zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Münzen in Mode

Steigende Rohstoffpreise locken Renditejäger – was die Kenner jetzt kaufen.

Von Carla Neuhaus

„Vor fünf Jahren wollte kaum jemand den Krügerrand haben“, erinnert sich Marianne Senger, Seniorchefin im Tempelhofer Münzenhaus. Dabei kostete die südafrikanische Anlagemünze aus Gold damals nur gut 500 Euro. „Heute liegt der Preis bei 1300 Euro und die Münzen werden uns nur so aus den Händen gerissen.“ Es sind gute Zeiten für Münzhändler wie das Berliner Familienunternehmen. Denn Münzen sind längst nicht mehr nur etwas für Sammler, auch unter Anlegern gewinnen sie an Beliebtheit.

Wie Barren profitieren Münzen von der immer noch hohen Nachfrage nach Gold, die vor allem vom geringen Zinsniveau und der Angst vor Inflation getrieben wird. 38 Prozent der Anleger erwägen derzeit den Kauf von Gold, heißt es in einer aktuellen Untersuchung der DZ Bank. Allein seit Jahresbeginn ist der Preis des Edelmetalls um 14 Prozent gestiegen und soll noch weiter nach oben klettern. Liegt der Kurs für eine Feinunze schon jetzt bei 1786 Euro, könnte er bis Jahresende 1950 Euro erreichen, prognostiziert Gabor Vogel, Analyst bei der DZ Bank.

Im Gegensatz zu Barren sind Münzen vor allem für Anleger interessant, die nur kleine Beträge in Edelmetall investieren wollen. Auch gelten sie als fälschungssicherer. Allerdings eignet sich nicht jede Münze auch zur Geldanlage. „Vor allem macht es einen Unterschied, ob Sie eine klassische Anlagemünze oder eine Sammlermünze wählen“, sagt Heiko Ganß, Geschäftsführer beim Handelshaus Pro-Aurum in Berlin.

Anlagemünzen, auch Bullionmünzen genannt, werden in großer Stückzahl geprägt. Sie sind deshalb für Sammler wenig interessant und dienen in erster Linie als Anlageobjekt. Besonders oft wird der südafrikanische Krügerrand verkauft, die älteste Goldanlagemünze der Welt. Beliebt sind aber auch der kanadische Maple Leaf oder der Wiener Philharmoniker. Ihr Wert hängt rein vom tagesaktuellen Kurs des Edelmetalls ab.

Für Sammlermünzen ist dagegen vor allem wichtig, wie selten und wie begehrt sie gerade unter Sammlern sind. Für ein 20-Markstück von 1875, das den Herzog von Anhalt zeigt, sind Sammler zum Beispiel derzeit bereit, über 2000 Euro zu zahlen – dabei ist das enthaltene Gold gerade einmal 300 Euro wert.

Trotzdem sind auch Sammlermünzen für Anleger nicht ganz uninteressant, denn sie können bei einem späteren Verkauf sehr wohl einen Gewinn abwerfen. „Das 20-Mark-Goldstück haben wir 2007 für 1450 Euro versteigert, 2009 schon für 1800 Euro“, sagt der Berliner Münzhändler Matthias Senger.

Allerdings sollte sich, wer eine Sammlermünze kauft, gut beraten lassen. Denn Laien können nur schwer die Seltenheit der Münze einschätzen. Und: „Bei Sammlermünzen gibt es Modeerscheinungen“, warnt Senger. So seien derzeit vor allem Münzen aus Osteuropa und China gefragt. Ändert sich dieser Trend, kann das bedeuten, dass der Anleger die Münze nur mit Verlusten wieder verkaufen kann. Wer sich dennoch für ein Sammlerstück entscheidet, sollte auf die Qualität der Münze achten. „Jeder kleine Kratzer mindert den Wert“, sagt Heiko Ganß von Pro-Aurum.

Anlagemünzen sind dagegen unempfindlicher. Ihnen werden meist Metalle beigemischt, die die Münzen härter und damit weniger anfällig für Kratzer machen. Beim Krügerrand sind es zum Beispiel 2,83 Gramm Kupfer, die beigemischt werden und der Münze ihren markanten rötlich-goldenen Farbton geben. Deshalb sind Verbraucher mit klassischen Anlagemünzen in der Regel besser bedient. Auch lassen sie sich durch ihre weite Verbreitung schneller wieder verkaufen.

In ihren Heimatländern gelten Anlagemünzen jeweils als anerkanntes Zahlungsmittel. So ist auf fast allen ihr Nominalwert in der Heimatwährung aufgeprägt (eine Ausnahme ist der Krügerrand, auf dem stattdessen der Goldanteil vermerkt ist). Weil der Wert des Edelmetalls in der Regel deutlich über dem Nennwert liegt, zahlt in diesen Ländern aber kaum jemand tatsächlich mit ihnen.

„Außerdem gibt es die Münzen in unterschiedlicher Stückelung“, sagt Ganß. Für Goldmünzen sind zum Beispiel eine Unze, eine halbe, ein Viertel und ein Zehntel üblich. Allerdings sind die Kosten für die Prägung der Münze, das heißt für ihre Herstellung, fix. „Deshalb fallen die Prägekosten umso mehr ins Gewicht, je kleiner die Stückelung ist“, sagt Ganß.

Die meisten Anlagemünzen gibt es in Gold und Silber, einige auch in Platin und Palladium. Wer Münzen kaufen will, sollte sich daher genau überlegen, in welches Edelmetall er investieren möchte. Je größer die Preisschwankungen bei einem Metall, desto spekulativer ist die Anlage.

„Silber wird zum Beispiel stark von der Industrie nachgefragt“, sagt Gabor Vogel von der DZ Bank. „Deshalb sehen wir dort stärkere Ausschläge als beim Gold.“ Ähnliches gilt für Platin und Palladium, von denen ein Großteil in der Automobilindustrie benötigt wird. Durch die starken Schwankungen ist die Anlage in diese Edelmetalle eher etwas für risikobewusste Anleger. Gold ist dagegen recht unabhängig von der Konjunkturentwicklung. Nur etwa 15 Prozent des Goldes, das im Jahr auf den Markt kommt, wird von der Industrie für die Handyproduktion oder die Herstellung anderer elektronischer Geräte gebraucht.

Verbraucherschützer empfehlen trotzdem, auch beim Kauf von Gold zurückhaltend zu sein. Maximal fünf bis zehn Prozent ihres Vermögens sollten Anleger in dieses Edelmetall investieren. „Gold hat zwar den Vorteil inflationsunabhängig zu sein, aber es gibt keine Zinsen und die Rentabilität hängt rein vom Wiederverkaufswert ab“, sagt Peter Lischke, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Berlin.

Anleger sollten auch beachten, dass beim Kauf von Münzen je nach Edelmetall unterschiedliche Mehrwertsteuersätze gelten. Anlagemünzen aus Gold sind steuerfrei, auf Silbermünzen wird sieben Prozent Mehrwertsteuer erhoben, auf Platin und Palladium sogar 19 Prozent. Und: Wer die Münzen wieder verkaufen will, muss die sogenannte „Spekulationsfrist“ beachten. Das heißt: Werden die Münzen vor Ablauf eines Jahres wieder verkauft, ist der Gewinn einkommenssteuerpflichtig und muss in der Steuererklärung angegeben werden. Von der Abgeltungsteuer sind Edelmetalle dagegen ausgenommen.

Unabhängig für welches Edelmetall sich der Anleger entscheidet, gilt: „Sie sollten sich immer die Frage stellen, wofür die Anlage gedacht ist“, sagt Verbraucherschützer Lischke. Um zum Beispiel für das Alter oder den Hausbau zu sparen, sei Edelmetall ungeeignet. „Schließlich kann man sich nicht darauf verlassen, dass man die Münzen zu einem festgelegten Termin mit Gewinn verkaufen kann.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false