Gespräche mit Bayer, spreche aber auch mit anderen über alternative strategische Optionen. Dass Monsanto dabei auch mit BASF liebäugelt, erscheint nicht nur wegen des geschäftlich vielversprechenden Portfolios der Deutschen naheliegend: Die beiden Unternehmen haben seit 2007 bereits bei verschiedenen Projekten kooperiert, um gemeinsam Nutzpflanzen zu entwickeln, die höhere Erträge als herkömmliche Pflanzen liefern und auch unter ungünstigen Umwelteinflüssen wie Trockenheit gedeihen. Auf operativer Ebene kennt man sich also gut, was etwaige Übernahmegespräche erleichtern könnte.

Schlucken lassen oder zugreifen?

Ob sich Monsanto am Ende von Bayer schlucken lässt oder doch lieber bei BASF zugreift, ist derzeit noch völlig unklar. Zwei mit der Angelegenheit vertrauten Personen zufolge wird der Verwaltungsrat von Monsanto bald bei einem Treffen über die Übernahme-Offerte von Bayer beraten. Wie er darauf reagiere, sei noch offen. „Man kann aber davon ausgehen, dass sie keine Freudensprünge machen werden“, sagte einer der Insider.

Auch Analysten gehen davon aus, dass das nachgebesserte Kaufangebot aus Leverkusen der Konkurrenz aus St. Louis zu niedrig ist. Das würde erklären, warum die Amerikaner bislang noch keine vertrauliche Vereinbarung mit Bayer getroffen haben, die den Leverkusenern Einblick in die Bücher von Monsanto gewährt. In der nur leichten Erhöhung des Angebots spiegele sich die Einschätzung wider, dass die schwachen Quartalszahlen von Monsanto auf der Bewertung lasten, urteilte das US-Analysehaus Morningstar. Der Saatguthersteller hatte für sein vergangenes Geschäftsquartal einen Gewinneinbruch um gut 37 Prozent auf 717 Millionen Dollar ausgewiesen. Zudem hatte Konzernchef Grant die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr 2016 erneut gekappt.

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