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Wirtschaft: Münchener Rück hält Stürmen stand

Verkauf von Beteiligungen gleicht enorme Belastung durch Naturkatastrophen aus/Höhere Risikoprämien

Düsseldorf/München Die letzten Wirbelstürme haben in den Büchern der Münchener Rück tiefe Spuren hinterlassen. Unter dem Strich erzielte der weltgrößte Rückversicherer im dritten Quartal jedoch ein deutlich höheres Ergebnis als im Vorjahreszeitraum. Dank hoher außerordentlicher Erträge steigerte der Konzern den Quartalsgewinn auf 513 Millionen Euro, nach 386 Millionen Euro im Vorjahr. Die gewaltigen Schäden durch „Katrina, „Wilma“ und weitere Hurrikane haben das Ergebnis der Gruppe brutto mit 1,5 Milliarden Euro belastet, die Schaden-Kosten-Quote stieg im Quartal auf einen Rekordwert von 124,6 Prozent an. Ein Wert über 100 besagt, dass Schäden und Kosten durch die Prämieneinnahmen nicht mehr ausgeglichen werden. Controlling-Chef Jörg Schneider sprach von einer historisch einmaligen Belastung durch Naturkatastrophen. Einen ähnlich schlechten Wert hatte die Münchener Rück in ihrer 125-jährigen Geschichte nur ein einziges Mal verkraften müssen: nach den Terrorattacken auf das World Trade Center im Jahr 2001. Trotz der außergewöhnlichen Sturmsaison hält die Münchener Rück an ihrem Jahresziel einer Eigenkapitalrendite von zwölf Prozent fest. Das würde einem Gewinn von ungefähr 2,6 Milliarden Euro entsprechen.

Mit der vorsichtigen Bestätigung des Jahresziels heben sich die Münchener von wichtigen Konkurrenten wie Swiss Re und Hannover Rück ab, die ihre Prognosen aufgrund der Stürme revidiert hatten. Der Vorstand zeigte sich deshalb auch nicht unzufrieden mit dem Ergebnis. In der Breite sei das Versicherungsgeschäft gut verlaufen, sagte Schneider und verwies auf das gute Abschneiden der Erstversicherungsgruppe Ergo, in der die Münchener Rück unter anderem ihre Töchter Victoria und Hamburg-Mannheimer gebündelt hat. Dass die Wirbelstürme keine tieferen Spuren in der Bilanz hinterlassen haben, ist aber in erster Linie dem Verkauf von Beteiligungen zu verdanken. So brachte der Verkauf von Allianz-Aktien 563 Millionen Euro.

Gespannt warten die Beobachter nun auf die Ergebnisse der Vertragsgespräche zwischen Rückversicherern und ihren Erstversicherungskunden. Im Markt heißt es, die Rückversicherer dürften sich mit ihren Preisvorstellungen weitgehend durchsetzen. So sind Prämien für die Einzelrisiko-Versicherung von Ölplattformen bereits um bis zu 400 Prozent teurer geworden. Für die kommenden Jahre stellt sich die Münchener Rück auf weitere Großschäden ein. Dafür spreche die Warmwetterperiode, die 1995 begonnen hat und schwere Wirbelstürme begünstigte. „Wir gehen von einer sehr viel höheren Gefährdungslage als vor 1995 aus“, sagte Risiko-Vorstand Torsten Jeworrek. Grundsätzlich blieben „Hurrikane versicherbar“; es komme auf den Preis an. cd/cha/HB

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