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Wirtschaft: Muss der Stadtreinigungs-Chef gehen?

Gerüchte um Ablösung des Vorstandschefs – eine Nachfolgerin gäbe es schon

Berlin - Bei der Berliner Stadtreinigung (BSR) könnte es in Kürze einen Wechsel in der Chefetage geben. Vorstandschef Gerhard Gamperl soll Gerüchten zufolge in einer Aufsichtsratssitzung in der kommenden Woche abgelöst werden. Gut informierten Kreisen zufolge hat er den Machtkampf gegen die im BSR-Vorstand für Abfallwirtschaft und Reinigung zuständige Vera Gäde-Butzlaff verloren. Sie gilt als designierte Nachfolgerin von Gamperl. Der war vor gerade zwei Jahren von Wirtschaftssenator Harald Wolf in den BSR-Chefsessel gehoben worden.

„Zu diesem Thema äußern wir uns nicht in der Öffentlichkeit“, sagte Christoph Lang, Sprecher der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen. Die Entscheidung über die Besetzung der Vorstandsposten sei Sache des Aufsichtsrats. Auch den Termin für die nächste Sitzung des Kontrollgremiums, in dem Senator Harald Wolf sitzt, wollte Lang nicht verraten.

Zu einem möglichen Zusammenhang der Personalie mit etwaigen Forderungen des Finanzamtes gegen die BSR wollte sich Lang auch nicht äußern. Nach dessen Angaben sei gegenwärtig noch völlig unklar, wie diese Gespräche ausgehen werden. Dabei gehe es um die steuerliche Behandlung von Einnahmen der BSR aus der Entsorgung von Gewerbeabfällen. Es sei ein „Problem an der Schnittstelle zwischen Steuern und Gebührenrecht“. Die Klärung von Fragen dieser Art sei „bei einem Unternehmen in der Größenordnung der BSR“ an der Tagesordnung. Eine Auswirkung auf die Gebühren der BSR habe dies nicht.

Bei der Berliner Stadtreinigung will man sich zu der Diskussion um Vorstandschef Gamperl nicht äußern.

„Die in der Öffentlichkeit gehandelten Gründe für eine Ablösung des BSR-Chefs klingen reichlich konstruiert“, sagte Felicitas Kubala, Entsorgungsexpertin der Grünen auf Anfrage. Deshalb „würde eine solche Entscheidung auf den Wirtschaftssenator zurückfallen“. Wolf habe bei seinen Personalentscheidungen offenbar keine glückliche Hand. Erst vor zwei Jahren sei die ganze Chefetage der Berliner Stadtreinigung ausgetauscht worden. Die neuerliche Personalie bringe nun wieder Unruhe in das Unternehmen. Zur heutigen Besetzung der Chefetage war es nach dem Rücktritt des langjährigen BSR-Chefs Peter von Dierkes gekommen. In die Diskussion geriet der landeseigene Betrieb einige Zeit nach Dierkes Abschied, weil zu viel kassierte Gebühren nicht zeitnah an die Berliner Haushalte erstattet worden waren.

Der SPD-Abgeordnete Daniel Buchholz sagte auf Anfrage: „Wenn es einen zwingenden Grund für die Abberufung von Gamperl gibt, dann wird der Wirtschaftssenator diesen nach der Aufsichtsratssitzung transparent machen müssen.“ Die Besetzung des BSR-Vorstandes sei „eine öffentliche Angelegenheit“.

Hinter vorgehaltener Hand ist zu hören, dass der BSR-Vorstand aus Wien im Umgang mit den Mitarbeitern des „Urberliner Betriebs“ seine Schwierigkeiten gehabt und bei Betriebsversammlungen deshalb nicht immer eine gute Figur gemacht habe. Darin sehe Gamperls Rivalin, die als ambitioniert und clever gilt, nun offenbar ihre Chance auf den Chefsessel.

Die Managerin gibt sich gern aufgeschlossen und zupackend: Für eine TV-Reportage stieg sie selbst auf einen orangefarbenen BSR-Wagen und leerte Mülltonnen. Auch politische Händel sind ihr bestens vertraut: Sie saß als Staatssekretärin im Ministerium für Raumordnung, Landwirtschaft und Umwelt von Sachsen-Anhalt. Die Berliner Besonderheiten kennt sie gut: Sie studierte in der Stadt Jura, war ab 1983 in der Senatsverwaltung für Inneres tätig, bevor sie 1985 zur Berliner Justiz wechselte. Nach knapp achtjähriger Tätigkeit beim Verwaltungsgericht übernahm sie 1994 den Vorsitz beim Verwaltungsgericht Frankfurt an der Oder, einer für Bau, Umwelt und Naturschutz zuständigen Kammer. Vera Gäde-Butzlaff saß im BSR-Vorstand schon kurz vor Gamperls Berufung.

Doch auch der Diplom-Ingenieur hat ausgezeichnete Referenzen: Bevor er die Geschäfte bei den Wiener Stadtwerken leitete, war er beim Konzern Asean Brown Boveri (ABB) tätig. Gamperl war außerdem bei einem weiteren Abfallentsorger beschäftigt. Er schloss zwei Studiengänge ab: einen an der Wirtschaftsuniversität Wien und einen an der Universität für Bodenkultur.

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