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Wirtschaft: Münzen, Moneten und Marktexperten

Reger Ansturm auf den Börsentag in Berlin.

Berlin - „Ich habe noch keine Aktien“, sagt Bärbel Murawski. „Aber ich bin hier, um mich darüber zu informieren. Mit 75 Jahren hat man ja nicht mehr so viel Zeit.“ Die Berliner Rentnerin lacht und streift weiter über die Ausstellungsfläche des Börsentags im Kongresszentrum am Alexanderplatz.

Nach der Premiere der Messe im vergangenen Jahr präsentierten hier am Samstag rund 70 Aussteller die neuesten Anlagemöglichkeiten: Die Bandbreite reicht von konventionellen Aktienpaketen über Fonds bis hin zu nachhaltigen und alternativen Investments. Auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) ist mit einem Stand vertreten. Rund 3000 Besucher zählen die Veranstalter – und Bärbel Murawski ist unter ihnen keine Ausnahme.

„Wir haben sehr viele ältere Besucher, das hat mich auch überrascht“, sagt Kent Gaertner, Geschäftsführer der Quadriga Communication GmbH und einer der Veranstalter des Börsentags. „Gerade Ältere interessieren sich für Anlagemöglichkeiten. Aber auch viele junge Besucher kommen: Leute, die ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen wollen.“

Einer der Jungen ist Daniel Eckert: Der 25-jährige BWL-Student aus Berlin geht zielgerichtet an den Stand der Bafin. Er ist bereits Betreiber eines Zertifikats, das so ähnlich wie ein Fonds funktioniert und an der Börse gehandelt wird. „Ich möchte eine Zulassung für die Finanzportfolioverwaltung haben“, sagt er. Eigentlich müsste er dafür eine dreijährige Führungserfahrung vorweisen. Von der Bafin möchte er nun wissen, ob es auch für ihn als Studenten eine Möglichkeit gibt, für die Vermögensverwaltung zugelassen zu werden. Die Bafin-Mitarbeiterin steckt ihm ihre Karte zu, alles Weitere per E-Mail. Geschäftsgespräche bleiben auf der Messe allerdings die Ausnahme: „Unser Angebot richtet sich vor allem an Privatanleger“, sagt Gaertner.

Für diese einzelnen Anleger gibt es parallel zum normalen Messebetrieb in den angrenzenden Räumen Vorträge von Anlageexperten: Sie tragen Titel wie „Beruf(ung) Trader“, „Acht Prozent Zinsen mit Energie, die nachwächst“ oder „Wie Sie die Schwarmintelligenz bei der Aktienanlage nutzen“. Den Abschlussvortrag hält Branchen-Star Markus Koch. Das Thema: „Kunstwerk Wall Street: Hokus, Pokus, Bullenmarkt“. Das eigentliche Highlight aber heißt „Big Phil“, die angeblich größte Goldmünze der Welt: 31 Kilogramm schwer, mit einem Durchmesser von 37 Zentimetern, wird sie auf der Messe ausgestellt. Durch den steigenden Goldpreis beträgt ihr Wert mittlerweile knapp eine Million Euro. Ein Fantasiebetrag wird mit einem Mal vorstellbar.

Der Zuspruch für den Börsentag steigt: Am Samstag kamen 400 Besucher mehr als im vergangenen Jahr, und auch die Zahl der Aussteller ist deutlich gestiegen. Der Veranstalter Gaertner erklärt sich diese Entwicklung unter anderem mit dem Wunsch der Besucher, sich wie bei „Big Phil“ die virtuellen Summen der Börsenwelt vorstellen zu können: „Wenn Sie heute Aktien kaufen, haben Sie ja nichts mehr in der Hand“, sagt er. „An den Ständen können Sie noch anfassen, was Sie investieren.“ Fritz Zimmermann

Fritz Zimmermann

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