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Wirtschaft: Musikbranche: Berlin wird zur Hauptstadt der Töne

400 Meter roter Teppich, 150 Limousinen, 1200 Flaschen Champagner und 3000 Partygäste - am kommenden Donnerstag feiert die Musikszene bei der Echo-Verleihung in Berlin ihre Stars und Sternchen. Stimmgewaltige Größen wie Tom Jones, Peter Maffay und Britney Spears stehen auf der Nominierungsliste für den Musikpreis der deutschen Phono-Akademie, der in einem Atemzug mit dem amerikanischen Grammy und dem Brit Award genannt wird.

400 Meter roter Teppich, 150 Limousinen, 1200 Flaschen Champagner und 3000 Partygäste - am kommenden Donnerstag feiert die Musikszene bei der Echo-Verleihung in Berlin ihre Stars und Sternchen. Stimmgewaltige Größen wie Tom Jones, Peter Maffay und Britney Spears stehen auf der Nominierungsliste für den Musikpreis der deutschen Phono-Akademie, der in einem Atemzug mit dem amerikanischen Grammy und dem Brit Award genannt wird. Erstmalig findet das Medienspektakel an der Spree statt und bedeutet nicht nur für die Berliner Kulturlandschaft eine Bereicherung - auch die Musikwirtschaft profitiert.

"Die Echo-Verleihung ist ein wichtiger Impuls für den Standort Berlin", sagt Jochen Leuschner, Geschäftsführer von Sony Music Deutschland. Sony Music, mit einem Umsatz von 541 Millionen Mark eines der größten deutschen Tonträgerunternehmen, bezog im Sommer 2000 seinen Firmensitz aus Stahl und Glas am Potsdamer Platz. Berlin sei auf dem besten Wege, sich zu einem Schmelztiegel für Kreative aller Genres zu entwickeln, begründet Leuschner die Standortwahl. "Diesen Boom in der Hauptstadt wollen wir mitgestalten." Innerhalb der Berliner Kulturwirtschaft gibt mittlerweile das Musikgeschäft den Ton an. Im Vergleich zur Filmbranche und den Buchverlagen verzeichnete die Musikwirtschaft in den vergangenen Jahren mit einer Umsatzsteigerung von 15 Prozent das stärkste Wachstum. Derzeit setzt Berlins Musikwirtschaft jährlich 660 Millionen Mark um. Davon erwirtschaftet allein die Tonträgerproduktion 220 Millionen Mark. Der Löwenanteil geht hier auf das Konto der Hauptakteure BMG Berlin Musik und Sony Music.

Aber auch in Berlins Hinterhöfen spielt die Musik: Denn häufig entstehen die gewinnbringenden Trends in den Aufnahmestudios der kleinen Labels. Der Tausendsassa unter den 50 Labels, die in der Hauptstadt produzieren, ist die Plattenfirma "Vielklang". Ursprünglich startete Vielklang 1983 als Punk-Label. Dann erlebte Berlin Ende der 80er Jahre die Morgendämmerung des Technokults. Vielklang-Geschäftsführer Jörg Fukking erkannte die Zeichen der Zeit und gründete das Techno-Tochterunternehmen "Low Spirit". Mittlerweile vereint die Kreuzberger Musikproduktion fünf Labels in den Sparten Pop-Rock bis Ska unter sich und setzt jährlich eine Million Mark um.

In der Berliner Musikbranche gibt es rund 430 Unternehmen, darunter 60 Musikverlage, 50 Tonstudios und über 250 Clubs. 1500 DJs heizen hier der tanzwütigen Masse ein. Doch die Clubs sind mehr als nur Tanztempel, sie sind auch Brutstätte neuer Musikstile. Deutschlandweit gilt Berlins Clubkultur als einmalig, nicht zuletzt aufgrund ihrer Historie. "Nach dem Mauerfall gab es viel Brachfläche und leerstehende Industriehallen, die von den Kulturschaffenden erobert wurden", berichtet Carolin Beddermann, Geschäftsführerin von Musik und Maschine. Günstige Räumlichkeiten und ein hohes Maß an Entfaltungsmöglichkeit haben Berlin zum Mekka für Kreative werden lassen. Derzeit sind in der Hauptstadt 20 000 professionelle Musiker aktiv.

Symbolisch für Berlins Aufstieg in der Musikszene ist die Geschichte der Loveparade. Im Juli 1989 zogen 150 Leute hinter einem Truck über den Kurfürstendamm und tanzten unter dem Motto "Friede, Freude, Eierkuchen" zu Techno-Rhytmen. Heute säumen mehr als eine Million Raver Berlins Straßen, wenn über fünfzig Paradewagen vom Ernst-Reuter-Platz zum Brandenburger Tor ziehen. Das gigantische Musik-Ereignis beschert allein der Berliner Clubszene Einnahmen von 50 Millionen Mark.

Auch der Berliner Senat für Wirtschaft und Technologie hat die wachsende Bedeutung der Musikwirtschaft erkannt. Im Rahmen der Initiative "Projekt Zukunft" hat die Senatsverwaltung die Brancheninitiative Musikwirtschaft ins Leben gerufen. "Ziel ist es, ein Netzwerk zwischen den großen etablierten und kleinen Unternehmen zu schaffen und so die Kommunikation unter den Marktakteuren zu verbessern", beschreibt Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner das Konzept. Im vergangenen Jahr vergab der Senat Fördermittel in Höhe von zwei Millionen Mark an die Unternehmen der Musikwirtschaft. Ebenso ist die Förderung des musikalischen Nachwuchs Programm. "In Berlins Musikschulen werden über 40 000 Schüler unterrichtet und an den Universitäten gibt es 3500 Musikstudenten", sagt Branoner. Damit steht Berlins Zukunft als Hauptstadt der Musik nichts im Wege.

Dagmar Rosenfeld

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