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... fängt den Wurm. Das trifft allerdings nicht immer zu. Langschläfer können abends durchaus erfolgreicher arbeiten als morgens.

© picture alliance / dpa

Motivation im Beruf: Der frühe Vogel...

Sprichwörter sind kurze Alltagsweisheiten, die auf lange Erfahrungen zurückgehen, heißt es. Was man im Berufsleben davon hat, sich das eine oder andere immer wieder einmal ins Gedächtnis zu rufen.

Sie haben sich vorgenommen, im neuen Jahr beruflich voranzukommen? Sie wollen sich weiterqualifizieren? Sich mehr engagieren? Neue Aufgaben übernehmen? Stress abbauen? Arbeit und Beruf besser in Einklang bringen? Bei allen Widerständen des Alltags ist es nicht leicht, durchzuhalten bei der Verwirklichung solcher Ziele und nicht gleich die so genannte „Flinte ins Korn zu werfen“. Manchmal können dabei kleine Sprüchlein, Phrasen, Alltagsweisheiten helfen. Ruft man sie im richtigen Moment ab, machen sie Mut, trösten, stärken, wie eine Hühnersuppe bei Grippe.

Ein Sprichwort ist ein kurzer Satz, der sich auf lange Erfahrung gründet, soll der spanische Nationaldichter Miguel de Cervantes gesagt haben.

„Das Gute oder auch das Schlechte an diesen Weisheiten ist ja, dass sie so allgemein sind, fast überall passen und daher eigentlich nirgends“, sagt mit einem Augenzwinkern Matthias Nöllke, Autor des Buches „Vielen Dank an das gesamte Team: 111 unvermeidliche Sätze fürs Berufsleben.“ Doch welche Sprüche taugen für die Arbeitswelt? Und wie viel Wahrheit steckt tatsächlich in ihnen?

ERST DIE ARBEIT, DANN DAS VERGNÜGEN

Dazu fällt dem Münchner Kommunikationsexperten Nöllke gleich ein weiterer Spruch ein: „Dienst ist Dienst. Schnaps ist Schnaps“, sagt er. Beides dürfe man nicht vermischen. „Aber wenn erst die Arbeit kommt, dann kommt halt irgendwann auch das Vergnügen.“

„An dem Spruch ist was dran“, findet auch die Hamburger Karriereexpertin Svenja Hofert. Sie hält es für ungesund, dass Arbeit und Freizeit zunehmend vermischt werden, viele Menschen immer erreichbar sind und nie abschalten. Sich anzustrengen und konzentriert zu arbeiten gelinge leichter, wenn man sich danach auf etwas freuen könne.

LEHRJAHRE SIND KEINE HERRENJAHRE

„Ein ziemlich angejahrter Spruch, mit dem man sich als Spaßbremse outet“, findet Matthias Nöllke. „Diese Lebensweisheit der Altvorderen verfolgt das Ziel, die Jungen auf ihre Plätze zu verweisen, nach dem Motto: Du hast hier noch nichts zu melden.“

Man kann also aus dem Spruch nichts lernen? Doch, sagt Svenja Hofert. „Selbst für die selbstbewusste Generation Y trifft dieses Sprichwort zu. Denn Lernen heißt immer auch, sich ein Stück weit unterzuordnen und anzupassen. Und das gilt nicht nur für die Ausbildung, sondern für das gesamte Berufsleben.“ Als wirklicher Trostspender funktioniere der Spruch also gerade für Berufseinsteiger nicht.

OHNE FLEISS KEIN PREIS

„Die meisten Menschen bekommen nichts geschenkt und haben hart für ihren Erfolg gearbeitet. Es gibt nur ganz wenige Ausnahmen, die ohne großartiges Engagement weiter gekommen sind und denen alles in den Schoß gefallen ist“, sagt Svenja Hofert. Auch wenn heutzutage Coaches und Trainer gerne behaupten, dass eine ausgefuchste PR-Strategie für das berufliche Fortkommen die halbe Miete sei, komme man ohne eigene Leistung in keinem Job voran.

„Fleiß ist ein ziemlich altmodischer Begriff“, findet Matthias Nöllke. Aber das Prinzip sei weiterhin gültig. Vielleicht müsse es auch gar kein Widerspruch sein, wenn man behaupte: „Klappern gehört zum Handwerk“. Dazu fällt ihm gleich ein Gegenspruch ein, ein Sprichwort aus Korea: „Dosen, die klappern, sind leer.“

DER FRÜHE VOGEL FÄNGT DEN WURM

In Zeiten von Gleitzeitregelungen haben Frühaufsteher gut Lachen, wenn sie, noch bevor die Kollegen im Büro eintreffen, einen Haufen Arbeit erledigt haben. Ob man allerdings tatsächlich in den Morgenstunden produktiver ist als gegen Abend, ist eine Typsache – und abhängig von der individuellen biologischen Uhr.

Doch der Spruch kann auch anders interpretiert werden: Ein gutes Gespür für neue Trends und Entwicklungen kann essenziell sein für das Ergreifen beruflicher Chancen. Wer zum Beispiel „Abbaumaßnahmen“ im Betrieb früh wittert und sich rechtzeitig woanders bewirbt, hat deutlich bessere Chancen als die Kollegen, die bis zuletzt im alten Betrieb verharren, sagt Svenja Hofert.

GUTER ANFANG IST DIE HALBE ARBEIT

Sei es nun die Gliederung eines Buchvorhabens oder die gründliche Planung eines Projektes: Eine gute Vorbereitung erleichtert die Ausführung später enorm, meint Svenja Hofert und findet den Satz deshalb als Leitspruch tauglich.

Aus Matthias Nöllkes Sicht machen sich Sprücheklopfer mit dieser Phrase verdächtig. Schließlich sei ein gutes Engagement nicht nur am Anfang, sondern auch noch im laufenden Projekt wichtig. Sonst heiße es zum Schluss noch: „Als Tiger gestartet und als Bettvorleger geendet.“

BEISS NICHT DIE HAND, DIE DICH FÜTTERT

In bestimmten Situationen kann dieser oder ein verwandter Satz wie „Säge nicht an dem Ast, auf dem du sitzt“ als ein gut gemeinter Rat eines Kollegen verstanden werden, findet Matthias Nöllke. Wichtig sei aber zu fragen, was dahinter stecke. Ist es wirklich ein nett gemeinter Hinweis oder das Niederbügeln von Kritik? Dabei wollen viele Arbeitgeber gar nicht, dass ihre Untergebenen immer mit ihnen einer Meinung sind. So wird Ex-Bundespräsident Theodor Heuss der Ausspruch zugeschrieben: „Die Pflicht zum Widerspruch ist im Gehalt inbegriffen.“

Svenja Hofert hält es für wichtig, die Balance zwischen Loyalität und kritischer Distanz gegenüber dem Arbeitgeber zu wahren. Seiner eigenen Rechte sollte man sich dennoch bewusst sein.

FAKE IT, TILL YOU MAKE IT

Tue so, als wenn Du es kannst, dann wirst Du es bald können. Matthias Nöllke kann dem Satz durchaus etwas abgewinnen. Wie „Aller Anfang ist schwer“ kann es erleichtern, erst einmal mit einer Aufgabe anzufangen, auch wenn vielleicht noch die Erfahrung fehlt. Der Anspruch, alles von Beginn an perfekt zu machen, könne nämlich auch hinderlich sein.

Auch Svenja Hofert hält es für legitim, so zu tun, als ob man etwas gut kann, bis man es wirklich drauf hat. Selbstbewusst zu wirken und Unsicherheit mit Gelassenheit zu überspielen sei sogar eine Eigenschaft, die im Berufsleben gefragt ist. So berichtete ihr eine Klientin von einem Feedback auf ihr Bewerbungsgespräch: „Es hat mir gefallen, wie sie ihre Nervosität am Anfang überspielt haben“, sagte der zukünftige Chef. Die Fähigkeit, nicht zu zeigen, dass sie unsicher sei, könne sie sicher später auch gut im Kundengespräch gebrauchen.

Svenja Hofert hat sich für das neue Jahr vorgenommen, öfter mal auf eine Redewendung aus ihrer alten Heimat Köln zu hören. Dort würde man statt „Fake it till you make it“ vielleicht „Alle Fünfe gerade sein lassen“ sagen. „Man muss nicht immer alles so super genau nehmen. 80 Prozent Aufwand reichen oft auch“, sagt sie.

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