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Der kanadische Schienenfahrzeugherstellers Bombardier gehört zu den größten Arbeitgebern im sächsischen Bautzen mit 1250 Beschäftigten.

© Matthias Hiekel/dpa

Nach Clausnitz und Bautzen: Unternehmer fürchten um Wirtschaftsstandort Sachsen

Sachsens Unternehmer fürchten, dass sich die fremdenfeindlichen Übergriffe auch auf die wirtschaftliche Entwicklung ihres Bundeslandes auswirken. Nun soll eine Imagekampagne helfen.

Reinhard Pätz fürchtet um den guten Ruf, nicht um seinen, sondern um den des Wirtschaftsstandorts Sachsen. „Wir haben lange daran gearbeitet, als Musterländle wahrgenommen zu werden“, sagt Pätz, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) Ost. „Diesen Ruf drohen wir jetzt zu verspielen.“

"Gewaltiger Imageschaden"

Nicht nur die ausländerfeindlichen Angriffe in Clausnitz und Bautzen „bedeuten einen gewaltigen Imageschaden für Sachsen als Wirtschaftsstandort“. Mutterkonzerne und Geschäftspartner im In- und Ausland würden Bewegungen wie Pegida vielmehr bereits seit einiger Zeit kritisch beobachten, auch im Hinblick auf mögliche Investitionen und die Sicherheit von Fachkräften mit Migrationshintergrund.

Pätz und seine Kollegen anderer sächsischer Unternehmer- und Wirtschaftsverbände wollen deshalb ein Zeichen setzen. Vor wenigen Wochen haben sie sich im Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr mit Staatssekretär Stefan Brangs getroffen, um eine gemeinsame Kampagne für Willkommenskultur zu planen, die nicht nur nach außen wirkt – sondern auch nach innen, in die Betriebe hinein.

"Das interessiert die Leute leider nicht"

Denn die Menschen, die bei Pegida mitlaufen oder sich zu ausländerfeindlichen Mobs zusammenschließen, dürften teilweise in den Unternehmen beschäftigt sein, die nun um den Ruf des Standorts Sachsen fürchten. Sie schaden sich am Ende also selbst, „aber das interessiert diese Leute leider nicht“, sagt Hartmut Bunsen, Präsident des Unternehmerverbands Sachsen und Geschäftsführer der Messeprojekt GmbH.

Konkrete Ergebnisse gibt es nach dem Treffen, bei dem unter anderem der Verband Silicon Saxony, der Verband der Sächsischen Metall- und Elektroindustrie, der Arbeitgeberverband Nordostchemie und die Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft dabei waren, noch nicht. „Doch die jüngsten Anschläge zeigen leider, dass es eilt“, betont Pätz.

Das Investitionsvolumen schrumpft

Konkrete Zahlen dazu, ob Investitionen in Sachsen wegen Pegida und ausländerfeindlicher Anschläge bereits rückläufig sind, gibt es nach Angaben des Wirtschaftsministeriums noch nicht. Allerdings seien die Investitionen, die im Rahmen zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur gefördert wurden, zurückgegangen: 2015 betrug das Volumen der geförderten Investitionen rund 573 Millionen Euro, rund 1900 Arbeitsplätze wurden in diesem Zusammenhang neu geschaffen, rund 8600 gesichert.

2014 hatte das Investitionsvolumen noch 1,6 Milliarden Euro betragen bei Schaffung von rund 4500 Arbeitsplätzen, rund 14 500 Arbeitsplätze wurden gesichert. Dieser Rückgang ist nach Angaben des Ministeriums auch mit einer Änderung des EU-Beihilferechts zu erklären, die eine Förderung für große Unternehmen deutlich erschwert habe. Es sei jedoch nicht auszuschließen, dass sich auch das ausländerfeindliche Klima negativ auf die Investitionen ausgewirkt hätte.

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