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Euro-Krise auf allen Kanälen - Händler an der Börse.

© AFP

Schuldenkrise: Moody's sieht Kreditwürdigkeit aller EU-Staaten gefährdet

Die US-Ratingagentur Moody's sieht die Zukunft des Euro in düsterem Licht. Die OECD sieht das ganz ähnlich, warnt vor Rezession. Die Politiker in der Eurozone haben dazu passend ein neues Streitthema: Elite-Bonds.

Die Ratingagentur Moody's hat vor weiteren Staatspleiten im Euroraum und einem Zerfall der Währungsgemeinschaft gewarnt. Zwar geht die Agentur in ihrem Hauptszenario nach wie vor von einem Fortbestand der Eurozone aus, wie es in einem Sonderbericht zur Schuldenkrise vom Montag heißt.

In den letzten Wochen sei die „Gefahr negativer Entwicklungen“ aber gestiegen. Als Gründe nennt die Agentur unter anderem politische Unsicherheiten in Griechenland und Italien sowie die trüben Wachstumsaussichten im Euroraum.

Die Wahrscheinlichkeit, dass neben Griechenland andere Euro-Ländern Zahlungsprobleme bekommen könnten, sei nicht mehr länger vernachlässigbar, stellte die Agentur fest. Sollten gleich mehrere Länder in Schwierigkeiten geraten, seien zudem Austritte aus dem Euroraum denkbar. Eine solche Eskalation der Krise würde sich laut Moody's negativ auf die Kreditwürdigkeit aller Länder im Währungsraum und in der Europäischen Union auswirken.

Darüber hinaus kündigte die Agentur an, die Gesamtsituation im Währungsraum einer neuen Bewertung zu unterziehen. Sollte die Politik nicht zeitnah weitere Schritte zur Stabilisierung der Lage ergreifen, könnten letztlich alle Ratings im Euroraum und möglicherweise auch in der EU unter Druck geraten. Eine derartige Neubewertung soll bis zum ersten Quartal 2012 abgeschlossen sein.

OECD sieht Euroraum vor Rezession

Sorgen macht sich auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Sie warnt vor einem Ausweiten der Schuldenkrise und fordert ein stärkeres Eingreifen der Europäischen Zentralbank (EZB). Ein „größeres negatives Ereignis“ in der Eurozone könnte „verheerende“ Auswirkungen für die Wirtschaft weltweit haben, mahnte die OECD am Montag in Paris in ihrem neuen Wirtschaftsausblick. Deshalb sollten sich die Verantwortlichen auf „das Schlimmste“ vorbereiten und die EZB solle notfalls eingreifen. Für die gesamte Euro-Zone sieht die OECD eine „milde Rezession“.

Dem Wirtschaftsausblick zufolge geht die OECD für 2012 von einem Wachstum von nur noch 0,2 Prozent für die Eurozone aus. Im Mai hatte sie noch zwei Prozent Wachstum vorhergesagt. Für Deutschland rechnet die OECD im nächsten Jahr mit einem Plus des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 0,5 Prozent. 2013 soll es dann wieder aufwärts gehen mit 1,9 Prozent Wachstum in Deutschland. Die französische Wirtschaft werde nur um 0,3 Prozent wachsen. Frankreich selbst hatte seine Wachstumsprognose für das kommende Jahr Ende Oktober von 1,75 auf nur noch 1,0 Prozent gesenkt.

Bundesregierung will nicht über Elite-Bonds gesprochen haben

Die Bundesregierung dementiert unterdessen einen Bericht, wonach sie gemeinsame Anleihen mit fünf weiteren besonders kreditwürdigen Euro-Ländern erwägt. „Es gibt keine Planungen für 'Triple A'-Bonds oder 'Elite-Bonds' wie in dem Artikel dargestellt“, teilte das Finanzministerium zu einer Meldung der Tageszeitung „Die Welt“ mit.

Dies sei auch kein Thema gewesen beim Treffen von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) mit seinen Amtskollegen aus Finnland und den Niederlanden am vergangenen Freitag. „Derartige Diskussionen gibt es auch nicht mit unseren britischen Kollegen“, hieß es weiter.

Die Zeitung „Die Welt“ hatte unter Berufung auf nicht näher genannte EU-Diplomaten berichtet, mit den gemeinsamen Anleihen könnten nicht nur Schulden der sogenannten Triple-A-Länder - neben Deutschland auch Frankreich, Finnland, die Niederlande, Luxemburg und Österreich - finanziert werden, sondern gegen strenge Auflagen auch Hilfen für Krisenländer wie Italien und Spanien. (dpa/AFP)

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